Eine Eliteeinheit reist mit der Vergangenheit in die Zukunft

Die Saarlandbrigade

von Roland Röder
Hintergrund
Hintergrund

Sie üben regelmäßig im türkischen Teil Kurdistans, noch regelmäßiger singen sie Nazilieder ("Rot scheint die Sonne"), sie sind bei allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr vertreten, bejubeln die Taten deutscher Fallschirmjäger im II. Weltkrieg und verherrlichen heute noch Eroberungsfeldzüge der Nazis. Sie sind eine der Einheiten, welche die neue Weltordnung erzwingen und erhalten sollen: Die Saarlandbrigade.

Für Deutschland rund um die Welt: Somalia, Türkei, Jugoslawien ...
"Die Saarlandbrigade mit ihren rund 2800 Soldaten gilt bei der Bundeswehr wegen guter Ausbildung und Ausrüstung, wegen ihrer Einsatzbereitschaft und ihrer Erfahrung in Kambodscha, Somalia, Iran und Ex-Jugoslawien als `Elite`" (Saarbr. Ztg. 1./2.4.99). Bis Mai 1998 war die Luftlandebrigade 26 (Saarlandbrigade), die zu Teilen zu den Krisenreaktionskräften (KRK) gehört, auf NATO-Ebene Teil der AMF (Allied Command Europe Mobile Force), der sogenannten NATO-Feuerwehr. Bisher war sie an allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr beteiligt und ist in drei saarländischen Kasernen (Lebach, Saarlouis, Merzig) und in Zweibrücken stationiert. Bereits im August 1996 nahmen Soldaten der Saarlandbrigade im Rahmen der IFOR (Friedensdurchsetzungs-Streitkräfte) an einem Einsatz in Kroatien teil. Auch die spektakulär inszenierte militärische Evakuierung von Zivilisten aus der albanischen Hauptstadt Tirana im März `97 wurde von dem Kommandeur der Brigade, Henning Glawatz, geleitet. Er gab den ersten Feuerbefehl in der Geschichte der Bundeswehr. "Ein idealer Offizier: Prinzipientreu, stringent, konsequent" (Stern, 14/97). Für Glawatz hat es sich gelohnt. Zum 1. April 1999 ist er von "Verteidigungsminister" Rudolf Scharping zum Brigadegeneral befördert worden.
 

Ein anderer Offizier der Saarlandbrigade, der Leiter des deutschen Somaliaeinsatzes 1993, Brigadegeneral Helmut Harff ist im Frühjahr `99 einer der Verantwortlichen der deutschen Soldaten in Mazedonien, die Teil der militärischen "Absicherung" des NATO-Angriffskrieges waren. Parallel zu den ersten Bombenabwürfen übte die Saarlandbrigade mediengerecht aufbereitet im April `99 die Evakuierung von Deutschen aus dem erfundenen Krisengebiet "Seeland".

Damit setzt die Brigade nahtlos die Tradition ihrer Auslandsmanöver fort. Im Rahmen von (NATO-) Manövern macht sie sich ca. alle zwei Jahre mit den klimatischen und geographischen Verhältnissen in der Türkei und der kurdischen Region vertraut. Dort, wo die türkische Armee in den letzten Jahren auch mit deutschen Waffen ca. 3.500 Dörfer zerstört hat und Millionen KurdInnen zur Flucht gezwungen hat.

Den Frieden "robust durchsetzen"
An der "Heimatfront" ist die Brigade in einen gesellschaftlichen Jubelkorso eingebunden. ParteipolitikerInnen und andere hofieren bei den ständig stattfindenden Beförderungen, die Presse berichtet brav. Vorläufig letzter Höhepunkt: Während die NATO Bomben auf Belgrad wirft, spielt die Bundeswehr Big Band am 5. Mai in einem der Brigadestandorte zum Tanz auf. Begleitet von einem etwas anderen Konzert der AKTION 3. WELT Saar am Veranstaltungsort werden die KonzertbesucherInnen auf die flotte Marschmusik der Big Band vorbereitet. Aktuell hält sich ein "Gefechtsverband in der Größe eines Fallschirmjägerbataillons" zum Einsatz im Kosovo nach dem Ende der NATO-Bombardierungen bereit. Man werde, so der balkanerprobte Kommandeur der Brigade, Brigadegeneral Glawatz, den Frieden "gegebenenfalls robust" durchsetzen (Saarbrücker Ztg. 12.6.99). Die Entwaffnung der UCK kann er damit nicht gemeint haben.

Ein ausführliches Infopaket gibt es gegen 5 DM (incl. Porto) bei: AKTION 3.WELT Saar, Weiskirchener Str. 24, 66679 Losheim, Tel 06872/9930-56, Fax 57. Besonders zu empfehlen ist auch eine aktuelle Zeitung zum 50 jährigen NATO-Jubiläum, die die AKTION 3.WELT Saar gemeinsam mit der SOZ, Köln, herausgegeben hat; 4 Seiten, Zeitungsformat, 0,20 DM. Gut zum massenhaften Bestellen und zur Auslage auf Büchertischen, Beilage in Verteilern etc.

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Roland Röder ist freier Journalist und aktiv in der AKTION 3. WELT Saar