ungehaltener Redebeitrag für den geplanten Ostermarsch in Unterlüß am 11. April 2020

 

Grüße an die Oster-Mahnwache Bergen-Belsen-Unterlüß-Rheinmetall 2020

Liebe Freundinnen und Freunden, 

von der Friedensgruppe der Evangelischen Französisch-reformierten Gemeinde  Frankfurt ermutigende Unterstützungs-Gedanken zu euch bei der auf wenige Menschen eingeschränkten Mahnwache.  Auch wenn ihr körperlich vor Ort nur ganz wenige sein dürft, so brauchen wir alle gerade jetzt nicht auf das Recht des Gedenkens und auf unsere großen Wünsche für grundlegende Um-Orientierungen der Wirtschaft zu verzichten.
Die Kirche unserer Gemeinde befindet sich nur eine Geh-Minute entfernt vom Haus Ganghoferstraße 24, in dem Anne Frank mit ihrer Familie bis zur Emigration nach Amsterdam lebte. In diesen Wochen steht sie uns besonders vor Augen: ihr Tod in Bergen-Belsen jährt sich zum 75. Male.

Ja, „Frankfurts bekannteste Tochter“ hat uns einen Auftrag hinterlassen – uns und denen, die in Freiheit leben können, alles einzusetzen, dass diktatorische Regime überwunden, dass die Menschenrechte überall eingehalten, dass alle Menschen in ihrer Würde respektiert werden.

Die Firma Rheinmetall-Borsig AG profitierte von der  Zwangsarbeit der in Bergen-Belsen als Häftlinge Gedemütigten; die Firma Rheinmetall AG - als größtes deutsches Rüstungs-Unternehmen - befindet sich heute in der oberen Hälfte der weltweit 100 Top-Rüstungs-Exporteure. Ihre Verantwortlichen haben in den letzten Jahren sehr viel für eine Waffenhandels-Vernetzung getan – die Globalisierung der Am-Töten-Verdienenden. Die Waffenproduktion wurde globalisiert; das Erschossen-Werden, das Sterben-Müssen, das widerfährt immer nur einem Menschen ganz allein, sein einmaliges Leben wird ausgelöscht. So wie damals Zehn-Tausende in Bergen-Belsen ihres Lebens beraubt worden sind. Heute wirbt die Firma mit Blick auf ihre weltweit rund 25 000 Beschäftigten und einen Jahresumsatz von über 6 Milliarden € damit, innovative Lösungen für „die zwei größten Herausforderungen unserer Zeit“ anzubieten: für „umweltschonende Mobilität und bedrohungsgerechte Sicherheitstechnik“ und bezeichnet dies bei ihrer Personal-Werbung an erster Stelle mit dem Statement: „Etwas Sinnvolles tun.“ Welchen Sinn sollten wir  in Kampfpanzern, in Kriegsmaterial z.B. im Jemen erkennen?

Als Gemeinde-Friedensgruppe konnten wir gleich 2011 den Beitritt der Gemeinde zur „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“ erbitten. Jetzt setzen wir auf die Vision von „Sicherheit neu denken“ und hoffen auch, an einem grundlegenden Umdenken mitarbeiten zu können: Wenn diese coronelle Krise z.B. den Blöcke übergreifenden globalen Austausch von Atem-Schutz-Masken ermöglicht, dann wächst Hoffnung, dann können wir uns auch mit neuer Kraft darauf einstellen, mit Kreativität weltweit Neues einzufordern, z.B. auch neue Produktions-Ziele  – auch für die Rheinmetall AG; für die kommenden 75 Jahre lassen sich unzählige Lebens-fördernde Produkte ersinnen!

Herzlich grüßt mit festen Wünschen euch (für die Friedensgruppe)

 

Gisa Luu ist von der Friedensgruppe der Evangelischen Französisch-reformierten Gemeinde  Frankfurt 

 

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