Redebeitrag für die Hiroshima / Nagasaki- Gedenkveranstaltung am 6. August 2020 in Kiel

 

- Sperrfrist: 6.8., Redebeginn: 20.30 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort –

 

Verehrte Gäste,

in diesem Jahr ist vieles anders: Denn die Corona-Pandemie stellt uns und die Gesellschaft vor viele große Herausforderungen. Mehr denn je müssen die Menschen weltweit zusammenhalten, um die Krise zu bewältigen.

So ist es wichtig, dass wir uns heute hier versammelt haben, um – trotz aller Umstände –  an die verheerenden Atomangriffe zu erinnern. Denn wir begehen heute einen traurigen Jahrestag.

Vor 75 Jahren veränderte sich die Welt – durch die erste Atombombe der Weltgeschichte, die im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen über der japanischen Stadt Hiroshima abgeworfen wurde. Nur drei Tage später folgte der Abwurf einer weiteren Bombe über der Stadt Nagasaki. Die Folgen dieser atomaren Bombardierung waren und sind bis heute entsetzlich. Und doch gibt es im Jahr 2020 weltweit noch rund 13.400 Atomwaffen.

 

Meine Damen und Herren,

ich freue mich, dass Sie heute Abend hier in den Hiroshimapark gekommen sind, um ein gemeinsames Zeichen zu setzen. Denn damit das Ereignis vor 75 Jahren nicht in Vergessenheit gerät, sind Veranstaltungen wie heute unglaublich wichtig. So wird die Erinnerung an die Vergangenheit als Mahnung für die Zukunft erhalten.

Der Arbeitskreis „Städtesolidarität Kiel“ kümmert sich in unserer Landeshauptstadt darum, die Mahnung mit Leben zu füllen. Ich möchte allen Beteiligten herzlich für ihre wichtige und kontinuierliche Arbeit in den letzten 33 Jahren danken: der Hiroshima-Arbeitsgemeinschaft, insbesondere Herrn Stahn und seiner Frau, dem Gesprächskreis für christliche Friedensarbeit, der IPPNW (Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges), dem DGB Kiel Region und allen Mitgliedern der Ratsversammlung.

Unsere Welt ist in den letzten Jahren nicht friedlicher geworden. Atomwaffen gehören zu den gefährlichsten Waffen der Menschheit. Die Explosion setzt enorme Mengen an Energie frei. Durch die außerordentliche Druck- und Hitzewelle wird alles in der unmittelbaren Umgebung ausgelöscht – ob Menschen, Gebäude oder Natur. Der Druck verursacht Lungen- und Ohrenverletzungen sowie innere Blutungen bei Menschen in etwas größerer Entfernung, die intensive Hitze schwerste Verbrennungen.

Damit nicht noch mehr Menschen Opfer atomarer Angriffe werden, ist gerade angesichts der aktuellen Entwicklungen – in den USA, Nordkorea oder Russland – die Arbeit des Arbeitskreises „Städtesolidaritat“ und unser Gedenken umso wichtiger. Denn so können wir das gemeinsame – wenn auch noch ferne – Ziel, in einer atomwaffenfreien Welt zu leben, erreichen.

 

Liebe Kieler*innen,

mit den Lotosblüten auf dem Kleinen Kiel setzen wir heute wieder ein sichtbares, ein leuchtendes Zeichen. Ein Zeichen für Frieden und Gewaltlosigkeit. Ein Zeichen für eine friedlichere und bessere Welt ohne Atomwaffen. Die Opfer von Hiroshima und Nagasaki sind nicht vergessen – lassen Sie uns unser Möglichstes tun, dass dies so bleibt!

Vielen Dank!

 

Hans-Werner Tovar ist Stadtpräsident der Landeshauptstadt Kiel und Mitglied bei den mayors for Peace.