Redebeitrag von Raffaele Dorin Ostermarsch Erlangen am 15. April 2017

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Von der Stadt Cumiana einen herzlichen Gruß an alle Bürgerinnen und Bürger unserer Freundschaftsstadt Erlangen und an all diejenigen, die sich in Erlangen und in der ganzen Welt einbringen, damit das Wort „Frieden“ kein leerer Begriff bleibt, sondern ein Wort von Bedeutung und Verantwortlichkeit wird.

Die weltweiten Militärausgaben sind 2015 bis zu 1,7 Billionen US-Dollar gestiegen: So viele Rüstungsgüter hat man seit dem Ende des kalten Krieges nicht mehr gesehen. Die USA verkaufen Waffen an mindestens 100 Länder in der Welt, Italien ist auf dem 8. Platz für den Export, auch Deutschland spielt eine zu große Rolle.

Mit weniger als der Hälfte von diesem Geld könnte man einen großen Teil der UNO-Ziele erreichen; Man könnte mit etwa 10% der Militärausgabe Armut besiegen, und mit anderen 10% würde man allen Schülern der Welt kostenlose und hochwertige Bildung anbieten.

Die Zahlen sprechen für sich, sie bleiben aber weiterhin nur Zahlen, wenn wir uns nicht darum bemühen, etwas Konkretes zu machen.

Wir stehen heute hier für den Frieden und wollen uns selbst fragen, wie wir in unserem Leben, unseren Gemeinden, unseren Gruppen etwas verändern können.

Viele Menschen sagen, dass sie an Politik nicht interessiert sind. Wir sollten nie vergessen, dass wir jeden Tag auch mit einfachen Entscheidungen indirekt politisch wirken: wir können nämlich entscheiden, wo wir ein neues Auto, ein Handy, ein paar Schuhe, ein Kilo Erdbeeren kaufen, und dadurch handeln wir politisch. Wenn ich zum Beispiel weiß, dass eine Fabrik ihre Arbeitskräfte ausbeutet, kaufe ich ihre Produkte nicht mehr und leite das an meine Freunde und Bekannte weiter: auch das ist Politik!

Es ist natürlich nicht einfach, immer mit Konsequenz zu handeln, aber wir können alle eine wichtige Rolle spielen. Man sollte sich am Ende des Tages fragen: habe ich heute etwas Konstruktives geschafft? Habe ich Hilfe geleistet, damit unsere Welt besser wird, und damit sie die beste Heimat für unsere Jugendlichen sein kann?

Man hat manchmal Angst vor dem Unbekannten, vor einer anderen Hautfarbe, vor anderen Kulturen: Wir sollten das andersrum betrachten, mit Neugier auf neue Kulturen, Länder, Menschen zugehen, denn all das macht uns reicher.

Warum ausbeuten, missbrauchen? Warum produzieren die Menschen Waffen, und schicken gleichzeitig humanitäre Hilfe? Wie kann dieser große Widersinn möglich sein?

Wir sind davon überzeugt, dass wir in Frieden leben können. Aber solange andere Menschen auf dieser Welt hungern, ist der Weg zum Frieden und Gleichheit noch sehr lang. Vergessen wir nicht, dass Frieden ein erreichbares Ziel ist, wenn alle einen kleinen Schritt in dieselbe Richtung machen.

Auch heute wollen wir unserem Mitbürger Manfred danken, der für den Frieden tüchtig arbeitet und uns mit weisen Worten immer nachdenken lässt.

 

Herr Raffaele Dorin ist Stadtrat der piemontesische Stadt Cumiana (Italien).