War Resisters League

Einhundert Jahre Widerstand gegen Krieg

von Chris Ney
Schwerpunkt
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Am 24. Oktober 2023 wird die War Resisters League (WRL), die US-Sektion der War Resisters' International, 100 Jahre alt!

Wie jede Hundertjährige hat auch die WRL viele Lebensphasen durchlaufen. Im Laufe des Jahrhunderts haben die Mitglieder der WRL bekräftigt, dass Krieg ein Verbrechen gegen die Menschheit ist, und die WRL hat ihr Verständnis der Beziehungen zwischen Militarismus und anderen Formen der Unterdrückung vertieft, eine Analyse, die wir als Intersektionalität bezeichnen könnten. Gleichzeitig hat die Organisation damit gekämpft, die menschliche Vielfalt, insbesondere die der Hautfarbe, vollständig zu verkörpern.

Die Zeit ist reif - ja sogar dringend -, um über die Überschneidungen zwischen dem Widerstand gegen den Krieg und den Ursachen des Krieges nachzudenken. Wenn wir zurückblicken, stellen wir fest, dass unsere Gründer*innen echten Mut bewiesen haben und ihre Vision dennoch begrenzt war. Organisiert von Jesse Wallace Hughan, unterstützten sie den Widerstand gegen den Ersten Weltkrieg. Im Gegensatz zu den religiösen Pazifist*innen des Versöhnungsbundes nahm WRL Pazifist*innen verschiedener Glaubensrichtungen auf - ein erster Schritt in Richtung Vielfalt. Ihre Vision war jedoch durch die Überzeugung begrenzt, dass die individuelle Verweigerung der Teilnahme ausreichen würde, um den Krieg zu beenden.

Als die Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg eintraten und die Nation für den Krieg mobilisiert wurde, erforderte der Widerstand erneut Mut und Kreativität. Während sich einige für den Zivildienst entschieden, wählten andere das Gefängnis. Einzelne, die zu Führern der Bewegung wurden - Ralph DiGia, Dave Dellinger, Bayard Rustin und Bill Sutherland - ließen sich vom Beispiel Gandhis dazu inspirieren, mit Gewaltlosigkeit als neuer Form des Widerstands zu experimentieren. Im Danbury-Gefängnis sorgte ein Hungerstreik von Widerstandskämpfer*innen für die Aufhebung der Rassentrennung im Bundesgefängnissystem. Nach dem Krieg führte dieses Engagement zu weiteren gewaltfreien Experimenten zur Überwindung von Kriegsursachen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Krieg setzten die Widerstandskämpfer*innen den Kampf gegen den Rassismus der Rassentrennung mit der „Journey of Reconciliation" von 1947 fort, bei der sie als rassenübergreifende Gruppe mit dem Bus durch den Süden der USA reisten, um ein Urteil des Obersten Gerichtshofs zu testen, das die Rassentrennung im zwischenstaatlichen Verkehr verbot. Sie wurden tätlich angegriffen, verhaftet und inhaftiert, mussten unter anderem einen Monat lang Zwangsarbeit leisten, aber sie schufen ein Modell für die Freedom Rides der 1960er Jahre. Bayard Rustin, der als Organisator des Marsches auf Washington 1963 in Erinnerung geblieben ist, knüpfte Beziehungen zwischen der pazifistischen Bewegung und dem antirassistischen Aktivismus. Ein anderer Widerstandskämpfer des Zweiten Weltkriegs, Bill Sutherland, knüpfte Beziehungen zwischen Pazifist*innen und dem antikolonialen Kampf in Afrika.

Während der Proteste in den 1960er und 1970er Jahren stellte die WRL Ressourcen und Führungsqualitäten für die Bewegung zur Verfügung. Junge Männer lernten von früheren Generationen von Kriegsdienstverweigerern und Widerstandskämpfern und erhielten Unterstützung beim Widerstand gegen die Wehrpflicht, einschließlich der Flucht nach Kanada. Während sich die größere Friedensbewegung demobilisierte, als die Wehrpflicht endete und die USA sich aus Vietnam zurückzogen, unternahm WRL ein ehrgeiziges Projekt, das neue Verbindungen schuf.

