Die Stimmen vom Pazifik verstärken

Das European Centre on Pacific Issues (ECSIEP).

von Peter van der VliesChristine Schweitzer

Französische Atomtests auf Moruroa, ein Bürgerkrieg in Bougainville, Staatsstreiche auf Fiji und den Solomonen, die Auswirkungen des Klimawechsels auf die anfälligen pazifischen Inseln, Asylsuchende, die von Australien auf der Insel Nauru eingesperrt werden - es sind jene größeren Ereignisse, die gelegentlich in Europa für Schlagzeilen sorgen. Doch meistens erreichen Nachrichten vom Pazifik Europa nicht, von Schlagzeilen ganz zu schweigen. Da geographisch gesehen der Pazifik und Europa weit voneinander entfernt sind, sind Themen, Entwicklungen und Interessen des Pazifik in Europa immer unterbelichtet geblieben.

Dennoch ist der Pazifik weit davon entfernt, eine Region der Ruhe zu sein. Obwohl die französischen Atomtests 1996 endgültig beendet wurden, dauert der Kampf der Polynesier für Gerechtigkeit, Anerkennung der Folgen der Tests für die Gesundheit und die Umwelt und für die Öffnung medizinischer Dossiers bis heute an.

Und während der Bürgerkrieg in Bougainville beendet und die Einwohner sich jetzt einer Verfassung erfreuen, die freie Wahlen und eine autonome Regierung erlaubt, und während die ethnische Gewalt auf den Salomonen und Fiji zurückgegangen ist, sind die zugrundeliegenden Probleme nicht immer angemessen angegangen und gelöst worden. In Folge waren Konflikte nie weit weg im Pazifik in den letzten Jahren, und unglücklicherweise ist es auch nicht sehr wahrscheinlich, dass der Pazifik eine Region des Friedens in der nahen Zukunft werden wird.

In der jüngeren Zeit haben die kleinen, verstreuten Inselstaaten darüber hinaus erneuertes Interesse von Seiten großer Staaten erfahren müssen. In der sich globalisierenden Welt von heute werfen immer mehr und mehr Länder ein Auge auf den Pazifik. Am auffälligsten ist der Politikwandel in Australien, das seine Politik der Nichteinmischung zu einer Politik verändert hat, die sich als kooperative Intervention beschreiben lässt. Aber es gibt auch noch andere, wie z.B. Frankreich, das gerne eine wichtige Macht in der Region werden möchte. Die riesigen Thunfischressourcen im Pazifik haben, zusätzlich zu den Fischfangflotten aus Asien, auch das Interesse der Europäischen Union mit ihrer gewaltigen Fischfangkapazität, der erschöpfte Ressourcen gegenüberstehen, geweckt.

Um die Menge und Qualität des Informationsflusses vom Pazifik nach Europa zu verbessern, hat eine Gruppe von vorwiegend kirchlichen und Friedensorganisationen in Europa sich in dem Europa-Pazifik-Solidaritätsnetzwerk zusammengeschlossen. 1992 gründeten sie das European Centre on Pacific issues (ECSIEP), um die Interessen der Menschen der Pazifikregion den vorwiegend europäischen Interessengruppen näher zu bringen. Von Anfang an stellt ECSIEP das Sekretariat des Solidaritätsnetzwerkes und es dient als Informationszentrum über Entwicklungen im Pazifik. Über die Zeit hat ECSIEP seine Aufgaben ausgeweitet. In dem kürzlich formulierten Leitbild heißt es: ,,ECSIEP will das Leben der Inselbewohner des Pazifik und ihrer Gemeinschaften stützen. Es verstärkt die Stimmen, Meinungen und Positionen der pazifischen Zivilgesellschaft, so dass sie von relevanten Akteuren im Pazifik und in Europa gehört werden (Verbindungs-Funktion). Es informiert pazifische Partner über Entwicklungen in Europa (Antennen-Funktion) und es sucht aktiv und ergreift Möglichkeiten der Unterstützung der Anliegen der pazifischen Zivilgesellschaft (Fürsprache)."

ECSIEP stellt Informationen über Entwicklungen im Pazifik zur Verfügung. Es organisiert Seminare für das Netzwerk und andere interessierte Personen und Organisationen aus Europa wie vom Pazifik. Es ergreift eine proaktive Rolle in Europa in Bezug auf den Pazifik betreffende Themen, die sich auf Politik und Praxis der EU, der europäischen Länder oder der Menschen in Europa in den Gebieten von Handel und Wirtschaftsbeziehungen, sozialen Themen, Menschenrechten und Umwelt beziehen. Beispiele sind die französischen Atomtests und die Verschlechterung der Umwelt (Klimaerwärmung, Abholzung von Wäldern).

Zusätzlich informiert ECSIEP die Zivilgesellschaft im Pazifik über europäische Entwicklungen und Politik, z.B. in Bezug auf die Fischereirechte für Thunfisch für die europäischen Flotten. Das Internet ist die wichtigste Informationsquelle geworden. Im Jahre 2005 hat ECSIEP daher seine Internetpräsentation modernisiert Sie ist eine führende Quelle für Information über europäisch-pazifische Themen·und hat ca. 80.000 Besucher pro Jahr.

Für mehr Informationen wende man sich an das European Centre on Pacific Issues (ECSIEP), ECSIEP [at] antenna [dot] nlECSIEP [at] antenna [dot] nl,">,PO Box 8190, 3503 RD Utrecht, The Netherlands, Phone: +3130 6927827, www.ecsiep.org.

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Christine Schweitzer ist Co-Geschäftsführerin beim Bund für Soziale Verteidigung und Redakteurin des Friedensforums.