Redebeitrag für die Hiroshima / Nagasaki- Gedenkveranstaltung am 8. August 2020 in Götingen

 

- Sperrfrist: 8.8., Redebeginn: 14 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort –

 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

 

es gibt sicherlich schönere Anlässe, sich vor dem Alten Rathaus in Göttingen zu treffen. Wichtig ist er allemal, der Jahrestag des Abwurfs der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki.

In 2020 jährt er sich zum 75. Mal.

Die Atombomben brachten unvorstellbare Zerstörung, grausamstes Leid und Tod über die Menschen.

Kinder, Frauen, Männer – niemand war vor der Wucht dieser Kampfmittel geschützt.

Heute stehen wir hier, um gemeinsam diesen Bombenabwürfen auf die Städte Hiroshima und Nagasaki in Japan zu gedenken.

Es ist ein Gedenken zu Ehren der unzähligen Opfer, deren Tod und deren Leiden die Weltgemeinschaft nicht loslassen und niemals loslassen dürfen.

Der Name „Hiroshima“ steht seither für die tödliche und zerstörerische Wirkung von atomaren Waffen, die sich kein weiteres Mal wiederholen soll.

Die Göttinger haben den Platz, auf dem das Neue Rathaus steht, nach Hiroshima benannt – als Zeichen eines ständigen Gedenkens an die schrecklichen Ereignisse in den beiden Städten. Dieser Name soll zugleich auch ein Symbol der Trauer über die Opfer sein und als Mahnung gelten für das Leid, das Atomwaffen über die Menschen bringen. Außerdem beziehen wir damit deutlich Stellung: Wir sagen Nein zur weltweiten atomaren Bewaffnung.

In unserer Stadt gibt es schon lange ein deutliches Engagement gegen Atomwaffen: In Göttingen haben sich 1957 18 führende deutsche Atomwissenschaftler in ihrer international beachteten Göttinger Erklärung gegen die Ausstattung von Truppen mit taktischen Atomwaffen ausgesprochen. Ihr politischer und moralischer Einsatz ist und bleibt für uns bis heute beispielgebend.

Deshalb spreche ich mich auch dafür aus, dass Deutschland den Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnet. Damit steht Göttingen auch weiterhin konsequent in der Tradition der Göttinger 18.

Göttingen ist Mitglied der Vereinigung „Bürgermeister für den Frieden“. Unsere Stadt ist dort seit 1987 engagiert:

Für atomare Abrüstung weltweit.

Für den Frieden.

Das tun wir gemeinsam mit über 6.700 Städten auf allen Kontinenten, gemeinsam mit über 430 Kommunen in Deutschland.

Hiroshima und Nagasaki waren Gründungsmitglieder dieser Vereinigung. Ihnen gilt nach wie vor unsere ganze Solidarität; die Opfer unter ihren Bürgerinnen und Bürgern betrauern wir, ihren Angehörigen widmen wir unsere ganze Anteilnahme.

Willy Brandt hat einst gesagt: „Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.“

Diese Worte sind auch heute noch gültig.

Ganz in diesem Sinn stehen wir Seite an Seite mit Hiroshima und Nagasaki und mit den vielen anderen, die sich engagieren:

Für Frieden in der Welt, gegen Atomkraft.

 

Rolf-Georg Köhler ist Oberbürgermeister von Göttingen und Mitglied bei Mayors for Peace.