Redebeitrag für die Hiroshima / Nagasaki-Gedenkveranstaltung am 6. August 2023 in Bonn

 

- Sperrfrist: 6.8., Redebeginn: 18 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort –

 

Lieber Herr Nicoll,
liebe Vertreterinnen und Vertreter der Friedensinitiative Beuel,
liebe Damen und Herren,

vielen Dank für die Einladung, heute hier in Vertretung von Oberbürgermeisterin Katja Dörner zu Ihnen zu sprechen. Heute, am 78. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima, gedenken wir der hunderttausenden Opfer, die die Atombomben in Hiroshima und Nagasaki gefordert haben. Wir denken auch an ihre Familien und Freunde und an alle, die heute noch mit den Auswirkungen dieser schrecklichen nuklearen Angriffe leben müssen.

Ich bin froh und dankbar, dass in Bonn viele Menschen und Organisationen dafür eintreten, dass die Erinnerung lebendig und der Ruf nach Frieden laut bleibt. Die Beueler Friedensinitiative ist dabei eine wichtige Stimme. Eine Welt mit Atomwaffen wird niemals eine friedliche Welt sein. Daher setzen auch wir uns als Bürgermeisterinnen der Stadt Bonn in der Initiative Mayors for Peace für eine Welt ohne Atomwaffen ein. Außerdem ist die Stadt Bonn dem ICAN Städteappell beigetreten. Dieser fordert die Bundesregierung dazu auf, dem von den Vereinten Nationen verabschiedeten Vertrag zum Verbot von Atomwaffen beizutreten.

„Friede allen Völkern“ – so steht es hier auf dem Mahnmal vor uns. Dieser Wunsch nach Frieden gilt immer - und doch, heute vielleicht ganz besonders.

Seit dem Kalten Krieg war die nukleare Bedrohung niemals so präsent wie heute. Der russische Präsident Putin hat mit seinem Angriffskrieg auf die Ukraine das Völkerrecht bewusst gebrochen und droht der Welt unverhohlen mit dem Einsatz von Atomwaffen. Die Menschen in der Ukraine leiden täglich unter den todbringenden Angriffen durch konventionelle Waffen, auch ohne eine zusätzliche nukleare Verschärfung. Als Stadt Bonn möchten wir die am stärksten betroffenen Menschen im Rahmen unserer Möglichkeiten bestmöglich unterstützen.

Aus dem Grund besteht seit Anfang dieses Jahres eine Solidaritätspartnerschaft zwischen Bonn und dem südukrainischen Cherson. Gemeinsam mit der Organisation Help – Hilfe zur Selbsthilfe haben wir das Spendenprojekt „Bonn hilft Cherson“ ins Leben gerufen.
Insbesondere nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms konnte dank der großen Spendenbereitschaft der Bonnerinnen und Bonner vor Ort ganz praktische Hilfe geleistet werden. Aus ihrem Bestand hat die Stadt außerdem drei kommunale Fahrzeuge gespendet, die im Juli nach Cherson transportiert wurden und dort bereits im Einsatz sind.

Natürlich ist dies nur ein kleiner Beitrag. Aber viele kleine Beiträge können einen Unterschied machen. Gemeinsam können wir viel erreichen.

Ich danke deshalb unseren Friedensorganisationen vor Ort – heute vor allem der Friedensinitiative Beuel - für ihr hohes und sichtbares Engagement. Und ich wünsche mir viel Aufmerksamkeit für unsere Orte der Erinnerung, die zum Nachdenken und zu den richtigen Entscheidungen anregen. Unser damaliger Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch sagte 2011 zur Einweihung dieses Mahnmals folgende Worte, denen ich mich gerne anschließe: „Mahnmale sind nicht nur rückwärts gerichtet, sondern auch nach vorn. Ohne Frieden kann es keine Nachhaltigkeit und keine angemessene Zukunft geben“

Wir alle tragen die Verantwortung, eine friedliche und offene Gesellschaft mitzugestalten. Danke, dass Sie heute hier sind. Danke, dass Sie alle der Erinnerung Raum und dem Frieden ein Gesicht geben!

 

Gabi Mayer ist (2.) Bürgermeisterin der Bundesstadt Bonn (Mayors for Peace).