Redebeitrag für den Ostermarsch Traunstein am 20. April 2019

 

- Sperrfrist: 20. April 2019, Redebeginn: 12 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Was ist bei uns Erfolg!? Kurz gesagt: Ein schönes Einkommen, ein guter Lebensstandard, Freiheit, sich die Welt anschauen und ein abgesicherter Lebensabend. So haben wir das gelernt und so wird das nach wie vor Zuhause, im Kindergarten, in der Schule, auch in Studium und Berufsausbildung vermittelt.

Glückwunsch: Das sind lauter Dinge, die es in Summe für einen Großteil der Menschheit nicht gibt und die es auch in den reichen Ländern so in Zukunft nicht mehr geben kann.

Es wird höchste Zeit, die zerstörerischen Lebensstile und die falschen Vorbilder zu benennen und endlich abzuschaffen.

Die gute Nachricht ist, dass durch das erfolgreiche Bienen- und Artenschutzvolksbegehren ein großer Schritt in die richtige Richtung gemacht ist. Nochmal vielen Dank an alle, die mitgeholfen haben! Ihr wart’s echt super.

Die schlechte Nachricht: Das reicht hinten und vorn nicht aus, weil die meisten Menschen eine Politik und Wirtschaftsweise mittragen, die die Zukunft unserer Kinder und Enkel zerstört. Wir werden leider um eine radikale Wende in allen Wirtschafts- und Lebensbereichen nicht herumkommen.

Was ist also zu tun!?

  • Parteispenden und Sponsoring vor allem aus Großindustrie und Wirtschaft sind zur Pest der Demokratie geworden. Die so beeinflusste Politik aller etablierten Parteien geht zulasten von Natur, Gesundheit, Gerechtigkeit und Frieden. Da gibt es für mich nur einen vernünftigen Weg: Firmen-Spenden an Parteien sind europaweit zu verbieten.
  • Wirtschaftswachstum ist vollkommen der falsche Indikator für eine enkeltaugliche Gesellschaft. Stattdessen müssen wir uns an Nachhaltigkeit und Gemeinsinn orientieren. Wir spüren alle, dass eine stetige Steigerung unserer Ansprüche einhergehend mit dem Wachstumsprimat und überzogenem Konsum auf unserer begrenzten Erde nicht machbar sind. Auch von der Illusion des sogenannten grünen Wachstums green new deal müssen wir uns trennen. Ein „weiter so-Wachstum“ heißt Privatisierung, Ausbeutung, Ressourcendiebstahl, und letztlich Vernichtung. Da gibt es für mich nur einen vernünftigen Weg: Wirtschaftspolitik ohne Wachstumswahn – erst kommt der Mensch und dann der Profit.
  • Die industrielle Agrar- und Forstwirtschaft hat grundlegend versagt und muss als Zukunftsmodell abgeschafft werden. Da gibt es für mich nur einen vernünftigen Weg: Die Bewirtschaftung aller Flächen muss sich auf Natur-, Klima-, Umweltschutz sowie auf Artenvielfalt und Tierwohl ausrichten.
  • Irrwege der Konsummaximierung sind aufzugeben: Dazu zählen insbesondere die Kunststoffproduktion, die Gentechnik, Patentierung von Leben usw. Da gibt es für mich nur einen vernünftigen Weg: Wir produzieren künftig nichts mehr, was schädigende Auswirkungen auf die Umwelt oder auf die Lebensgrundlagen der künftigen Generationen haben könnte.
  • Bildung ist ein Schlüsselelement: Gemeinwohlorientierung, Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen und Nächstenliebe gehören im Kindergarten, in der Schule, auch in Studium und Berufsausbildung als integratives Kernelement in alle Erziehungs- und Lehrpläne. Wir brauchen in Zukunft vor allem Schöpfungsbewahrer und ambitionierte Klimaschützer.

Ich glaube, „Erfolg“ muss ganz neu, menschlich wertschätzend und enkeltauglich definiert werden:

Erfolg ist, wenn man einen Geflüchteten aus dem Mittelmeer fischt, wenn man sein Einkommen mit Bedürftigen teilt und wenn man eine Art vor dem Aussterben bewahrt. Und ich glaube, mit den jungen Menschen, die sich engagieren, lässt sich eine neue Kultur des Erfolgs aufbauen. D.k.w.

 

Hermann Hofstetter ist Kreisvorsitzender ÖDP Traunstein.