Buchbesprechung

Nukleare Abrüstung: Stimme aus dem Globalen Süden

von Martin Singe

Die deutsche Sektion von ICAN, Kampagne zur Abschaffung aller Atomwaffen, hat im März 2021 eine sehr informative Broschüre herausgegeben: „Atomwaffen und nukleare Abrüstung: Stimmen aus dem Globalen Süden“. Die 24-seitige Broschüre umfasst sechs Beiträge von Personen, die sich in ihren Staaten für ein Atomwaffenverbot einsetzen.
Ein Beitrag aus den Philippinen von Angelina P. Galang, Präsidentin der „Green Convergence Coalition“, geht auf die Gefahren für die Ernährungs- und Gesundheitssicherheit ein, die durch die Folgen eines Atomkrieges (Nuklearer Winter) und die sich grenzenlos ausbreitende radioaktive Strahlung radikal in Frage gestellt würden. Ein Beitrag des IPPNW-Präsidenten von Costa Rica beschreibt den Einsatz dieses demilitarisierten Staates für internationale Abrüstung und den Atomwaffenverbotsvertrag (AVV). Generell sollten die Staaten auf das (internationale) Recht setzen statt auf militärische Sicherheit, fordert Carlos Umana. Linet Ng‘ayu, Beraterin des „African Councils of Religious Leaders“, beschreibt die Arbeit der inzwischen 22 interreligiösen Räte aus verschiedenen Staaten, die sich in Afrika für ein Atom waffenverbot einsetzen. Während Afrika durch den Vertrag von Pelindaba bereits Atomwaffenfreie Zone ist, will der Rat er reichen, dass auch möglichst viele Staaten Afrikas den AVV explizit ratifizieren. Ein weiterer Beitrag aus dem Kongo geht vor allem auf die teils tödlichen Folgen des Uranabbaus in einer der größten Minen der Welt ein. Die Folgen des Uranabbaus für die dort Beschäftigten und die in der Umgebung Lebenden waren beträchtlich. Die Mine wird immer noch illegal ausgebeutet, und es droht eine Wiedereröffnung der Mine, da sowohl Frankreich als auch China hohes Interesse daran haben.
Nirmal Upreti, Präsident des „NGO Forum for Nation Building Nepal“ hebt die schwierige Rolle Nepals zwischen den Atommächten Indien, China und Pakis tan hervor. Nepal begreift sich als „Zone des Friedens“, ist dem AVV beigetreten und will vermittelnd zwischen den Atommächten wirken. Vanessa Griffen, langjährige Anti Atomwaffen-Campaignerin und Aktivistin bei ATOM (Against Testing on Mururoa) von den Fidschi-Inseln beschreibt die Folgen der Atomtests der USA, Frankreichs und Englands auf den pazifischen Inseln. Neun pazifische Inselstaaten haben den AVV bereits ratifiziert und somit wesentlich zum Inkrafttreten beigetragen. Die Ungerechtigkeit der Macht der nuklear bewaffneten Staaten müsse in Frage gestellt werden, so die Forderung der Gründerin des „Nuclear Free and Independent Pacific Network“. Die Broschüre ist u. a. mit Fotos von Aktivist*innen und Grafiken gut illustriert. Beeindruckend die kontrastierenden Grafiken mit der atomwaffenstrotzenden Nordhalbkugel und der fast vollständig von Verträgen über Atomwaffenfreie Zonen überzogenen Südhalbkugel.

Die Broschüre, herausgegeben mit Unterstützung von „Brot für die Welt“, kann heruntergeladen oder kostenfrei angefordert werden bei: https://www.icanw.de/neuigkeiten/stimmen aus-dem-globalen-sueden/
 

Ausgabe

Rubrik

Hintergrund
Martin Singe ist Redakteur des FriedensForums und aktiv im Sprecher*innenteam der Kampagne "Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt".