Kampagne in Rheinland-Pfalz und Saarland

Krieg beginnt hier - in unserem Bundesland

von Markus Pflüger

"Krieg beginnt hier" ist ein Titel bzw. Slogan und Motto, das schon für mehrere antimilitaristische und friedenspolitische Aktionen verwendet wurde und weiterhin verwendet wird, beispielsweise bei der regionalen Kampagne „Krieg beginnt hier“ 2016-2018 oder bei den Protesten gegen die Sicherheitskonferenz in München 2016. Die Feststellung „Krieg beginnt hier“ wird auch gerne bei Ostermärschen und anderen Friedensprotesten in der Nähe von Militäreinrichtungen verwendet. 
Für die gleichnamige Kampagne in der Region Rheinland-Pfalz und Saarland ging es um die zahlreichen Einrichtungen des Militärs und ihre Kriegsfunktionen – bewusst wurden nicht nur wenige Standorte des US-Militärs wie Ramstein mit der Relaisstation für Drohnen kritisiert, sondern alle Einrichtungen von NATO und Bundeswehr. Dazu gehören die Wehrtechnische Dienststelle 41 in Trier, der Bundeswehr-Fliegerhorst mit US-Atomwaffen in Büchel/Eifel, das NATO-Lufttrainingsgebiet TRA-Lautern, die US-Airbases Spangdahlem und Ramstein sowie die Bundeswehr-Luftlandebrigaden in Saarlouis und Merzig, der BW-Truppenübungsplatz Baumholder, das Bundeswehrkrankenhaus Koblenz und die Elektronische Kampfführung ELOKA der Bundeswehr in Daun, das Landeskommando mit MAD-Stelle in Mainz und neu die bevorstehende Reaktivierung des US-Raketenkommandos in Mainz/Wiesbaden, aber. Dazu gehören.  auch der Rüstungsbetrieb DIEHL in Nonnweiler und Rüstungsgüter des Mercedes-Benz-Werkes in Wörth. Thematisiert wird auch die Unterstützung der Militärmaschinerie durch die Landes- und Bundesregierung. So heißt es im Aufruf: „Die deutsche Landes- und Bundespolitik unterstützt die Kriegsmaschinerie - inklusive „Kollateralschäden“ wie Lärm, Abgase und Wasserverseuchung.“
Wichtig ist den Kampagnengruppen, dass auch Europa in den Blick genommen wird: „KRIEG BEGINNT HIER in EUropa, das zunehmend als Militärbündnis für Militarisierung, Aufrüstungsverpflichtung und Rüstungsgeschäfte steht. Die europäische Flüchtlingsabwehr FRONTEX und die NATO führen Krieg gegen Flüchtlinge.“ Krieg wurde auch auf gesellschaftliche Verhältnisse übertragen. Das heißt auch, sich klar gegen Rechts abzugrenzen: „...HIER, weil Flüchtlinge und MigrantInnen angegriffen und Unterkünfte angezündet werden, weil rassistische Hetze auch der ‚Mitte der Gesellschaft‘ in Abschottungs- und Ausgrenzungspolitik umgesetzt wird. Wir fordern: Geflüchtete solidarisch aufnehmen, Fluchtursachen und Armut bekämpfen, Reichtum umfairteilen!“ 
Der Titel wurde also sehr bewusst gewählt, um deutlich zu machen: Hier sind Orte, an denen Kriege beginnen, hier finden Kriegsvorbereitungen und Kriegsübungen statt, von hier aus werden Kriegseinsätze koordiniert und organisiert und auch ganz praktisch geflogen. Mit der Kampagne „Krieg beginnt hier“ wird verdeutlicht, dass friedenspolitisches Engagement vor Ort an den zahlreichen Militärstandorten von Bundeswehr, NATO und USA ansetzt. Nicht das einseitige Anprangern und Dämonisieren beispielsweise der USA, sondern das Aufzeigen aller Militärstandorte und der Zusammenhänge und Ursachen ist das Anliegen dieser Kampagne. Zudem heißt es bei der Kampagne: „...und hier vor Ort beginnt auch unser Protest und Widerstand“ sowie „Frieden beginnt hier“, also der Bezug zu Ansätzen und Projekten von Konversion, ziviler Konfliktbearbeitung und dem Aufzeigen von Alternativen zu Militär wie Projekte mit erneuerbaren Energien und von Friedensgruppen mit ihrem Engagement.

Das Motto zielt auf den lokalen und regionalen Bezug der Kriegskritik 
Das Motto der regionalen Kampagne KRIEG BEGINNT HIER existierte schon einige Jahre und wird auch von anderen genutzt. Genauso ist es auch gedacht. Der Krieg beginnt nicht weit weg und ist auch nicht abstrakt, das Motto zielt auf die lokale und regionale Sichtbarkeit des Krieges: Kriegsflughäfen, Munitionsdepots, Kasernen, Kommandostellen, Truppenübungsplätze, Gefechtsübungszentren sowie Bundeswehr-Dienstleistungszentren, Karrierecenter und auch die Werbemaßnahmen der Bundeswehr. Überall da, wo Krieg beginnt, wo Rekrutierung und Kriegsbeteiligung vorbereitet, organisiert und durchgeführt wird, wo Kriegseinsätze und Soldat*innen in den Krieg starten, wird mit dem Slogan auch der Wille zu Protest und Widerstand ausgedrückt : „Wir wollen Sand im Getriebe der Kriegsmaschinerie sein und protestieren für eine Welt ohne Kriege.“ (vgl. http://www.krieg-beginnt-hier.de/index.php/hintergrund.html )
Mit der Idee soll dazu angeregt werden am eigenen Ort entsprechend aktiv zu werden. So sind viele Gruppen unter diesem Motto schon aktiv, ob in Jagel oder München, ob im GÜZ Altmark oder in Büchel. Teilweise gab es Verlinkungen und Vernetzungen sowie Grußbotschaften für andere Gruppen, Initiativen oder Kampagnen, die mit ihrer Kriegskritik ebenfalls vor Ort anfangen. Flugblätter und Transparente mit der Aufschrift „Krieg beginnt hier“ werden an vielen Orten gezeigt. Die regionale Kampagne „Krieg beginnt hier“ lebt nach sehr aktiven Jahren (2016 – 2018) als Motto und Netzwerk regional weiter, bei Ostermärschen und zum Antikriegstag sind die beteiligten Gruppen aus dem Saarland, der Westpfalz, Trier und Mainz weiter als Kampagne aktiv.  
Die Grundidee dabei ist es, „erst vor der eigenen Haustüre zu kehren“ und die Verstrickungen und Verantwortlichkeiten der Kriegsmaschinerie durchaus auch im Kontext der kapitalistischen Verwertungslogik vor Ort und in der eigenen Region anzugehen. Dies ist ein inhaltliches Konzept, das die geografische Nähe zum Objekt für die Kritik nutzt und bewusst macht, aber auch eine gute Strategie ist, um die daraus resultierende Betroffenheit vor Ort anzusprechen.
 

Ausgabe

Rubrik

Schwerpunkt
Markus Pflüger ist seit 1983 in der Friedensbewegung, nach Zivildienst und Studium seit 2000 in Trier als 'Referent für Friedensarbeit' bei der Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V., tätig, Mitglied der DFG-VK und im Beirat der Informationsstelle Militarisierung sowie im Antiatomnetz Trier aktiv.