International Conference for Ending Occupation, War and Violence in JERUSALEM vom 12. bis 16. August 2005

Konferenz der "Women in Black" (WIB)

von Bianka Buddeberg

Tagungsort war das "Seven-Arches-Hotel" auf dem Ölberg, das uns großzügig seinen Garten und seine Räume zur Verfügung stellte. Statt der erwarteten 400 waren 750 Frauen gekommen. Gila Svirsky begrüßte uns, indem sie jedes einzelne Land - in USA, in Asien, Lateinamerika, Australien und Neuseeland - und die Anzahl seiner Anwesenden erwähnte. Eine Tschetschenin und zwölf Frauen aus Deutschland waren erschienen. Zu mehr als hundert waren Italienerinnen und Spanierinnen angereist.

Am Samstagvormittag (13.08.) gab es zwei Panels zu den Themen (1.) "Unsere Vision von Frieden und die Erwartungen der Konferenz" mit Frauen aus Palästina, Israel, USA, Kolumbien, Kongo und Belgrad. Geleitet wurde das Forum von der Palä-stinenserin Nisreen Mazzawi. (2.) "Die feministischen Perspektiven des palästinensisch-israelischen Konflikts", geleitet von Luisa Morgantini, mit Israelinnen, Palästinenserinnen und der auch in Deutschland bekannten Nabila Espanioly, palästinensische Bürgerin des Staates Israel.

Zu einer kurzen Vorstellung aller Arbeitskreise kam es aus zeitlichen Gründen leider nicht. An jedem Konferenzabend gab es ein kulturelles Programm, meist von den Teilnehmerinnen selbst ausgerichtet, in den drei Hotels in der Altstadt: Filme, subversive Musik, Gesang, Kabarett und Tanz.

Der nächste Tag, Sonntag, der 14.08., stand unter dem Gesichtspunkt "Globale Herausforderung für Frauen". Auch an diesem Tag gab es Workshops, u.a.: Kriegsverbrechen gegen Frauen; Patriarchat; UN-Resolution 1325; Frauen und Entwicklung; Frauen und Konfliktlösung; Frauenaktivitäten während und nach einem Konflikt und die Politik der Unterstützung.

Auch gab es Arbeitskreise zum Staatsterrorismus, einen anderen zu Politik der Furcht, des Hasses und des Rassismus.

Der zweite Teil des Programms am Sonntag untersuchte Möglichkeiten der Verknüpfung lokaler und internationaler Belange, befragte unsere Zukunftspläne und die Strategien, um unsere Ziele zu erreichen. Es wurde ein Ministerium für Frieden gefordert. Über die Frage "Wie können wir effek-tiv handeln?" kam wieder das Thema Boykott auf. Der vormalige Boykott gegen die Firmen, die die Apartheid in Südafrika unterstützten, und das Werkzeug Sanktionen wurden untersucht.

Am 3. Konferenztag ging es in sieben Bussen zu einem Treffen mit Palästinenserinnen in Ramallah. Wir hörten Reden von westlich gekleideten Bürgerfrauen und lebensnahe Erzählungen von Landfrauen in ihrer traditionellen Kleidung. So berichtete eine Mutter, dass sie drei Söhne in israelischen Gefängnissen hat, eine andere trauerte um ihre Kinder, die von Soldaten erschossen worden waren. Eine Bäuerin war bei den Kommunalwahlen zur Bürgermeisterin gewählt worden und eine Studentin berichtete über die Probleme, in Palästina ein Studium durchzuführen.

Als private Besucherin stieß mittags Sumaya Farhat-Naser zu uns Deutschen. Sie erzählte von ihrer Arbeit in Therapiegruppen, über die sie auch ein Buch plant.

Nach einem Besuch des Grabes von Arafat, ging es per Bus weiter zu dem Dorf Bill`in, westlich von Ramallah, 1.600 Einwohner.

Die Menschen leisten seit Januar 2005 friedlichen Widerstand gegen die Zerstörung des Dorfes durch den Bau der Mauer. Sie schrieben u.a. einen offenen Brief an Präsident Bush.

Wir zogen schweigend durch das Dorf und standen am Ortsende vor schwer bewaffneten Soldaten, Straßensperren, viel Stacheldraht, viel Zerstörung. Frauen des Dorfes protestierten mit uns gegen die Zerstörung ihrer Heimat. Die Soldaten, mit eiserner Miene, haben später Tränengas hinter uns und unseren palästinensischen Begleiterinnen hergeschossen.

Die Konferenz endetet, wie sie begann, mit einer Mahnwache. Die erste war am Hagarplatz in West-Jerusalem wie immer.

Die Mahnwache am letzten Tag, dem Dienstag, 16.08., fand am Checkpoint Kalandia statt.

Ich stellte die Verschlechterung des Zustands gegenüber dem vorigen Jahr fest: Die Mauerteile, die damals noch auf der Straße lagen, sind nun aufgerichtet und teilen die Straße unüberwindlich in zwei Teile.

Niemand regelt den Verkehr, alle müssen durch das Nadelöhr der Kontrolle. Wir standen ungefähr eine Stunde dort, teilweise auf einem Straßenkreisel (es kommen 4 Straßen zusammen), teilweise gingen WIB-Frauen zu den Fußgänger-Schlangen.

Es sollten WIB aus Ramallah mit uns zusammentreffen. Aber sie wurden nicht durchgelassen und ihre Sprecherin wurde sogar verhaftet. Von dem Kampf um ihre Freilassung berichtete eine Frau des Organisationsteams später. Sie hatten den Soldaten gesagt: "Wir gehen nicht eher als bis die Frau frei ist." Nach zähen Verhandlungen wurde sie nach Ramallah zurückgeschickt. Wir konnten die Frauen in Schwarz aus Ramallah nicht treffen.

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Friedensbewegung international
Bianka Buddeberg ist aktiv bei den Kölner Frauen in Schwarz.