UN-Naturschutzkonferenz - Conference of the Parties (COP9)

Straßenproteste und Aktionen zur COP9

von Anne SchweiglerAndreas Riekeberg
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( c ) Netzwerk Friedenskooperative

In den Verhandlungen der Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konvention über biologische Vielfalt in Bonn vom 12.-30.5. ging es in der ersten Woche um den Handel mit Gentechnisch veränderten Organsimen (GVO), in der zweiten und dritten Woche unter anderem um Saatgut-Vielfalt, Bioprospektion und Biopiraterie, Agro-Treibstoffe, GVO-Bäume und Schutzgebiete. Ein "Aktionsbündnis COP9" hatte sich aus der BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie (D), A SEED (NL) und anderen Gruppen gebildet und Aktionen für den Zeitraum der Verhandlungen vorbereitet.

Unter dem Motto: "Natur für Menschen, nicht fürs Business!" und "Widerstand ist fruchtbar!" rief dann ein internationales Bündnis zusammen mit La Via Campesina zu Protesten auf, für einen sofortigen Stopp von Biopiraterie, Agrotreibstoffen und eine gerechten Verteilung natürlicher Ressourcen zu Gunsten lokaler Gemeinschaften.

Mit einer Demonstration zum Sitz des Agro- und Pharma-Konzerns Bayer in Leverkusen protestierte am 17. Mai das Bündnis mit ca. 100 Menschen aus aller Welt gegen die Zerstörung biologischer Vielfalt durch diesen Konzern. Neben verherenden Zerstörungen durch hochgiftige Pestizide, den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft und ihre Aktivitäten zur Privatisierung biologischen Materials wurde auch die Green-washing-Kampagne des Konzerns scharf kritisiert. Der Konzern wurde wegen der Zerstörung biologischer Vielfalt und menschlicher Lebensgrundlagen sowie wegen Verursachung von Klimawandel angeklagt. Am Ende wurde ein Protest-Brief an Bayer bei der Konzernzentrale abgegeben.

Am Sonntag, den 18. Mai, führte das Aktionsbündnis einen Protesttag gegen Agrosprit durch. Vor zwei Tankstellen in Bonn wurden AutofahrerInnen mit der Entscheidung, sich entweder für "Nahrung" für ihr Auto oder für Nahrungsmittel zu entscheiden, konfrontiert. Die zerstörerischen Auswirkungen von exportorientierter, monokultureller, industrieller Landwirtschaft für Boden, Wasser, Wälder - kurz: für biologische Vielfalt - werden durch den Anbau von Agrosprit potenziert. Abschluss der Aktion war eine spontane Demonstration mit ca. 60 Leuten und ein gemeinsames Picknick im Park.

Zur Eröffnung der COP am Montag, 19. Mai, protestierte La Via Campesina und das Aktionsbündnis vor dem Konferenzhotel Maritim. Ein Positionspapier von La Via Campesina (http://viacampesina.org/main_en/index.php) und Einladungen zu Protesten rund ums Saatgut wurden an die ankommenden Delegierten und Beobachter der COP-Verhandlungen verteilt. Die zentrale Rolle bäuerlicher Landwirtschaft für den Bestand und die Erhaltung von (Agro-) Biodiversität ist unumstritten. Trotzdem wird (Klein-) BäuerInnen und Landwirten kaum eine Stimme innerhalb der Verhandlungen gewährt.

Am Montagnachmittag führte das Aktionsbündnis eine Demonstration zum Bund Deutscher Pflanzenzüchter durch. Die Kritik richtete sich gegen dessen Bemühungen um schärfere geistige Eigentumsrechte auf Nutzpflanzen und ihre Politik für Nachbaugebühren, Sortenschutz- und Patentrechte auf Saatgut. Damit werden züchterische Leistungen vieler Generationen von BäuerInnen weltweit privatisiert. Bei einem kurzen Stopp am Botanischen Garten wurde die jahrhundertelange Tradition von Biopiraterie angesprochen.

Zurück auf dem Saatgut-Markt führte La Via Campesina eine Mistica, eine Art Straßentheater über die Auseinandersetzungen um Saatgut auf. Biopiraten stahlen den BäuerInnen Saatgut und lagerten es in einer Genbank ein. Saatgut-Multis verkauften danach pestizidverseuchtes, privatisiertes Saatgut an arme KleinbäuerInnen und stürtzen diese noch weiter in die Misere. Doch schließlich wehrten sich die BäuerInnen gegen die Biopiraten und befreiten die eingefrorene Saatgut-Vielfalt.

Anschließend wurden in einer feierlichen Zeremonie des internationalen Weizen-Notkomitees Listen von eingelagertem Saatgut in der Genbank Gatersleben an VertreterInnen aus den entsprechenden Ländern zurückgegeben. Damit sollte zum einen auf die Gefährdung der Weizensammlungen in Gatersleben durch gentechnische Versuche aufmerksam gemacht werden und zum anderen den BäuerInnen ein Anlass geboten werden, sich ihr Saatgut zurückzuholen. Dabei kam es zu bewegenden Worten von den Gästen aus Chile, Brasilien, Türkei, Korea und Mexiko.

Am Donnerstag, dem UN-Tag der biologischen Vielfalt, wurde vor dem Side-Event transnationaler Agrarkonzerne "Celebrating Biodiversity" eine eigene kleine Feier "Celebrating Profit-Diversity" abgehalten. Die spontan gegründete "Small Shareholders Initiative" pries die Gewinne ihrer Konzerne auf Kosten der Biodiversität.

Weil es Via Campesina nicht gestattet worden war, während der offiziellen Feierstunde am Nachmittag zu Agrarbiodiversität zu reden, ließen vier Aktivistinnen Banner im Konferenzsaal herab. "NO AGRODIVERSITY WITHOUT FARMERS" und "Nature for People, not for profit." Das CBD-Sekreteriat war darüber empört und entzog den Aktivistinnen postwendend die Akkreditierung.

Bilder von den Aktionen, Hintergründe und Informationen über das Aktionsbündnis COP9: http://biotech.indymedia.org

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