Redebeitrag für die Hiroshima / Nagasaki-Gedenkveranstaltung am 6. August 2022 in Nottuln

 

- Es gilt das gesprochene Wort –

 

Liebe Nottulner, liebe Mitglieder der Friedensinitiative Nottuln,
lieber Herr Dr. Thönnes,

liebe Menschen, die hergekommen sind, weil Sie den heutigen Abend zum gemeinsamen Gedenken nutzen wollen.

Ich glaube ich war zwischen 14 und 16 Jahre alt, als ich ein Buch mit leuchtend rotem Einband im Regal meiner Eltern entdeckte. Es hieß nur schlicht „Der 6. August“. Es schildert den Angriff auf Hiroshima aus Sicht des Piloten, der nicht wusste, was für eine Bombe er dort im Rahmen des Pazifikkrieges über den japanischen Stadt Hiroshima abwerfen sollte. Das Buch hat mich sehr bewegt.

Die Wucht einer Atombombe ist für mich kaum vorstellbar.

Auch wenn die Bombe den fast spielerischen Namen „little boy“ trug und gerade einmal die Größe eines Fußballs hatte, enthielt sie über 50 Kilo Uran und hatte verheerende Folgen. Durch die Wucht der Explosion wurde die Stadt fast vollständig zerstört und über 100.000 Menschen getötet, eine Vielzahl weiterer Menschen erkrankten zu späterem Zeitpunkt aufgrund der Strahlung.

Der Abwurf einer weiteren Bombe über Nagasaki am 9. August, die auch diese Stadt stark zerstörte und über 60.000 Menschen tötete, war der letzte Einsatz einer Atombombe.

Noch vor Ende letzten Jahres sagte ich zu meinen Kindern, dass wir hier in Europa keinen Krieg mehr haben werden. Ich war davon überzeugt, dass allen Regierungen das unendliche Leid eines Krieges so bewusst ist und auch die Bedeutung der wirtschaftlichen und auch gesellschaftlichen Verbindungen als so wichtig eingeschätzt wird, dass nach dem 2. Weltkrieg heute alles dafür getan wird, um Konflikte durch Gespräche zu lösen.

Der russische Angriffskrieg zeigt uns, dass das Streben nach Macht für einzelne Personen mehr Bedeutung besitzt als der Schutz der Bevölkerung. Krieg bringt unendliches Leid mit sich. Städte werden zerstört, Soldaten, aber auch Zivilisten getötet, Familien zerrissen. Und dies gilt für beide Seiten. Auch die Familien der Angreifenden leben in Angst um Ihre Töchter und Söhne. Und diese Angst werden insbesondere die Kinder und Jugendlichen – aber auch die Erwachsenen – nie mehr vergessen.

Frieden ist eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft.

Unsere Welt wird immer schnelllebiger, vielfältiger und vernetzter.

Dies bringt auch Herausforderungen für die Gesellschaft mit sich.

Um langfristig für Frieden zu sorgen sind wir alle gefordert – jeden Tag.

Die Regierungen und Staatschefs tragen die Verantwortung für Ihre Entscheidung.

Atomwaffen sind seit Januar 2021 völkerrechtlich verboten. Sie zerstören alles in ihrem Umfeld und dies langfristig und unkontrolliert. Bei ihrem Einsatz kann nicht zwischen Kombattant:innen und Zivilist:innen unterschieden werden. Humanitäre und Umweltkatastrophen sind unausweichlich.

Der Einsatz und auch die Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen sind Verstöße gegen das Völkerrecht. Atomwaffen dürfen keine Option sein!

Sie dürfen kein Mittel sein, dessen sich Staaten zur Durchsetzung ihrer Interessen bedienen, zu groß sind die Folgen für Menschen und Umwelt.

Wir sind heute hier, weil die Welt bereits einmal Zeuge der katastrophalen Folgen des Atomwaffeneinsatzes werden musste.

Wir sind hier, weil wir den Opfern vom 6. und 9. August 1945 gemeinsam gedenken.

Wir sind auch hier, weil wir uns für Frieden einsetzen.

Der Wunsch nach Frieden ist heute groß wie nie.

Vielen Dank.

 

Dorothea Deppermann ist Mitglied des Landtages NRW für die Partei B90/Grrünen.