Bundesweiter Aktionstag der Friedensbewegung am 1. Oktober 2022 in Köln

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Es ist nicht selbstverständlich, dass ich als Vertreterin eines deutsch-russischen Städtepartnerschaftsvereins hier rede. Ihr wisst, dass etliche dt-russ. Städtepartnerschaftsvereine aufgekündigt bzw. auf Eis gelegt und viele Kulturveranstaltungen abgesagt wurden. In Düsseldorf wurden sogar alle auf die Städtepartnerschaft mit Moskau hinweisenden Schilder entfernt – das muss man sich einmal vorstellen!

Eins der letzten traurigen Beispiele ist das Debakel um den Göttinger Friedenspreis: dort sollte das vorher hochgelobte deutsch-russische Projekt „Musik für den Frieden“ in einer öffentlichen Verleihfeier ausgezeichnet  erden. Doch im Vorfeld haben einige maßgebliche Leute ohne Abstimmung in der Jury und ohne jegliche Begründung die Feier abgesagt. Nach intensiven Nachfragen wurden als Begründung „Sicherheitsbedenken“ aufgeführt, ohne
genaue Erläuterung. Die Jurymitglieder erklärten daraufhin ihren Austritt.

Das sind erschreckende Beispiele für eine zunehmende Russophobie. Wir sehen es als unsere Aufgabe, dem entgegenzuwirken.

„Beiden Völkern – Ukrainern und Russen - stehen wir als Partnerschaftsverein nahe. Wir fordern mit Nachdruck, dass die Waffen endlich zum Schweigen gebracht werden, damit das Leid der ukrainischen Zivilbevölkerung ein Ende findet und nicht länger junge Menschen auf beiden Seiten sterbenmüssen... Wir engagieren uns für die Städtepartnerschaft der Stadt Köln mit Wolgograd, dem früheren Stalingrad, weil wir nicht vergessen haben, wie viel Leid und Zerstörung der vom Deutschen Reich geführte Weltkrieg dieser Stadt, Russland und der Ukraine sowie der ganzen Sowjetunion gebracht hat. Wir sind überzeugt, dass die Völkerverständigung durch den persönlichen Kontakt zwischen den Menschen ein guter Beitrag zur Bewahrung des Friedens ist.“ (Stellungnahme unseres Vereins vom 20.09.2022)

Wir halten den Kontakt zu unseren Freunden in Wolgograd, schreiben, telefonieren. Sie antworten, dass ihre Seele schmerzt wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Ukrainern und Russen.

Weiterhin unterstützen wir das Hilfsprojekt für ehemalige ZwangsarbeiterInnen in Wolgograd, für die die OB Reker sich eingesetzt hat, eine Unterstützung von 10.000 EUR bereitzustellen. Die Schwierigkeiten begannen damit, dass die angefragten Banken nicht bereit waren, die Gelder zu überweisen – eine Folge der EU-Sanktionen. Über zuverlässige Kuriere gelang es uns dann, das Geld hinzubringen.

Die Leiterin des Hilfsprojekts in Wolgograd schrieb uns eine kleine Grußbotschaft, aus der ich vorlesen möchte: „Im Namen unserer Organisation möchte ich von ganzem Herzen unsere große Dankbarkeit ausdrücken. Ihr  acht
eine unglaublich wichtige Arbeit, abgesehen von den dramatischen Ereignissen, von denen wir unerwünscht betroffen sind, für die bei vielen Menschen in Wolgograd das Herz mitschwingt.

Für mich persönlich ist es einen große Ehre, dass ich an dieser Arbeit mitbeteiligt sein darf.“

Unter diesen schwierigen Bedingungen sehen wir es momentan als unsere Aufgabe, hier zu Hause uns auszutauschen, zu informieren, gegen Russophobie vorzugehen, Veranstaltungen zur russischen Kultur zu organisieren und uns für Verhandlungen einzusetzen.

Es muss doch möglich sein, gegen eine Politik mit Waffen Alternativen aufzuzeigen!

Deshalb organisieren wir gemeinsam mit Kölner Friedensforum und Fridensbildungswerk am 27. Oktober eine Veranstaltung mit Gabriele Krone-Schmalz, die sich stark macht für eine öffentliche Debatte über den Ukrainekrieg.

Dazu laden wir euch herzlich ein!

 

Eva Aras ist Vorsitzende des Städtepartnerschaftsverein Köln-Wolgograd.