Im Januar 1976 begann der Continental Walk for Disarmament and Social Justice einen Marsch von Kalifornien nach Washington. Eine weitere Hauptroute startete im April in New Orleans, wobei der Marsch durch den Süden von der Bürgerrechtsorganisation Southern Christian Leadership Conference organisiert wurde. Ein dritter Marsch startete im August in Boston. Der Marsch lenkte die Aufmerksamkeit auf die anhaltenden Gefahren durch Atomwaffen, den militärisch-industriellen Komplex und das Versagen, menschliche Bedürfnisse zu unterstützen und Rassismus, Sexismus und Klassismus zu bekämpfen. 10.000 Menschen legten auf den Haupt- und Zubringerrouten durch 34 Bundesstaaten 8.000 Meilen zurück. Bei ihrer Ankunft in Washington im Oktober versammelten sich mehr als 700 Menschen vor dem Pentagon, 53 wurden bei gewaltfreien Aktionen verhaftet, während andere im Kongress Lobbyarbeit zu den Themen Armut, Rassismus und Krieg leisteten.

Intersektionale Arbeit
Eine tiefergehende Analyse der Intersektionalität ergab sich aus den Women's Pentagon Actions von 1980 und 1981. Der von Grace Paley verfasste Aufruf zur Aktion war ein poetischer Ausdruck von Trauer und Wut: „Wir sind hierher gekommen, um zu trauern und unserer Wut Ausdruck zu verleihen und dem Pentagon zu trotzen, denn es ist der Arbeitsplatz der imperialen Macht, die uns alle bedroht. Jeden Tag, während wir arbeiten, studieren, lieben, gehen die Obersten und Generäle, die unsere Vernichtung planen, seelenruhig umher ...“

Trotz der Verbindungen, die in der politischen Aktion und Analyse entstanden, und der wachsenden Zahl von Frauen und LGBTQ-Aktivisten, die in WRL eine Heimat fanden, ist WRL eine weiß dominierte Organisation geblieben. Im Laufe der Jahrzehnte vom 20. zum 21. Jahrhundert unternahm WRL Anstrengungen zur Förderung der Vielfalt, einschließlich der Unterstützung von Bewegungen farbiger Menschen, vertiefter politischer Analysen, interner Personalarbeit und der Mitgliedschaft im Nationalkomitee. Eine kürzlich durchgeführte Aktion machte jedoch die anhaltenden Herausforderungen deutlich.

Im Rahmen einer Kampagne gegen Tränengas (eine Repressionswaffe, die in den USA und international gegen Demonstrant*innen eingesetzt wird) wurde eine Fabrik blockiert, in der ein Bestandteil von Tränengas hergestellt wurde. Die Fabrik befand sich in einer konservativen, ländlichen Gegend, in der WRL keine Organisationsbasis hatte. Obwohl die Organisatoren eine vielfältige Gruppe von Demonstrant*innen zusammenbrachten, die verschiedene Identitäten hinsichtlich Hautfarbe und Sexualität vertraten, erschienen sie der örtlichen Gemeinschaft als städtische Außenseiter*innen. Mangelnde Planung, einschließlich der Kenntnis der örtlichen Gemeinschaft, und unzureichendes Training der Gewaltfreiheit für mögliche Konflikte bedeuteten, dass sie auf die rassistische und homophobe Reaktion der Polizei, der örtlichen Bevölkerung und des Strafrechtssystems nicht vorbereitet waren. Die mangelnde Kommunikation zwischen jüngeren und älteren Aktivist*innen trug zu dieser mangelnden Vorbereitung bei. Aus dieser Erfahrung zu lernen, war eine wichtige Aufgabe für WRL, um weiter zu lernen, zu wachsen und Widerstand zu leisten.

Mit hundert Jahren bietet die reiche Geschichte des Widerstands von WRL viele Ressourcen für die Reflexion und die fortlaufende Vertiefung von Analysen und Aktionen zum Widerstand gegen Militarismus und Unterdrückung in all ihren Formen. Die Gründer*innen hätten sich die Organisation und die Anliegen von heute nicht vorstellen können, genauso wenig wie die heutige Generation sich die Themen vorstellen kann, die künftige Generationen beschäftigen werden. Über Jahrzehnte und Generationen hinweg eint die Überzeugung, dass Krieg ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist, gegen das man sich wehren sollte. Dabei versuchen wir, Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund und aus verschiedenen Kulturen mit einzuschließen und  Barrieren zu überwinden, die die volle Beteiligung aller Menschen an dieser Arbeit behindern.

 

Übersetzt von Christine Schweitzer mit Hilfe von Deepl.com

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Chris Ney ist der Einberufer der internationalen Task Force von WRL. Als ehemaliger Mitarbeiter ist er jetzt Mitglied des Nationalen Ausschusses.