6x jährlich erscheint unser Magazin "FriedensForum" und berichtet über Aktionen, Kampagnen und Themen der Friedensbewegung. Gerne schicken wir dir ein kostenfreies Probeexemplar zu. Die nächste Ausgabe erscheint Ende April mit dem hochaktuellen Thema "Entspannungspolitik".
Ein Obdach für Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina
von
In Bosnien-Herzegowina tobt ein fürchterlicher Krieg. Hunderttausende werden aus ihrer Heimat vertrieben, befinden sich auf der Flucht vor Gewalt und Tod. Besonders Frauen und Kinder sind wieder einmal die Hauptleidtragenden. Oftmals besitzen sie nur noch das, was sie auf dem Leibe tragen. Ihre Wohnungen, Häuser, Dörfer sind zerstört. Die meisten haben Angehörige verloren. Ihnen blieb nur die Flucht als einziger Ausweg. Die deutsche Bundesregierung weigert sich, diese Flüchtlinge aufzunehmen. Menschliches Leid zählt nicht als Argument in der "großen Politik". Und daß nicht einmal vor fünfzig Jahren auch Hunderttausende Deutsche auf der Flucht waren und verzweifelt nach einer ne _uen Bleibe suchten, auch nicht.
Deshalb rufen wir auf:
NEHMEN SIE FLÜCHTLINGE AUS BOSNIEN BEI SICH AUF !
Überlegen Sie, ob Sie nicht Platz haben, um eine oder mehrere Personen bei sich wohnen zu lassen. Lassen Sie uns gemeinsam den Beweis antreten, daß wir, BürgerInnen in einem der wohlhabendsten Ländern der Erde, in der Lage sind, notleidenden Menschen ein Obdach zu schaffen. Die Friedensbewegung hat bereits in geringerem Umfang gute Erfahrungen gemacht mit der Aufnahme von Deserteuren aus dem ehemaligen Jugoslawien. Durch unsere lange Zusammenarbeit mit der Friedensbewegung in Slowenien, Kroatien, Serbien und Bosnien Herzegowina haben wir gute Kontakte, die uns bei diesem Projekt helfen können. Bitte füllen Sie den untenstehenden Abschnitt aus und schicken ihn an uns zurück. Sobald 1000 Personen ihre Bereitschaft erklärt haben, einen oder mehrere Flüchtlinge aufzunehmen, werden wir uns mit den Erklärungen an die Öffentlichkeit und die Regierung wenden und (wie wir es auch jetzt schon tun) die Öffnung der Grenzen und die Erteilung des Duldungsaufenthaltrechts in der BRD für alle Kriegsflüchtlinge fordern. Die Regierung behauptet, die "Aufnahmekapazitäten" seien erschöpft - mit Ihrer Bereitschaftserklärung können Sie das Gegenteil beweisen und gleichzeitig praktische Hilfe für Menschen in Not leisten.
ErstunterzeichnerInnen dieses Aufrufs sind folgende Organisationen: Arbeitskreis MIR Stuttgart, "AG Jugoslawien" im Netzwerk Friedenskooperative, Aktionsgemeinschaft Friedenswoche Minden, Bund für Soziale Verteidigung, DIE GRÜNEN, DIE GRÜNEN Kreisverband Minden-Lübbecke, DIE GRÜNEN Rheinland Pfalz, Evangelische Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der KDV, EAK Westfalen, Friedensausschuss der Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker), Friedensforum Nienburg, Friedenskotten Lippinghausen, Initiative für Frieden und Abrüstung, Internationaler Versöhnungsbund deutscher Zweig, Katholische Arbeitsgemeinschaft für KDV und ZD, Kurve Wustrow, Ohne Rüstung Leben, Pax Christi deutsche Sektion, Pax Christi Aachen, Pax Christi im Bistum Rottenburg-Stuttgart, Pax Christi Osnabrück, Senfkorn Christliche Friedensleute Minden, Werkstatt für Gewaltfreie Aktionen Baden
Rückmeldung:
O Ich / wir fordern die Bundesregierung auf, sofort die Grenzen für alle Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien, besonders aus dem vom Krieg verwüsteten Bosnien-Herzegowina zu öffnen. Allen Kriegsflüchtlingen, die zu uns wollen, soll in Deutschland die Aufenthaltsbefugnis erteilt werden.
O Ich / wir unterstützen diese Aktion und die Friedensarbeit im ehemaligen Jugoslawien mit einer Spende an den Bund für Soziale Verteidigung, Sparkasse Minden-Lübbecke, Konto-Nr. 89420814, BLZ 49050101, Stichwort "Flüchtlingsaufnahme" (Spenden sind steuerlich absetzbar. Für Spenden ab 100 DM senden wir Ihnen unaufgefordert eine Spendenbescheinigung. Für Spenden unter 100 DM gilt der Überweisungsträger als Beleg. Bitte geben Sie Ihren Namen und Ihre Anschrift gut leserlich auf dem Überweisungsträger an.)
