Redebeitrag für den Hiroshima-Tag 2019 am 6. August in Bremen

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Vor 74 Jahren an diesem Tag geschah das Unvorstellbare.

Durch die Zerstörung Hiroshimas und drei Tage später Nagasakis haben wir eine Ahnung davon, was Atomwaffen anrichten können.

Nein, eigentlich haben wir nicht die blasseste Ahnung.

Denn die Bomben, die die USA auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen hat, waren im Vergleich zu heutigen Atombomben sehr klein.

Hinzu kommt, dass die Zielplanung für jede Stadt meistens mehr als eine Bombe vorsieht.

Denn Atomwaffen wurden erfunden, um Terror in uns aufzulösen. Der Einsatz bedeutet nicht nur Massenmord, sondern Selbstmord.

Atomwaffen sollen so viele Menschen töten und Städte zerstören wie möglich. Das meint Trump, wenn er droht, ein Land auszulöschen.

Das ist die so genannte Abschreckung. Die Vorstellung soll für uns so schrecklich sein, dass wir sie nicht riskieren.

Und dennoch riskieren wir diese Katastrophe jeden Tag.

Seit 74 Jahren.

Heute ist die Welt wieder ein Stück gefährlicher geworden.

1.
Es gibt einen unberechenbaren utrarechten Nationalist im Weißen Haus. Er kann ohne weiteres den Befehl zum Einsatz geben. Nur eine Meuterei kann einen Massenmord verhindern.

2.
Ein neues Wettrüsten zwischen den USA und Russland hat mit der Erneuerung der alten Arsenale bereits begonnen. Mit dem Ende des INF-Vertrages letzten Freitag ist das Wettrüsten richtig in Gang gekommen. Ohne den Vertrag können ab jetzt wieder neue Atomraketen in Europa stationiert werden.

3.
Aktuell hat Indien die Autonomie Kaschmirs revidiert und massenweise Truppen hingeschickt. Pakistan erklärte seine Bereitschaft, Kaschmir mit allen Mitteln zu verteidigen.

4.
Auch in der Straße von Hormuz ist die Situation sehr kritisch und die Aufkündigung des Atomdeals mit dem Iran durch die USA gibt ernsthaft Grund zur Sorge.

Wir dürfen aber nicht aufgeben. Es gibt auch Grund zur Hoffnung:

1.
Der Vertrag zum Verbot von Atomwaffen - der Ban Treaty, 2017 in den UN verabschiedet - wird bald in Kraft treten. Heute wird Bolivien als 25. Staat den Vertrag ratifizieren. Damit haben wir die Hälfte der notwendigen Ratifizierungen, denn mit 50 Ratifizierungen wird der Vertrag gültig.

2.
Schon jetzt zeigt der Verbotsvertrag Wirkung: Es gibt immer mehr Banken, die die Finanzierung von Atomwaffen ausschließen: z.B: neuerdings, KBC in Belgien, Resona Holding in Japan und die Deutsche Bank hier in Deutschland. Auch Länder und Städte ziehen ihre Gelder aus Anlagen ab, die in Atomwaffenhersteller investieren. z.B: Rentenfonds in den Niederlanden, Schweden und Norwegen sowie Städte wie Ojai in Kalifornien.

3.
Über 1.300 gewählte Vertreter*innen in Parlamenten weltweit haben die ICAN-Erklärung unterschrieben und fordern damit den deutschen Beitritt zum Verbotsvertrag. Über die Hälfte der Bremischen Bürgerschaft hat vor der Wahl unterschrieben und wir brauchen Eure Hilfe, die neugewählten Abgeordneten anzufragen.

4.
Bremen war auch das erste Bundesland, das sich schon 2017 für ein Atomwaffenverbot ausgesprochen hat. Am 10. Mai 2019 folgte auch Berlin.

5.
43 Städte haben sich dem ICAN-Städteappell angeschlossen und rufen die Bundesregierung auf, dem Verbotsvertrag beizutreten.

Wie stehen dann die Chancen, dass Deutschland beitritt?

Gut, denn laut einer Greenpeace Umfrage wollen 91% der Deutschen, dass die Bundesregierung den Verbotsvertrag unterschreibt.

Bis zur Wahl 2021 müssen wir daher die Zeit nutzen, um die Parteien dazu zu bringen, dass Abkommen mitzutragen. Grüne und Linke stehen bereits auf unserer Seite, die SPD muss sich aus der GroKo lösen, damit auch sie frei entscheiden kann. Bei der Europawahl hat die SPD bereits ihre Unterstützung für den Verbotsvertrag ausgesprochen. Durch Abgeordnete, Landtage, Städte bringen wir den UN-Vertrag für ein Verbot von Atomwaffen in jedes Gremium ein, bis alle in der Politik es verstanden haben:

  • Wir wollen Atomwaffen verbieten!
  • Wir wollen den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland!
  • Keine Stationierung von neuen Atomraketen in Europa!
  • Keine Aufrüstung der Atombomben in Büchel!

Macht mit: Helft uns das Atomwaffenverbot umzusetzen - ICAN, you can, Yes we ban!

Vielen Dank.

 

Rede von Xanthe Hall ist IPPNW-Abrüstungsexpertin und Vorstandsmitglied von ICAN-Deutschland.