Die kurdischen Vertriebenen nicht vergessen!

von Mehmet Sahin

In der ersten Hälfte des Februar 2005 hat Pro Humanitate e.V. wieder ein humanitäres Hilfsprojekt "Lebensmittelnothilfe für kurdische Binnenvertriebe in Van" erfolgreich durchgeführt und an insgesamt 711 Familien bzw. Haushalte (etwa 6.500 kurdische Vertriebene und Flüchtlinge) in 22 Stadtvierteln Lebensmittel verteilt.

Wie öfters beschrieben ist, ist die Lage der aus ihren Siedlungsgebieten vertriebenen Menschen dramatisch. Sie leben am Stadtrand in kläglichen Lebensverhältnissen bei eisigen und schneereichen Wintertemperaturen unter Minus 10-15 Grad Celsius.

Häuser ohne feste Türen und Fenster sowie ohne Verputz und dichtem Dach; Zimmer ohne Ofen und Heizkörper; Küchen ohne Lebensmittel und sauberes Wasser; Menschen, Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche und heranwachsende Mädchen mit für den Winter nicht geeigneter Bekleidung sind nicht zu übersehen und bilden den festen Bestandteil der Lebensverhältnisse der Vertriebenen in Türkisch-Kurdistan.

Taschentuch verkaufende Kinder, deren Tageslohn nicht einmal 1 Mio. TL (umgerechnet 60 Cent) erreicht; Schuhputzende Jugendliche ohne Mäntel und mit Gummischuhen, deren Gewinn die 2 Mio. Grenze nicht überschreitet, gehören zum Straßenbild in Van.

"Weil wir von unseren Dörfern vertrieben wurden, fristen wir ein elendes Dasein in Hoffnungslosigkeit. Wir sind hungrig, unbekleidet, heimatlos und allen Eigentums beraubt. Weil unsere Dörfer entvölkert wurden und die Menschen in die Städte drängten, können wir keine Arbeit finden", berichtete ein Vertriebener im Rheinischen Merkur am 23. September 2004.

Obwohl die Fakten, wie oben kurz dargestellt sind, obwohl die Lageberichte des Auswärtigen Amtes und die jährlichen Fortschrittsberichte der Europäischen Union bescheinigen, dass die Lage der Binnenvertriebenen nach wie vor kritisch sei und viele Menschen unter prekären Bedingungen leben, haben die Mitarbeiter von Pro Humanitate Ende 2004 bitter erfahren können, wie die zwischenstaatlichen Beschlüsse im Konkretfall nachteilig für die Habenichtse wirken. Da von der EU der Türkei Beitrittsverhandlungen angeboten wurden, sagte Berlin, dass in einem EU-Kandidatenland keine Not herrschen darf, somit auch keine Not- und humanitäre Hilfe in Frage käme.

Genau dieser Zielgruppe der Inlandsflüchtlinge versucht Pro Humanitate seit 1996 zu helfen. Von der letzten Aktion im Februar 2005 haben insgesamt 711 kinderreiche kurdische vertriebene Flüchtlingsfamilien und kurdische Flüchtlinge aus dem Iran, dass heißt über 6000 Menschen profitiert.

Ohne die tatkräftige Unterstützung der Missionszentrale der Franziskaner, des Diakonischen Werkes und Kindermissionswerkes in Aachen, von Misereor und medico international konnte diese Nothilfe nicht geleistet werden, die vor allem der Überbrückung der Wintermonate mit Lebensmitteln zur Bekämpfung von Krankheiten und Kindersterblichkeit aufgrund von Mangelernährung und Kälte diente.

Pro Humanitate e.V. bittet um Spenden, damit die seit 1996 begonnene humanitäre Nothilfe für Vertriebenenfamilien weiterhin aufrecht erhalten werden kann. Mit einer Spende in Höhe von 35 kann ein Schulkind eingekleidet werden. Mit einer Spende von 40 kann eine kinderreiche vertriebene Familie mit 50 kg Mehl, je 5 kg Reis, Speiseöl, Zucker, Linsen, Weizengrütze, Nudeln und Tomatenmark unterstützt werden, um so die Not zu lindern.

Pro Humanitate e.V. hat vor, einigen kinderreichen Vertriebenenfamilien im Raum Hakkari Solarkocher zur Verfügung zu stellen, da Holz knapp und Strom teuer ist und die Sonne ab März bis November kostenlos Energie und Wärme schenkt. Nach unseren Recherchen haben wir erfahren, dass die Sonne als Energiequelle zu nutzen in der Türkei in den Anfängen steht. Wenn wir schaffen, dieses Projekt in die Praxis umzusetzen, wird es einmalig in der Türkei und dem Kurdengebiet sein und auch als Pilotprojekt für nachfolgende Initiativen dienen.

Pro Humanitate e.V., Postfach 90 31 70, 51124 Köln, Tel: 02203-126 76, Fax: 126 77, Pro-Humanitate [at] t-online [dot] de

Spendenkonto: Pro Humanitate e.V., Kontonummer: 10 262 533, BLZ 370 501 98 bei der Stadtsparkasse Köln. Spenden sind steuerlich abzugsfähig. Bitte, Absender und Anschrift deutlich angeben!
 

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