US-Verweigerer in Würzburg zu acht Monaten Haft verurteilt

von Rudi Friedrich

"Hier stehe ich und kann nicht anders". Damit beendete Agust¡n Aguayo seine Verteidigungsrede vor dem US-Militärgericht in den Leighton-Barracks in Würzburg. Zuvor hatte er erneut seine Gewissensentscheidung deutlich gemacht, die ihn dazu bewogen hatte, am 1. September 2006 einer erneuten Verlegung in den Irak nicht nachzukommen und für einige Wochen aus der Armee zu fliehen. Das Gericht verurteilte ihn am 6. März 2007 dennoch zu einer Haftstrafe von acht Monaten. Zugleich wurde er wegen "schlechter Führung" aus dem Militär entlassen.

Sein Prozess hatte einige Aufmerksamkeit erhalten, zumal er seit drei Jahren versucht, als Kriegsdienstverweigerer anerkannt zu werden, und in dieser Zeit bereits ein Jahr lang im Irak als Sanitäter Dienst geleistet hatte. Nachdem er bereit war, an die Öffentlichkeit zu gehen, konnte er immer wieder deutlich machen, warum er den Irakkrieg ablehnt: "In meinem letzten Einsatz war ich Zeuge, wie Soldaten die irakische Bevölkerung entmenschlichen. Ich sah, wie unzählige unschuldige Leben beendet wurden. Es macht keinen Sinn, dass die Zivilbevölkerung zuerst große menschliche Verluste erleiden muss, damit sie dann besser leben kann. All das ist für mich ein überzeugender Beweis, dass alle Kriege moralisch verwerflich sind."

Verschiedene Gruppen, wie Connection e.V., das Military Counseling Network (MCN), American Voices Abroad Military Project oder die Zentralstelle KDV hatten sein Verfahren mit Protestaktionen und Unterstützungskampagnen begleitet. So erhielt er in der Haft über eine online-Aktion weit über 1.600 Postkarten und Briefe. Weltweit berichtete die Presse über seinen Fall und seine Motivation. Die mexikanische Regierung verurteilte die gegen ihn erhobene Anklage. amnesty international adoptierte ihn als Gewissensgefangenen.

Insgesamt hat die US-Armee etwa 700.000 SoldatInnen. Nur etwa 100 SoldatInnen stellen pro Jahr einen Antrag, wegen Kriegsdienstverweigerung aus der Armee entlassen zu werden. Noch nicht einmal die Hälfte der AntragstellerInnen wird anerkannt. Andere entscheiden sich zur Flucht aus der Armee. Die britische Times listete am 22. März 2006 die Zahl der US-Deserteure seit Beginn des Irakkrieges im Jahre 2003 auf: Army: 4.387; Navy: 3.454; Air Force: 82; Marines: 1.455. Das wären etwa 3.000 pro Jahr.

Angesichts der Größe der US-Armee und der zunehmenden Ablehnung des Irakkrieges in den USA ist die Zahl der Verweigerer und Deserteure immer noch klein. Aber sie erreichen eine hohe Bedeutung, wenn sie wie Agust¡n Aguayo an die Öffentlichkeit gehen und so ihre Kritik an der Militärpolitik der US-Regierung bekannt wird.

Da seine Haftzeit angerechnet wird, sollte er bei "guter Führung" Ende April 2007 aus der Haft entlassen werden. Agust¡n Aguayo und seine Familie brauchen aber weiter finanzielle Unterstützung. Allein für die Rechtsanwälte mussten sie Tausende von Dollar aufbringen.

Sonderkonto für Spenden bei Connection e.V.: Kto. 7085704 bei der Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 20 500. Spenden sind steuerlich absetzbar.

Weitere Infos unter http://www.Connection-eV.de/usa/aguayo.html oder bei Connection e.V., Gerberstr. 5, 63065 Offenbach, Tel.: 069-82375534, E-Mail: office [at] Connection-eV [dot] de

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Friedensbewegung international