Redebeitrag für den Internationalen Bodensee Ostermarsch in Bregenz am 18. April 2022

 

- Sperrfrist: 18. April 2022, Redebeginn: 14 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Guten Tag liebe Friedens-bewegte!

Mein Name ist Johannes Falch, ich bin Unternehmer und freue mich, hier im Rahmen des Bodensee-Friedens-Weges zum Thema „Wirtschaftlicher Frieden“ die Idee einer Gemeinwohl-Ökonomie vorstellen bzw. erläutern zu dürfen.

Was bedeutet eigentlich Gemeinwohlökonomie?

Die Gemeinwohl-Ökonomie (kurz GWÖ) ist ein alternatives Wirtschaftsmodell, das auf ethischen Grundwerten basiert.

Sie setzt nicht auf Profitmaximierung und Wettbewerb. Die Gemeinwohl-Ökonomie setzt sich für die Transformation der Wirtschaft zu einer ethischen und nachhaltigen Marktwirtschaft ein. Das Gemeinwohl soll im Zentrum aller wirtschaftlichen Entscheidungen stehen.

Ziel ist es, dass die Gemeinwohl-Ökonomie tatsächlich ein gutes Leben mit den besten Voraussetzungen für ein friedliches und erfülltes Miteinander für Alle ermöglicht,

  • hier und anderswo
  • jetzt und in Zukunft
  • für Mensch, Tier und Natur.

Gelingen kann dies, wenn bestimmte Wertehaltungen mit allen Berührungspunkten des Wirtschaftens hochgehalten und gelebt werden.

Diese sind unter anderen:

  • die Menschenwürde
  • Solidarität und Gerechtigkeit
  • ökologische Nachhaltigkeit sowie
  • Transparenz und Mitentscheidungsmöglichkeiten.

Die Akteure der Gemeinwohlökonomie haben in einem partizipativen Prozess ein Bewertungsmodell entwickelt, die sogenannte Gemeinwohlbilanz. Unternehmen, Organisationen, Kommunen können damit darstellen, welchen Beitrag Sie zum Gemeinwohl leisten. Sie werden mit einer Punktevergabe bewertet und sind somit untereinander vergleichbar.

In der Bilanz müssen Fragen beantwortet werden,

wie z.B. die Arbeitsbedingungen in den Zulieferbetrieben sind,

oder: was passiert mit den Gewinnen,

oder: wie ist der Umgang mit Kunden und Mitbewerbern,

oder: wie sieht es mit der Reduktion ökologischer Auswirkungen aus.

Die Gemeinwohl-Bilanz dient dann auch als Basis zur Definition und Planung von Verbesserungen in den einzelnen Gemeinwohl-Themen.

Die bisher gemeinwohlbilanzierten Unternehmen zeigen uns auch, dass es möglich ist, Verantwortung zu übernehmen und wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Mittlerweile hat sich die Gemeinwohl-Ökonomie in 35 Ländern in Europa, Afrika, Nord- und Südamerika etabliert und das Interesse an gemeinwohlorientiertem Handeln wächst täglich – weltweit, und das ist gut so – denn - in den meisten wirtschaftlichen Bereichen wird global agiert, und die sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und politischen Probleme und Anforderungen der Jetzt-Zeit können nur in einem globalen Kraftakt gelöst werden.

Diese Ziele verfolgt natürlich auch die UNO mit ihren 17 UN-Nachhaltigkeitszielen, die jeder von uns kennt und deren Umsetzung jedem von uns ein Anliegen sein sollte. Alle diese 17 UN-Nachhaltigkeitsziele können in der Gemeinwohlbilanz abgebildet werden.

Und das österreichische Bundeskanzleramt bescheinigt in ihrer Agenda 2030:

„Die Gemeinwohlbilanz trägt als effektives Instrument zur Umsetzung der SDGs in Unternehmen und Gemeinden bei“.

Also, handeln wir danach!

Eines dieser UN-Nachhaltigkeitsziele ist der Punkt 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen.

