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Gründung eines neuen Netzwerks zur Konfliktbearbeitung
Vernetzung der Konfliktbearbeitung in Deutschland
vonSeit Beginn der Herausbildung der Zivilen Konfliktbearbeitung in den 1990er Jahren war die Bearbeitung der Konflikte im Inland und auch in Deutschland ein Thema. Nicht zuletzt, weil auch international innerstaatliche Konflikte, wie im ehemaligen Jugoslawien oder Ruanda, größere Bedeutung hatten als zwischenstaatliche.
So gab es auch in der vor 25 Jahren gegründeten Plattform Zivile Konfliktbearbeitung recht bald eine Arbeitsgruppe Zivile Konfliktbearbeitung im Inland. In dieser Arbeitsgruppe arbeiten vor allem Organisationen der Friedensbewegung, die Konfliktbearbeitung im In- und Ausland betreiben, mit. Im Inland sind das vor allem Projekte wie die Moderation lokaler Bündnisse z.B. gegen Rechtsextreme wie durch den Friedenskreis Halle oder der Qualifizierung von geflüchteten Menschen in Methoden der Konfliktbearbeitung, wie durch die KURVE Wustrow oder Eirene International. Diese Projekte sind oft prekär finanziert, so dass eine langfristige Arbeit und der Aufbau von Strukturen schwer ist. Obwohl Methoden der Konfliktbearbeitung wie die Mediation in Bereichen wie Familienmediation oder Streitschlichterprogrammen an Schulen sich weit verbreitet haben und gesetzlich geregelt sind, blieben sie für gesellschaftliche Konflikte von geringer Bedeutung.
In den letzten Jahren verstärkte sich das Interesse an Konflikten und Konfliktbearbeitung im Inland insbesondere auf kommunaler Ebene. So sind Ansätze wie die Kommunale Konfliktberatung durch das K3B – Kompetenzzentrum Kommunale Konfliktberatung und forumZFD entwickelt worden oder sind an verschiedenen, vor allem westdeutschen Kommunen, Arbeitsstellen etabliert, die vor allem räumlich verortete Konflikte bearbeiten, wie bspw. das AKIM – Allparteiliches Konfliktmanagement in München. Auch einige der Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus in Ostdeutschland setzen inzwischen Methoden der Konfliktbearbeitung ein. Im Bereich der Wissenschaft wurde an der Universität Bielefeld die ConflictA als Konfliktakademie neu gegründet und es arbeitet das „LoKoNet - Netzwerk Lokale Konfliktforschung und Bearbeitung“ als Verbund von Forschung und Praxis.
Im letzten Jahr gab es erste online-Treffen, um diese verschiedenen Bereiche zusammenzubringen und die Vernetzung in Deutschland voranzutreiben. Im Februar dieses Jahres gab es ein erstes Präsenztreffen in Bielefeld, wo die Gründung eines neuen Netzwerkes Konfliktbearbeitung beschlossen wurde. Anliegen des neuen Netzwerkes sind die Vernetzung der fachlichen Community untereinander, um fachlichen Austausch und Kooperationen zu ermöglichen und gemeinsam fachpolitisch in den politischen und öffentlichen Raum wirken zu können. Als erstes Arbeitsvorhaben wird eine Bestandsaufnahme der Konfliktbearbeitung in Deutschland angegangen. Mit Hilfe eines Fragebogens soll das Feld und die Arbeitsfelder erfasst werden und so auch eine Voraussetzung für die weitere Vernetzung geschaffen werden. Erste Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen.
Als eine Herausforderung zeigte sich, dass der Begriff der Zivilen Konfliktbearbeitung, wie er in der Arbeit im Ausland etabliert ist, nicht auf die Arbeit im Inland übertragen werden kann, da „zivil“ meist in einer dreifachen Bedeutung verwendet wird: Im Sinne von nicht militärisch, zivilgesellschaftlich und zivilisiert. Diese Bezüge sind im Inland unklar, da die Methoden der Konfliktbearbeitung z.B. auch staatlicherseits wie z.B. von kommunalen Stellen angewandt werden oder eine Abgrenzung zum Militär im Inland nicht erforderlich ist. Die weitere Diskussion wird zeigen, ob Begriffe wie demokratische Konfliktbearbeitung oder konstruktive Konfliktbearbeitung oder nur einfach der Begriff „Konfliktbearbeitung“ das Arbeitsfeld ausreichend klar benennen.
Ein Erfolg der Arbeitsgruppe Zivile Konfliktbearbeitung im Inland der Plattform ist, dass in der aktuellen Ausschreibung des Bundesprogrammes „Demokratie leben!“ das Handlungsfeld „demokratische Konfliktbearbeitung“ neu enthalten ist. Das bringt die Chance, für die nächsten Jahre für diese neue bundesweite Struktur Förderung zu bekommen und inhaltlich und konzeptionell konzentrierter weiterarbeiten zu können.