Urananreicherung in Gronau

Urananreicherungsanlagen stoppen. In Gronau und anderswo!

von Udo Buchholz
Initiativen
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Der Weiterbetrieb der bundesweit einzigen Urananreicherungsanlage in Gronau (Westfalen) stößt auch im Jahr nach der Stilllegung der letzten Atomkraftwerke in der Bundesrepublik auf Ablehnung. Am 7. Januar 2024 fand an der umstrittenen Uranfabrik der traditionelle, monatlich stattfindende Sonntagsspaziergang als Neujahrsspaziergang statt. Wie gewohnt nahmen Mitglieder niederländischer und deutscher Umwelt- und Friedensorganisationen teil. Für Gesprächsstoff sorgten dabei auch bevorstehende Proteste in Ahaus (Atommülllager) und Lingen (Standort der letzten Brennelementefabrik in der Bundesrepublik).

In Ahaus finden immer wieder Aktionen gegen die drohenden Castor-Atommülltransporte von Jülich nach Ahaus statt, die in diesem Jahr durchgeführt werden sollen. Und für den 20. Januar wurde in Lingen eine Demonstration gegen die dortige Brennelementefabrik vorbereitet.

Beim Neujahrsspaziergang in Gronau wurden u. a. aktuelle Informationen zum Atommüll-Endlager-Projekt Schacht Konrad verteilt. Außerdem wurde eine Unterschriftenliste (Sammeleinspruch) gegen aktuelle Pläne zur Erweiterung der Produktpalette bei der Brennelementefabrik Lingen verbreitet.

Im Januar 2010 hat sich in der Gronauer Urananreicherungsanlage der bisher schwerste Störfall ereignet. Neben der Anlage wird in Gronau Uranmüll in Containern unter freiem Himmel gelagert. Und der Betrieb der Uranfabrik ist mit zahlreichen hochgefährlichen Urantransporten von und nach Gronau verbunden.
Die monatlich stattfindenden Sonntagsspaziergänge an der Gronauer Urananreicherungsanlage zählen zu den ältesten und kontinuierlichsten Aktivitäten der bundesweiten Anti-Atomkraft-Bewegung. Sie finden seit Ende 1986 ununterbrochen immer am ersten Sonntag im Monat statt.

Für den Betrieb der Gronauer Uranfabrik gibt es eine vom NRW-Wirtschaftsministerium ausgestellte unbefristete Betriebsgenehmigung. Umweltverbände, Bürgerinitiativen und Friedensgruppen fordern gemeinsam die sofortige Stilllegung der Anlage, in der in großen Mengen Uranmüll anfällt und in der nach Umbauarbeiten auch Uran für Atomwaffen produziert werden könnte.

Kaum Grenzen zwischen Atomenergie und Atomwaffen
Gerade bei der Urananreicherung wird deutlich, dass die Grenzen zwischen der so genannten friedlichen Nutzung der Atomenergie und der militärischen Nutzung kaum vorhanden sind. (Stichwort: Urananreicherung im Iran). Darum fanden in den letzten Jahren auch mehrfach Ostermärsche zur Gronauer Urananreicherungsanlage statt. Und so hieß es im Aufruf zum Gronauer Ostermarsch 2023:

„Mit der Zentrifugentechnik, die in den Urananreicherungsanlagen der Urenco in Gronau (und auch in den Niederlanden, in Großbritannien und in den USA) zum Einsatz kommt, kann auch Uran für den Einsatz in Atomwaffen vorbereitet werden. Diese Zentrifugentechnik kommt auch im Atomprogramm des Irans zum Einsatz. Dabei ist die internationale Sorge groß, dass die Technik zum Atombombenbau gebraucht wird. Fest steht: Wer über die Zentrifungentechnik verfügt, kann sie grundsätzlich für die Versorgung von Atomkraftwerken, aber auch für die Produktion von Atomwaffen nutzen. Die Bundesrepublik sichert sich mit dem Betrieb der Urananreicherungsanlage Gronau und der Zentrifugen-Firma ETC in Jülich den Status einer stillen Atommacht. Die Urananreicherung muss international verboten und geächtet werden. (…) Neben der nuklearen Bedrohung gibt es im Dreiländereck von NRW, Niedersachsen und Niederlande militärische Einrichtungen, die die Militarisierung der Region widerspiegeln: So z. B. den Bombenabwurfpatz Nordhorn-Range (in der Nähe der Lingener Atomanlagen!), das Bundeswehr-Sanitätsdepot in Gronau-Epe und das Bundeswehrdepot in Ochtrup.“

Zum Protest der Anti-Atomkraft-Bewegung gehören auch Aktionen gegen Uran- und sonstige Atomtransporte. Den Aktionen gehen oft lange Recherchen und Beobachtungen voraus. Das ist ein Bereich, in dem sich Anti-Atomkraft-Initiativen und Friedensinitiativen gegenseitig unterstützen können. Bei der Suche nach Atomtransporten sieht man oft auch Militärtransporte. Und wer nach Munitionstransporten Ausschau hält, stößt ggf. auch auf die Radioaktivitätskennzeichen an Atomtransporten (LKW oder Züge). Ein Informationsaustausch bietet sich da an.

Ostermarsch 2024
Bei Redaktionsschluss war noch nicht ganz klar, ob und in welcher Form 2024 ein Ostermarsch in Gronau zur Urananreicherungsanlage stattfinden wird. Bei einem Vernetzungstreffen nach dem Neujahrsspaziergang Anfang Januar an der Urananreicherungsanlage wurde auf jeden Fall schon bereits über den möglichen Ostermarsch diskutiert. Wenn es konkret wird, werden Informationen unter https://ostermarsch-gronau.de veröffentlicht. Weitere Informationen, auch über andere Atomstandorte, unter https://bbu-online.de

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Udo Buchholz engagiert sich seit 30 Jahren gegen die Atomindustrie, ist Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) (www.bbu-online.de) und Mitorganisator des Gronauer Ostermarsches.