0 Ich / wir persönlich erklären uns bereit, ........ (Anzahl der Personen) bei uns aufzunehmen, unter der Bedingung, daß die Grenzen für Kriegsflüchtlinge geöffnet werden und ihnen in der BRD die Aufenthaltsbefugnis erteilt wird. Organisation Name
Vorname:
Straße:
Wohnort:
Telefon:
Unterschrift:
Bitte zurück an: Bund für Soziale Verteidigung, Friedensplatz 1a, 4950 Minden, Tel.0571/29456, Fax.0571/23019
Zusatzinformation
für alle Menschen, die bereit sind, einen Flüchtling / eine Flüchtlingsfamilie aus Bosnien bei sich aufzunehmen.
Seit über eineinhalb Jahren arbeitet der Bund für Soziale Verteidigung (BSV) mit Menschen aus den Friedensbewegungen in Slowenien, Kroatien, Serbien und Bosnien zusammen. Im Sommer des vergangenen Jahres begannen MitarbeiterInnen des BSV dort mit MultiplikatorInnen-Ausbildungen in gewaltfreien Aktionen und Mediation (einer Methode der gewaltfreien Konfliktaustragung). Aufgrund der vielfältigen Kontakte die sich seit dieser Zeit ergeben haben und der Präsenz unserer MitarbeiterInnen erleben wir intensiv was es für kroatische, slowenische und serbische Städte bedeutet, den größten Flüchtlingsstrom nach dem _zweiten Weltkrieg in Europa auffangen zu müssen. Wir starten diesen Aufruf um uns gegen die erklärte Absicht der Bundesregierung zu wenden, die Grenzen für die Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien weiterhin verschlossen zu halten. Wir verstehen diesen Aufruf als einen politischen und einen humanitären Akt. Durch die Erbringung des Beweises, daß _deutsche Familien und Einzelpersonen bereit sind Wohnraum zur Verfügung zu stellen, hoffen wir moralischen Druck auf unsere gewählten PolitikerInnen ausüben zu können. So werden wir uns mit Ihrer Bereitschafterklärung auch zuerst an die PolitikerInnen wenden. Wir können zur Zeit davon ausgehen, daß zumindest in einigen Bundesländern die Innenminister bereit sein werden, den aufgenommenen Flüchtlingen eine Aufenthaltsbefugnis oder ein Duldungsaufenthaltsrecht einzuräumen. Die Aufenthaltsbefugnis oder die Erteilung des Duldungsaufenthaltrechts berechtigen Sozialhilfe zu beantragen und eine Arbeitserlaubnis zu erhalten. Eine erfolgreiche Einflußnahme auf die Entscheidungen der Innenminister wird sicherlich u.a. von dem Umfang der uns Unterstützenden abhängen. Eine Voraussetzung dafür, daß die private Hilfe nicht zu einer menschenunwürdigen Selektion von Flüchtlingen mißrät, ist die Öffnung der Grenzen und Erteilung der Aufenthaltsbefugnis für alle Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien. Dies ist und bleibt unsere dringenste Forderung an die Bundesregierung. Doch was ist, wenn keine Aufenthaltsbefugnis erteilt wird; weder generell oder nur begrenzt auf die Zahl von Menschen, für die wir Gastfamilien finden ? Sollte es zu keiner generellen Erteilung der Aufenthaltsbefugnis oder des Duldungsaufenthaltrechts kommen ist unklar, wie der jeweilige Deutschlandaufenthalt und die Kosten für die Heimreise finanziert werden können. Wir bitten daher alle, die sich dazu entschließen Flüchtlinge aufzunehmen, sich mit ihren GemeindepfarrerInnen und Trägern der freien Wohlfahrt in Verbindung zu setzen, um eine gemeinde- oder stadtteilorientierte Patenschaft bzw Spendenaktion für die Aufnahme ihres potentiellen Gastes zu bewirken. Bitte überlegen Sie auch, ob Sie ggf. in der Lage sind, privat die Kosten des Unterhalts und die evtl. anstehenden Fahrtkosten zu tragen. Sollte unsere Forderung nach Öffnung der Grenzen keinen Erfolg haben, werden wir alle, die ihre Bereitschaft signalisiert haben, Flüchtlinge aufzunehmen, noch einmal anschreiben und auf der Grundlage neuer Informationen um ihre Entscheidung bitten.