An dieser Stelle sei gesagt, dass wir einen der Leitsätze der Bodensee-Friedensweg-Bewegung unterstreichen möchten. Dieser lautet: „Wer den Frieden will, muss den Frieden vorbereiten!“ 

Was hat die Gemeinwohlökonomie nun mit der Vorbereitung des Friedens zu tun?

Ich denke, jeder einzelne Punkt in der Gemeinwohlbilanz trägt ein Stück weit zur Vorbereitung des Friedens bei:

Die Verbesserung der Gemeinwohlbilanz eines Unternehmens, einer Institution oder einer Kommune bedeutet auf alle Fälle:

  • ein mehr an sozialer Gerechtigkeit
  • ein mehr an ökologischer Nachhaltigkeit
  • einen achtsameren Umgang innerhalb gesellschaftlicher Strukturen
  • und ein mehr an Kooperation

und somit automatisch auch zu einem mehr an einem friedlichen Miteinander.

Lassen sie mich dies anhand von Beispielen erläutern:

Ein Punkt in der Gemeinwohlbilanz behandelt die ethische Haltung im Umgang mit Geldmitteln:

Ein Gemeinwohlunternehmen führt sein Finanzmanagement nach kritischen ethischen Grundsätzen und veranlagt seine Überschüsse im besten Falle direkt in sozial-ökologische Projekte oder wickelt seine Finanzgeschäfte mit einer Ethikbank ab. Das Unternehmen nimmt somit eine große gesellschaftliche Verantwortung ernst, nämlich die Abkehr des Geldflusses in renditestarke, jedoch gesellschafts- und umweltschädliche Produkte.

Oder, ein weiteres Beispiel ist jener Punkt in der Gemeinwohlbilanz, der die ökologische Nachhaltigkeit in der Zulieferkette behandelt:

Ein erfahrenes Gemeinwohlunternehmen hat umfassende Einkaufsrichtlinien, zugekauft wird nach strengen ökologischen Kriterien. Einer Ausbeutung von Natur und Ressourcen wird dadurch vorgebeugt. Das Thema Klimagerechtigkeit wird ernst genommen.

Ein gemeinwohlorientiertes Unternehmen achtet nicht nur auf die Menschenwürde im Arbeitsleben im eigenen Unternehmen, sondern bemüht sich auch um Verbesserungen von Standards in den Zulieferbetrieben. So werden Menschen in Ländern mit niederen ökologischen und sozialen Standards geschützt und der Ausbeutung von Menschen und Natur ein Riegel vorgeschoben, die Schere zwischen arm und reich verkleinert und ein sozialer und somit auch ein wirtschaftlicher Frieden gesichert.

Was kann jeder einzelne Mensch, jeder und jede einzelne hier Anwesende tun, um das Gemeinwohl zu verbessern, um den Frieden vorzubereiten, um unseren wirtschaftlichen Frieden zu erhalten?

Jeder Mensch kann die Werte der Gemeinwohl-Ökonomie in die Unternehmen, in die Kommunen, in die Gesellschaft tragen.

Jeder Mensch kann sich selbst fragen: handle ich gemeinwohlorientiert, arbeite ich in einem gemeinwohlorientierten Unternehmen, kaufe ich ökologisch nachhaltig ein, teile ich, kooperiere ich, achte ich auf die Menschenwürde jedes Einzelnen. Ja, ich selbst kann meine eigene Gemeinwohl-Bilanz erstellen und meine Handlungen hinterfragen. Wir von LEBARTE haben das bereits mehrfach gemacht und freuen uns, wenn wir Sie begeistern können, achtsamer mit sich und unserem gesellschaftlichen Umfeld umzugehen, dadurch helfen wir mit, ein freudvolles und vor allem friedliches Miteinander zu gestalten.

Danke für ihre Aufmerksamkeit und besuchen Sie unseren Infostand.

 

Johannes Falch ist Unternehmer und aktive in Sachen Gemeinwohl-Ökonomie.