Internationale Uranwaffen-Konferenz "Die Trojanischen Pferde der Atomkriege" vom 16.-19. Oktober in Hamburg

Uranwaffen-Konferenz, Oktober 2003

von Marion Küpker
Initiativen
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An der Internationalen DU/Uranwaffenkonferenz, die vom 16.- 19. Oktober in Hamburg stattfand, beteiligten sich über 200 TeilnehmerInnen aus 20 Ländern von fünf Kontinenten darunter dem Irak, Afghanistan, Australien, Japan, USA, Kanada, Schweden, Irland, Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Belgien, den Niederlanden, Österreich, Dänemark, Italien, Spanien, Algerien und Kuba.

Die Ergebnisse, die bei der Konferenz von Wissenschaftlern, Ärzten und Rechts-Experten vorgetragen wurden, beweisen eindeutig: DU (Depleted Uranium - abgereichertes Uran)/ Uranwaffen verursachen schwere Gesundheitsschäden weltweit und sind im Rahmen bestehender internationaler Gesetze und Konventionen illegal. Marion Küpker, Initiatorin der Konferenz und Koordinatorin der GAAA (Gewaltfreie Aktion Atomwaffen Abschaffen) stellt fest: "Es liegt jetzt bei den Aktivisten, die USA und Großbritannien dazu zu zwingen, sich ebenso an internationales Recht zu halten, wie sie es von anderen Nationen abverlangen".

Unter den 35 Rednern waren Wissenschaftler, Ärzte und Umweltfachleute aus dem Irak, unabhängige Forscher, Experten des Völkerrechts, Militär-Experten, eine Whistleblowerin aus einem U.S. Atomwaffenlabor, ein Ankläger des Internationalen Kriegsverbrecher-Tribunals für Afghanistan, Veteranen und Familienangehörige, zivile Opfer, sowie Mitglieder von Nichtregierungsorganisationen, der Friedens- und globalisierungskritischen Bewegung.

Sie präsentierten ihre neuesten Erkenntnisse und Fakten über die Auswirkungen dieser illegalen Waffen. Die irakische Wissenschaftlerin Dr. Souad Al- Azzawi, die kurz vor der Konferenz, am 12. Oktober, den mit 10.000 Euro dotierten Nuclear Free Future Award erhalten hatte, trug die Ergebnisse ihrer Umweltstudien über die Kontaminierung von Boden, Luft und Wasser durch DU im Süd-Irak vor.

Auf die ersten zwei Tage, an denen Vorträge gehalten und wissenschaftliche Arbeiten vorgestellt wurden, folgten 2 Tage mit Workshops, bei denen es um folgende Themen ging: Stand der Forschung, Internationales Recht, Anti-DU Organisationen, zivile und militärische Opfer. Die Workshops dienten der Konsensfindung zu diesen Themen, sowie der Strategie-Diskussion und der Entwicklung gemeinsamer internationaler Aktionspläne. Für die ersten zwei Tage gab es Simultan-Übersetzungen in deutscher und japanischer Sprache.

"Es ist Zeit für die Abschaffung aller DU- und Uranwaffen", fasste Dave Kraft, Direktor des Atomenergie-Informationsdienstes in Evanston/ IL (USA), zusammen. "Das eindeutige Beweismaterial auf dieser Konferenz, wenn nicht das Prinzip der Vorsicht, sprechen gegen jede weitere Herstellung, das Testen und den Einsatz dieser Waffen. Es müssen sofortige geeignete Gesundheitstests an den möglichen Betroffenen durchgeführt werden, verseuchte Regionen müssen genauestens untersucht und Hot-Spots müssen weltweit isoliert bzw. soweit wie möglich dekontaminiert werden".

Die Konferenz wurde live für das Internet gestreamt, doch aufgrund unerklärlicher technischer Probleme des IndyMedia Servers war die Live-Übertragung während der Konferenz nicht möglich. Sie soll nachgeholt werden, sobald die Probleme gelöst sind. Die Ankündigung erfolgt auf der Homepage: www.uranwaffenkonferenz.de

Auf der Pressekonferenz am Freitag, den 17. Oktober, fehlten die etablierten Medien weitgehend. Die wenigen Berichte über die Konferenz erschienen überwiegend in der alternativen bzw. progressiven Presse. Die Koordinatorin der Konferenz, Marion Küpker, erklärte: "Wir glauben, dies ist Teil der fortgesetzten Informations-Blockade gegenüber den verheerenden gesundheitlichen Problemen, die durch Uranwaffen verursacht werden, die vom Militär der USA, UK und der NATO u. a. im Irak, Bosnien, Montenegro, Serbien, Kosovo und Afghanistan eingesetzt wurden. Zur Zeit dienen allein 7.000 deutsche Soldaten in verseuchten Regionen im Kosovo und in Afghanistan".
 

Resolution
 

  • Die Konferenz-TeilnehmerInnen sind zu folgenden Überzeugungen gekommen und verabschiedeten diese mit eindeutiger Mehrheit:
     
  •  der Einsatz von DU/Uranwaffen ist seit jeher nach internationalen Gesetzen und Konventionen und dem US-Kriegsrechts illegal
     
  •  künftige Kampagnen und Verträge sollten statt "Ban - Ächtung" den Ausdruck "Abolition - Abschaffung" von DU/Uranwaffen verwenden, da "Ban" nach intern. Recht impliziert, dass diese Waffen nicht illegal sind
     
  •  das unabhängige Internationale Kriegsverbrecher Tribunal zu Irak 2004 über "abgereichertes" Uran, Uranwaffen und radioaktive Waffen, die in Ländern wie Irak und Afghanistan eingesetzt wurden, soll unterstützt werden
     
  •  die Umweltverseuchung im Süd-Irak und epidemiologische Studien, die von irakischen Wissenschaftlern präsentiert wurden, beweisen einen direkten Zusammenhang zwischen DU und der beobachteten Zunahme an durch Radioaktivität verursachten Krankheiten
     
  •  die Konferenz lehnt das ICRP-Modell bezüglich interner Strahlendosen durch kleine radioaktive Partikel wie DU ab und empfiehlt, dass das ECRR (Europäisches Komitee für Strahlenrisiken) das Modell von 2003 für Niedrigstrahlen auf die Analyse von Gesundheitsrisiken durch DU erweitert
     
  •  es besteht dringender Bedarf, eine unabhängige Lehr- und Forschungs-Institution zu gründen, eine "Freie Universität", die vertrauenswürdige Forschungsergebnisse liefern kann, die frei ist von der Manipulation und dem finanziellen Druck, den Regierungen und Institutionen ausüben, die die Atom-Lobby unterstützen
     
  •  es muss Druck ausgeübt werden, damit die UNEP und die Weltgesundheitsorganisation unabhängig von der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) werden, die Teil der Atom-Lobby ist, um eine umfassende Untersuchung der verseuchten Gebiete weltweit durchzuführen, einschließlich der Überwachung und Dekontaminierung aller Kriegsgebiete, Testgebiete, Produktionsstätten und Militäreinrichtungen
     
  •  für militärische und zivile Opfer muss sofort eine angemessene Gesundheitsversorgung bereitgestellt werden

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Marion Küpker ist internationale Koordinatorin der DFG-VK gegen Atomwaffen.