Lärm, Umweltzerstörung und Gestank

Ausbau des Bundeswehrstandortes Jagel

von Ralf Cüppers
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Seit 2015 finden regelmäßig Mahnwachen von friedensbewegten Menschen gegen die Aufrüstung der Bundeswehr mit Drohnen und Elektronischer Kampfführung am Bundeswehrstandort Jagel (bei Schleswig) statt.

Seit Mitte Mai fliegt die bewaffnete Großdrohne G-Heron TP im ungeschützten Luftraum. Sie ist vom israelischen Hersteller geleast und dem Bundeswehrstandort Jagel unterstellt. Nach Unterzeichnung der Verkehrszulassung durch das Luftfahrtbundesamt am 2. Mai 2024 dürfen die Großdrohnen im ungeschützten Luftraum fliegen. Wie das Beschaffungsamt der Bundeswehr (BAAINBw) im vergangenen Jahr mitgeteilt hat, besteht das System aktuell aus fünf unbemannten und bewaffneten Luftfahrzeugen und vier Bodenkontrollstationen. Damit sind Ausbildungen, Übungen und Kriegseinsätze möglich.
Seit Oktober 2023 stellt die Bundesrepublik Deutschland zwei der bewaffneten Großdrohnen G-Heron TP dem Staat Israel für den Krieg gegen Gaza zur Verfügung. Die Ausbildung der Bundeswehrpilot*innen für die Steuerung der G-Heron TP fand in Israel statt.
Für den Betrieb soll Jagel massiv ausgebaut werden.

Erhebliche Flächenversiegelung für den Ausbau
Das Bauvorhaben umfasst Rollwege, Wendeschleifen, neue Abstell- und Wartungshallen, Lagergebäude, Errichtung einer Aufstell- und Betriebsfläche für die Antennenanlage SATCOM und die Errichtung einer Ground Control Station (Gebäude 699). Die Pläne für die Erweiterung des Fliegerhorstes Jagel sind mit erheblichen Flächenversiegelungen verbunden, so groß wie 15 Fußballfelder. Pro Frostnacht kommen dann fünf Tonnen Streusalze mehr ins Oberflächenwasser als vor dem Ausbau.

Mehr Luftverschmutzung
Aus dem Planungsdokument geht der Treibstoffverbrauch hervor: „Der durchschnittliche Verbrauch im Vergleichsszenario 2017 – 2020 liegt bei 10.900 t/a, im Nullszenario 2033 bei 12.000 t/a und im Prognoseszenario 2033 bei 21.000 t/a.“ Prognoseszenario 2033 ist der Weiterbetrieb mit den geplanten baulichen Veränderungen, Nullszenario 2033 ist der unveränderte Weiterbetrieb.
Zwölftausend Tonnen im Jahr (t/a) sind fast 15 Millionen Liter oder im Ergebnis 44.000 t CO2 und das soll gesteigert werden auf 26 Millionen Liter oder 77.000 t CO2. Mit dem durch den militärischen Flugbetrieb verbrannten Treibstoff könnte ganz Schleswig beheizt werden und nach der Erweiterung käme Husum noch mit dazu. Nach dem Planungsdokument 03 soll die Anzahl der Flugbewegungen von 4.300 (Nullszenario) auf über 7.000 (Prognoseszenario) pro Jahr oder zwanzig am Tag gesteigert werden, davon entfallen 2.132 auf die neuen „Eurodrohnen“ EU-MALE-RPAS. Jeder Flug erzeugt demnach im Durchschnitt 6 Tonnen CO2. Perfluoroktansulfonsäure PFOS ist Bestandteil des militärischen Treibstoffes J8. PFOS ist die gesundheitsschädigende und krebserregende, nicht abbaubare „Ewigkeitschemikalie“, die in militärischen Treibstoffen dafür sorgt, dass sich die Konsistenz des Treibstoffes nicht verändert. PFOS ist in der Umgebung des Militärflugplatzes Jagel im Boden nachgewiesen und droht ins Grundwasser zu gelangen. Einer Tankfüllung werden 25 kg PFOS zugesetzt.

Mehr Fluglärm
Um den Fluglärm zu beschönigen, wird in den Planungsunterlagen der Schalldruck in Dezibel (A) angegeben, der Mittelungspegel und der Abstand zum Flugplatzbezugspunkt. Der wahre Schalldruckpegel dB (SPL) ist bei 100 Hertz um 20 dB und bei 20 Hertz um 50 dB höher als in dB (A) angegeben. Infraschall wird gar nicht berücksichtigt. Schallpegel ab etwa 200 Dezibel führen zum Tod, weil die Lungenbläschen durch den Druck des Schalls platzen. Um eine Sekunde lang einen Schalldruck von 200 Dezibel Maximaldruckpegel zu erzeugen, wird derselbe Energieeinsatz benötigt, als wenn der Raum einen ganzen Tag mit Flüsterstimme Mittelungspegel beschallt wird. Wenn der Schalldruckpegel der tiefen Frequenzen nicht mit dB (Schalldruckpegel) gemessen wird, sondern mit dB (A, müsste Jagel viel bessere dB (A) Werte erreichen, sobald der höherfrequent lärmende ECR-Tornado durch Eurofighter und Drohnen ersetzt worden ist. Drohnen sind Turbopropellermaschinen, erzeugen Frequenzen im tiefsten Bass und Infraschall < 20 Hertz, der nicht hörbar ist. Die Energie reicht aus, dass Gebäudefundamente aus Beton Risse bekommen. So kann die Bundeswehr behaupten, dass die Lärmbelastung in dB (A) durch die Erweiterung des Flugbetriebes kaum steigen würde.Das Kriegsflugzeug lärmt vom Start bis zum Ende der Rollbahn und im Tiefflug noch darüber hinaus. Der Abstand zum Flugplatzbezugspunkt beträgt für Klein Rheide  2,5 km, der Abstand zum nächstgelegenen Punkt der Flugbahn des startenden Flugzeuges nur etwa 0,5 km. Ein Fünftel des Abstands bedeutet 25fache Schallintensität, für Klein Rheide wird 94,9 dB (A) angegeben. In 500 m Abstand derselben Lärmquelle ist der Schalldruckpegel 109 dB, bei tiefen Frequenzen von 100 bis 20 Hertz muss man noch 20 bis 50 dB hinzuaddieren. Bei 109 dB tritt ein bleibender Hörschaden bereits nach unter zwei Minuten ein, bei 115 dB reichen schon 30 Sekunden.

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Ralf Cüppers ist Landessprecher der DFG-VK Schleswig-Holstein.