Redebeitrag für die Hiroshima-Gedenkveranstaltung am 6. August 2019 in Oberhausen

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Anwesende,

ich freue mich über die Einladung heute zu sprechen. Wir haben uns getroffen um der Opfer von Machtspielereien und Krieg gedenken. In den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki wurden am 6. und 9. August zum ersten Mal in der Menschheitsgeschiche Atomwaffen vom Himmel geworfen. Die USA suchten Vergeltung für den Angriff auf Pearl Harbour. Es starben 144.000 Menschen, viele wurden schwer verletzt, die Umwelt wurde auf lange Zeit verstrahlt und die Abschreckung mit Atomwaffen war von nun an Anker in der Weltordnung der großen Mächte.

Wir können nicht akzeptieren, dass Zivilisten geopfert werden müssen um Frieden zu sichern. Wir sind hier, weil wir glauben das Friede auch ohne Waffen geht. Wir wollen eine Zukunft ohne Angst vor einem atomaren Zwischenfall in AKWs oder mit Raketenangriffen.

"Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen.“ – Ich finde, dass dies auch für NATO-Partner gilt. Die Geschichte lehrt uns, dass Krieg unfassbare Folgen für Menschen und Staaten hat. Dennoch werden unzählige Militäraktionen der NATO-Partner über deutschen Boden abgewickelt.

Die Bundesregierung sollte von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und die USA bitten ihre Atombomben nach Hause zu bringen. Die historische Verantwortung Deutschlands, die auch im GG verankert ist, verbietet die Verwicklung in Angriffe. Zur Landesverteidigung ist zu sagen, dass Milliardenetats allein die Bundeswehr nicht einsatzfähiger machen. Ich bin der Meinung das wir eine europäische Verteidigungsarchitektur nicht gegen sondern mit Russland und den USA aufbauen sollten, jenseits der NATO. Die NATO hat ihren Dienst bis 1989 erfüllt, danach war sie ein Überbleibsel aus der alten Weltordnung, dass einer globalisierten Welt übergestülpt worden ist, ohne die Entwicklungen in Asien zu berücksichtigen.

Aufrüstung auf Trumps Befehl hin wird weder Europa, noch die USA oder andere Regionen der Welt sicherer machen. Aufrüstung führt immer zu einer größeren Gefahr, das Konflikte nicht mehr diplomatisch, sondern mit Waffengewalt gelöst werden.

Helmut Schmidt sagte einst: „Mir ist lieber 100 Stunden umsonst zu verhandeln, als eine Minute zu schießen.“ Ich hoffe, die Akteur*innen an der Straße von Hormuz handeln besonnen. Robert Habeck ließ in einem Interview verlautbaren, dass er eine militärische Intervention der Bundeswehr im Iran nicht ausschließen könne. Ich finde wir brauchen keine Kriegsrhetorik, denn die Situation ist schon angespannt genug.

Die Opfer von Hiroshima und Nagasaki verdienen es, dass wir uns hier auf dem Friedensplatz mit ihren Schicksalen beschäftigen, aber auch darauf schauen was aktuell droht den Frieden zu gefährden. Das Ende des INF-Abrüstungsvertrages zwischen den USA und der damaligen Sovietunion, heute der Russischen Föderation war lange angekündigt und ist doch vermeidbar gewesen. Beide Seiten machen sich für das Scheitern des Vertrages verantwortlich, der gerade für die europäische Friedensbewegung Hoffnung gab, darauf dass das atomare Wettrüsten ein Ende hat und Abrüstung konsequent verfolgt würde.

Leider ist es wieder soweit, dass die USA und Russland ihre Atomwaffenarsenale modernisieren. Für Europa und für Deutschland bedeutet dies eine ungewisse Zukunft und das hier bald darüber gesprochen werden wird, wie wir uns vor möglichen Raketenangriffen im Ernstfall schützen können. Deshalb brauchen wir Verhandlungen über eine Sicherheitsarchitektur des Miteinanders jetzt, wo die Bedrohung der Menschheit nicht nur in Waffen liegt, sondern auch in der Frage wie wir schnellstmöglich die Klimakrise bewältigen können. Unsere Kinder werden uns an unseren Taten messen.

Schließen möchte ich mit einem Bibelvers aus Sprüche 12, 20: „Betrug ist im Herzen derer, die Böses schmieden, bei denen aber, die zum Frieden raten, ist Freude.“

Shuno heiwa! Friede sei mit euch! Shalom! Salam! Pace!

 

Gianni Virgallita ist aktiv bei den Jusos in Oberhausen.