Redebeitrag für die Hiroshima / Nagasaki-Gedenkveranstaltung am 9. August 2024 in Frankfurt

 

- Sperrfrist: 9.8., Redebeginn: 17 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort –

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Freundinnen und Freunde!

Heute, am 9. August 1945 wurde um 11:02 „Fat Man“ über Nagasaki abgeworfen. Was folgte waren Sekunden der Zerstörung. Ein greller Lichtblitz, unvorstellbare Hitze, eine Druckwelle und dann Chaos. Der Hibakusha, aus Nagasaki, Dr. Tatsuichiro Akizuki beschrieb den Anblick so:

„ (…) der Staub verzog sich nur langsam. (…) Der Himmel war stockdunkel, bedeckt mit Rauchwolken; unter dieser Dunkelheit, über dem Boden, legte sich gelb-brauner Nebel (…) Alle Gebäude die ich sehen konnte standen in Flammen. (…) Es schien als ob die Erde selbst Feuer und Rauch spuckte, Flammen windeten sich nach oben und brachen aus dem Boden heraus. (…)“

Als Arzt im First Ukakami Krankenhaus in Nagasaki sah er die Auswirkungen der Bombe noch für längere Zeit. Denn auf die Sekunden der Zerstörung folgten Stunden und Jahre des Leids.

Leid verursachten Nuklearwaffen auch an anderen Orten. Seit 1945 sah die Welt über 2000 Nuklearwaffentests. Ihr Vermächtnis zeugt von den Problemen die diese Waffen auch Jahrzehnte nach ihrem Einsatz für die Nachkommen bedeutet. Erhöhte Krebsraten, Probleme bei der Versorgung mit Lebensmitteln oder die Entwurzelung ganzer Gemeinschaften sind nur einige Beispiele.

In Ekker, Algerien, teste Frankreich zwischen 1961 und 1966, 13 Nuklearwaffen. Die Kontaminierung der Umwelt hält dort noch immer an, auch knapp 60 Jahre nach der letzten Zündung. Auswirkungen die auch 2000 Kilometer weit entfernt, im Tschad, noch eine messbare radioaktive Belastung bedeuten.

Mohamed Omrana lebt in der Nähe von Ekker und beschreibt was es bedeutet mit den Auswirkungen zu leben: „1963 wurde alles in die Luft gesprengt und es scheint, dass diese Experimente für diese Krankheiten verantwortlich sind. (…) Es regnet doch auf dem Boden wächst nichts.“

Diese Auswirkungen auf Menschen und Umwelt, und der Stillstand in der nuklearen Abrüstung, veranlassten viele Akteur:innen zum Handeln.

In Oslo, Nayarit und Wien wurden 2013 und 2014 Konferenzen zum besseren Verständnisses der Auswirkungen von Nuklearwaffen abgehalten. Es wurde klar, dass die Herausforderungen einer nuklearen Detonation von niemanden gestemmt werden können. Weder kann im Ernstfall schnell und direkt Hilfe geleistet werden, noch können die langfristigen Konsequenzen alleine gelindert, geschweige denn beseitigt, werden.

Diese Einsicht veranlasste Österreich, und weitere Staaten dazu, sich zu verpflichten Nuklearwaffen zu ächten, zu verbieten und abzuschaffen. Ein Versprechen dass menschliche Bedürfnisse in den Vordergrund stellt und nicht machtpolitisches Kalkül und Vernichtung.

In der „humanitären Verpflichtung (humanitarian pledge)“ verpflichteten sich die Staaten die dazu bereit waren, die Rechtslücke für ein Verbot und der Eliminierung von Nuklearwaffen zu schließen. Dies soll in Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteur:innen passieren. Staaten, internationalen Organisationen, Parlamentarier:innen, der Zivilgesellschaft und nicht zuletzt mit Hilfe der Opferverbände.

Dies war und ist bisher die größte überregionale gemeinsame Erklärung in einer Sachfrage im UN Kontext und führte zu einem Demokratisierungsprozesses der nuklearen Abrüstung. Ausgestattet mit einem Mandat der Generalversammlung konnten 2017 die Verhandlungen für den Atomwaffenverbotsvertrages starten.

Die Beteiligung so vieler Akteur:innen spiegelt eine der großen Stärken des Atomwaffenverbotsvertrages wieder. Er zeigt das zuhören und ein respektvoller Umgang miteinander helfen Gutes umzusetzen. Die Anerkennung der Opfer und der Schäden die diese Massenvernichtungswaffen verursachten, hilft deren Leid zu lindern.

Die Verpflichtung sich nach den eigenen Möglichkeiten dafür einzusetzen die Auswirkungen zu mindern, zeigt das Mitgefühl auch auf internationaler Ebene möglich ist. Hilfe wird auch dadurch geleistet zu erfassen was benötigt wird. Er zeigt dass gemeinsames über konfrontatives gestellt werden kann, wenn der Wille da ist.

Warum sie diesen gemeinsamen Willen aufbringen, drücken die Staaten des Atomwaffenverbotsvertrages in der Präambel aus:

„[… durch] die Erkenntnis, dass den katastrophalen Folgen von Kernwaffen nicht ausreichend begegnet werden kann, dass sie nicht an nationalen Grenzen haltmachen und gravierende Auswirkungen auf den Fortbestand der Menschheit, die Umwelt, die sozioökonomische Entwicklung, die Weltwirtschaft, die Ernährungssicherheit und die Gesundheit heutiger und künftiger Generationen haben […].“

Es gilt nun daran festzuhalten und weiter solidarisch an der Verwirklichung des Atomwaffenverbotsvertrages zu arbeiten.

Vielen Dank!

 

Fabian Hämmerle ist aktiv bei ICAN Austria und lebt in Wien.