Magdeburg August 2005

Ein Gelöbnis und seine Begleiterscheinungen

von Peter Schrader

Auf dem Magdeburger Domplatz legten am 25.08.05 380 Rekruten aus Sachsen-Anhalt und Thüringen ein "feierliches Gelöbnis" ab. Dabei waren schätzungsweise 500 Bürger auf dem Platz, Prominenz aus Politik sowie die Eltern der Rekruten auf der dafür aufgebauten Tribüne. Alle Zufahrtswege zum Platz waren mit Polizeizäunen (ca. 1,30m hoch) abgesichert, vor denen Militärpolizei postiert war, die den Durchgang für alle blockierten, die ihrem Feindbild eines Linken entsprachen.

Für den "normalen" Bürger war der Durchgang nur mit Taschenkontrolle möglich. Wie groß die Angst vor einer Störung war, bekam der potentielle Störer jedoch auch auf dem Platz zu spüren: Rucksackkontrollen, ständig Militärpolizei im Rücken, wenn man umherlief. So gelang es zwar einigen Antimilitaristen/Anarchisten/Kommunisten, mit einem Transparent auf den Domplatz zu gelangen, jedoch nicht, es zu entfalten, da sie ganz schnell von der Militärpolizei abgefangen wurden. Für das Friedensgebet der Magdeburger Domgemeinde und der "Frauen in schwarz" ließ die Bundeswehr Ruhe auf dem Platz sein (schaut her, wir sind ja auch für den Frieden). Man kann sagen, dass das Gelöbnis an sich störungsfrei verlief. Selbiges galt für den um 21 Uhr stattfindenden großen Zapfenstreich des Stabsmusikkorps und des Wachbattailon des Verteidigungsministeriums.

Ab 15.30 Uhr hatte die Antimilitaristische Initiative Magdeburg eine Kundgebung an der nahegelegenen Hauptpost angemeldet. Es wurden verschiedene Transpis aufgehängt mit Parolen der Radikalen Linken als auch der Friedensbewegung. Ein Büchertisch wurde aufgestellt und neben der abgespielten Musik gab es auch einige Redebeiträge. Die Beteiligung beschränkte sich jedoch auf max. 70 Personen (sozusagen nur Menschen, die zum Kern der Magdeburger Linken gehören). Es gab kaum Resonanz durch die Magdeburger Bürger, diese gingen vorbei oder sahen sich das Gelöbnis an. Die polizeilichen Auflagen sanktionierten stärkere Lärmgeräte, wie Gashupen. Die öffentlichen Medien nahmen uns leider so gut wie überhaupt nicht wahr. In der Magdeburger Volksstimme wurden wir lediglich in einem Kommentar erwähnt, auf eine Art und Weise, dass wir, glaub ich, lieber darauf verzichtet hätten.

Bernd Kaufholz schrieb u.a.: "Jeder konnte selbst entscheiden (gemeint sind die Magdeburger), wozu er sich hingezogen fühlte - zu Marsch, Gebet oder Pfeifen ... Dieses friedliche Nebeneinander von Welt- und politischen Anschauungen ist nur in einer Demokratie möglich. Demokratie, für die auch die Bundeswehr steht, die sie verteidigt. Die jungen Rekruten, die gestern auf dem Domplatz ihr Gelöbnis sprachen, sind Teil dieser Demokratie ..."

Widerlich!

Zum Einen gab es da kein Pfeifen, das Herr Kaufholz gehört haben möchte. Weiterhin haben wir an den von der Prügelpolizei massig ausgesprochenen Platzverweisen zu spüren gekriegt, für welch eine Demokratie die Bundeswehr steht.

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Peter Schrader ist aktiv in der Friedensbewegung in Magdeburg.