200 Milliarden und mehr jährlich fürs Militär? Nicht mit mir!
Ich protestiere gegen die geplante massive Aufrüstung Deutschlands!
Grußwort für die Hiroshima / Nagasaki-Gedenkveranstaltung am 6. August 2024 in Lüchow
- Sperrfrist: 6.8., Redebeginn: 12 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort –
Liebe Leute,
wir sind hier,weil wir der Katastrophe von Hiroshima und Nagasaki gedenken. Ich bin gebeten worden für die BI Lüchow Dannenberg, hier zu sprechen. Meine Überlegungen zu diesem Tag begannen mit dem Satz, dass wir Menschen schon immer am meisten durch Katastrophen oder durch Vorbilder gelernt haben. Hiroshima und Nagasaki gehören zu Katastrophenerfahrungen der Menschheitsgeschichte und viele, viele Menschen auf der ganzen Welt haben sich durch diese Katastrophe berühren lassen und ein großes Nachdenken über die Atombombe und deren schreckliche Energie begann.
Dieses Wissen über die enorme Zerstörungskraft der Bombe ist der Grund, dass sich viele Menschen von der Atomkraft abgewendet haben , weil sie der friedlichen Nutzung der Atomkraft zu Recht von Anfang an misstraut haben.
Wir als Anti AKW Bewegung, wir sind es doch, die von Anfang auf andere Wege der Energieerzeugung und Energieverteilung gesetzt haben, wir alle hoffen so den anderen Weg des menschlichen Lernens, nämlich lernen durch ein Vorbild, zu beschreiten,dieser Weg ist meines Erachtens der einzige Weg, der uns vor weiteren Katastrophenerfahrungen bewahren kann. Wie verwundbar wir alle durch die Atomkraft in Kriegszeiten sind, das erleben wir alle durch die Ereignisse in Saboritjia. Es ist längst nicht ausgemacht, dass uns hier nicht die nächste Menschheitskatastrophe ereilt
Wir sollten uns aber besonders daran erinnern, was wir gemeinsam schon erreicht haben und das wir hoffentlich weiter HoffnungsträgerInnen für einen anderen menschlichen Umgang untereinander und einen anderen Umgang mit den natürlichen Ressourcen sind und bleiben.
Wir haben alle kein Erkenntnisproblem. Wir haben viel mehr ein ernstes, weltweites emotionales Problem. Zunehmend suchen die Menschen Zuflucht bei einfachen Erklärungsmodellen, die Orientierung an vermeintlich „starke Führungspersönlichkeiten die nimmt zu. Das ist die große Frage, wie können wir unsere gute Gefühlslage, die wir erleben, weil uns das gute Leben für alle ein Anliegen ist, ein Wert ist, der das Leben leichter , fröhlicher, erklärbarer und sicherer macht, wie bekommen wir das vermittelt ?
Ich stell mir oft die Frage, ob die Hinwendung zu den einfachen Erklärungsmodellen und das Abarbeiten an sehr persönlichen Fragen der Lebensführung oder Lebensbedingungen, ob ich nun schwarze, oder weiße oder eher gelbe Hautfarbe habe, nicht ein Vermeiden der großen Probleme sind.Wie die Frage nach den Folgen des Klimawandels, wie umgehen mit all den militärischen Entwicklungen, wie umgehen mit der Frage nach dem guten Leben für alle.
Erich Fromm beschreibt in seinem Werk die Anatomie der menschlichen Destruktivität dass Menschen, die innerlich und äußerlich zufrieden sind, nur sehr schwer davon zu überzeugen sind, zerstörerische Handlungen zu begehen. Gerade deshalb gehen allen Kriegshandlungen auf dieser Welt die Erzählungen voraus, dass die kriegerischen Handlungen immer einem höheren, ethischen Ziel wie der Ehre, der Religion etc. dienen. Das verfängt dann sehr oft und die Menschen sind wieder und wieder bereit, für diese höheren ethischen Ziele , sich auf kriegerische Handlungen einzulassen.
