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- Es gilt das gesprochene Wort –
Liebe Freundinnen und Freunde,
Am 1. September begann nicht nur der 2. Weltkrieg, am 1. und 2. September fand die Sedanschlacht statt. Der deutsch-französische Krieg hat mächtige Nachwirkungen bis heute – aber die wenigsten wissen von ihm:
Zur Kriegsschuldfrage - bis heute heftig diskutiert -kann ich hier aus Zeitgründen nicht näher eingehen. Beide Seiten hatten auf den Krieg hingearbeitet. Dieser Krieg ist ein moderner was Brutliät der Kriegsführung und Zahl der Toten anbelangt. Im Gegensatz zum Krieg gegen Österreich, im nachhinein als "Landpartie" verharmlost, gibt es zwar auch diesmal ein erstaunlich schnelles Vorankommen und entscheidende Siege der preußisch-deutschen Truppen, aber die großen Schlachten im August 1870, die mit oftmals 70.000 (!) und mehr Soldaten geführt werden, enden mit mehr als10.000 Toten an einem Tag. Aber Freude überwiegt bei der preußischen Militärobrigkeit und Gott – wobei immer der Gott der Protestanten gemeint ist- wird als kriegsentscheidend hervorgehoben. Zwar begibt sich Kaiser Bonaparte nach der Sedanschlacht am 2. September in preußische Gefangenschaft und mit ihm weitere 100.000 Soldaten, aber am 4. September wird in Paris die Republik ausgerufen und damit geht der Krieg noch monatelang weiter.. Ab dem 19. September wird Paris belagert, ab dem 27. Dezember beschossen und ist erst am 24. Januar zuende. Alle Nadelgehölze im Umkreis von Paris sind als Wehnachtsbäume von den Deutschen abgeholzt worden, alle Tiere des Zoo vom "Jardin des Plantes" von den hungernden Parisern verspeist. Die Totenbilanz des Krieges 40.000 Deutsche, 140.000 Franzosen sind gefallen, 250.000 Invaliden.
Die militärische und politische Spitze des noch gar nicht existierenden Reiches weilt in Versailles Mensch muss sich vorstellen: Regierung und Militärführung Frankreichs hätte sich während des Krieges im Schloss Sanssouci versammelt, dort ihren Kaiser gekrönt, deutsche Gebiete annektiert, 5 Mrd. Reichmark Kriegskontribution in Goldwährung verlangt und wären mit 30.000 Soldaten durch Berlin als Siegesfeier marschiert. Die Deutsch-Preußen taten all dies. Dass dies in Frankreich sehr starke
Revanchegefühle auslösen musste, ist klar. Ein entscheidender Grund für den 1. Weltkrieg.
Ein brutaler Krieg hat die äußere Einigung gebracht. Von vornherein hat die Einheit ihre Reichsfeinde: Sozialdemokraten, Katholiken, Welfen, nationale Minderheiten, Pazifisten. Aber es entsteht das Mythos: Einigkeit = Stärke = Unbesiegbarkeit. Der Sedantag als Reichsfeiertag wird durch Militärvereine organisiert. Das Zeremonell war immer das gleiche: Glockengeläute, Kanonendonner, Gottesdienst, Umzüge etc.
Die Einheit Deutschlands war ehemals eine antiständische, , auf die Veränderung des Bestehenden gerichtete liberale Emanzpationsbewegung gewesen, durch die Einheit durch Einigungskriege wird das Primat des Militärs gegenüber der Politik gleichsam ehernes Gesetz, in der Gesellschaft im Alltag herrscht das Militärische. Die politische Rechte steht jetzt sinnbildlich für Nation und Vaterland, die anderen dagegen...
1913 vor Kriegsbeginn zählte der Kyffhäuserbund als Dachorganisation fast 32 000 Militärvereine mit 2,8 Mio. Mitgliedern – Sozialdemokraten waren untersagt. Zum Vergleich: Gewerkschaften 1914 = 2,6 Mio. Mitglieder. Nun zum Thema Sedanstraße – Militärkasernen Bundesstraße- 76er Regiment im dt.-frz. Krieg und der Kriegsklotz am Dammtor Hamburg verpflichtet sich 1867 im Rahmen der Militärkonvention mit Preußen zur Aufnahme preußischer Truppen in der Stadt. Das Regiment 76 wird aus Hameln nach Hamburg verlegt und nimmt auch Hamburger Rekruten in seine Bataillone auf. Vorerst innerhalb der Stadtmauern, aber die Regimenter ziehen 1869 in die Bundesstraße 54 ein. Dieses Infanterieregiment IR 76 nimmt an verlustreichen Kämpfen im dt.-frz. Krieg teil. Im nachhinein werden diese Ereignisse völlig verklärt und bilden die ideolgische Grundlage für eine spätere Legende. Nach erstem Weltkrieg, in dem das IR76 wiederum in Frankreich kämpfte, wurden in der Novemberrevolution Demonstranten aus der Kaserne beschossen. Im Nationalsozialismus werden Polizeitruppen aufgestellt, die an Massenerschießungen in Polen teilnahmen, Kriegsgerichte wurden in der Bundesstraße eingerichtet, Todesurteile gefällt. Als Teil dieses Kasernenkomplexes deute ich die Umbenennung der Louise-Schröder-Straße 1899 in Sedanstraße.Von alledem werden auch die zahlreichen jüdischen Bewohner des Grindelviertels nicht erfreut gewesen sein, denn das Militär im Kaiserreich verfügte in Preußen über keinen einzigen jüdischen Offizier. Fazit: Es gibt vielerlei Gründe, die für eine Umbenennung sprechen.
Ralf Peters ist aktiv beim Hamburger Forum.