Wir stehen hier als auf dem Marktplatz in Lüchow,weil wir uns einem anderen Ausweg nach all den Kriegs Katastrophen sehnen. Wir sind alles Andere als Menschen, denen ethische Ziele, wie Selbstbestimmung egal sind und wir verabscheuen dieses angebliche Gesetz, dass der Stärkere immer gewinnt. Wir haben eine andere Erwartung, wir gehen davon aus, dass wir im 21 Jahrhundert mit all unserem Wissen über Konfliktforschung, immer besser darin werden, das Leben auf diesem Planten, ohne kriegerische Handlungen zu gestalten . Wir suchen nach anderen Wegen, die als Vorbilder dienen; denn das aus Katastrophen Lernen haben wir doch aus unserer Sicht zur Genüge geübt ! Leider wird allein diese Suchbewegung nach dem Lernen aus Vorbildern von vielen politisch Verantwortlichen auf der Welt als eine Bedrohung empfunden und nicht als eine Herausforderung gesehen, die zu einem zu einem anderen Denken und Handeln führt.
Wir gehören zu den Bewegungen, die das Ganze vom Ende her bedenken und deshalb zu ganz anderen Handlungsanleitungen kommen. Wir, die wir das gute Leben für alle als Wert haben, wir sind auf dem Weg, den Ausgleich zu finden für ein Geben und Nehmen in allen Bereichen des Lebens. Im persönlichen Alltag, wie bei den großen Herausforderungen schauen wir uns grundlegenden Rhythmen an , die das Leben auf dieser Erde erst ermöglichen, und dabei geht es immer um das Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen.
Ich wünsche uns daher allen dass wir einen Frieden in uns und auf der Welt erleben, der höher ist, als dieses falsche Verlangen anderen Menschen und der Umwelt überlegen zu sein.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.
Elisabeth Hafner-Reckers ist stellv. Vorsitzende der Bürgerinitiative (BI) Lüchow Dannenberg.
Zum Kontext:
Vorwort zu dieser Rede. Mein Name ist Elisabeth Hafner-Reckers, ich bin die stellvertretende Vorsitzende der Bürgerinitiative Lüchow Dannenberg. Wir sind die älteste Bürgerinitiative und wir haben uns von Anfang an, aus wissenschaftlichen Gründen ,gegen den Standort Gorleben als Endlager gewehrt und 2020 ist Gorleben aus wissenschaftlichen Gründen aus dem Suchverfahren für ein Endlager ausgeschieden. Der Protest in Gorleben war der Kristallisationspunkt für die Anti AKW Bewegung. Die Anti AKW Bewegung ging schon immer mit einem andern Modell der Energie Erzeugung und Nutzung und einer Lebensführung einher, die sich an dem Gedanken der Nachhaltigkeit orientiert. Das, was wir als Zivilgesellschaft schon alles für positive Anregungen in die Gesamtgesellschaft hineingetragen haben, das wird oft übersehen. Nur letztendlich sind wir es, die als Kunden der anderen Energieversorger den Ausbau der erneuerbaren Energien voran gebracht haben, genau so wie auf dem Gebiet der Bio Lebensmittelproduktion und der Öko Kleidung. Das haben wir aus unserem Geldbeutel im Alltag bezahlt und das sind die Menschen mit einem mittleren Einkommen, die diese höheren Preise für Strom. Lebensmittel, und Öko Kleidung seit Jahrzehnten zahlen. Gerade hier im Wendland hat der Widerstand die Kultur geprägt, dass das soziale Miteinander eine großen Wert für die Lebenszufriedenheit darstellt. Das ist etwas anderes als die weitverbreitete Überzeugung, dass die Lebenszufriedenheit in erster Linie von der Konsumfähigkeit abhängt.
All diese Zusammenhänge sind den ZuhörerInnen in Lüchow- Dannenberg geläufiger als in anderen Teilen der Republik.
EHR