Redebeitrag für den Ostermarsch Limburg am 16. April 2022

 

- Es gilt das gesprochene Wort –

 

Liebe Geschwister im Glauben, sehr geehrte Damen und Herren,

Marias Stadt liegt in Trümmern – sie, deren Sohn Sterben und Leben wir in diesen Tagen feiern, ist Patronin der ukrainischen Stadt am Asowschen Meer. Der Name dieser Stadt ist uns inzwischen gut bekannt: Mariupol. Einst bedeutende Hafen-, Wirtschaftsstadt und ein Kulturzentrum, sehen wir in den Nachrichten nun Ruinen, brennende Gebäude, eine Steinwüste. Rund 90 Prozent der Gebäude sind zerstört, mehr als eine Viertelmillion Menschen konnte flüchten, rund 100.000 Zivilisten sollen nach Berichten noch in der Stadt ausharren. Ohne Wasserversorgung, ohne Strom, ohne Wärme, abgeschnitten von der Versorgung mit Lebensmitteln und medizinischer Unterstützung. Ausgesetzt einem von beiden Seiten mit äußerster Härte geführten Häuserkampf, in dem scheinbar immer wieder Waffen verwendet werden, deren Einsatz durch das Völkerrecht geächtet ist. Ein Entkommen ist nicht möglich, humanitäre Korridore, Evakuierungen scheiterten bislang. Tausende, wahrscheinlich zehntausende Tote muss es gegeben haben, unter den Soldaten wie unter den Zivilisten.

Millionen Menschen sind vor diesen grausamen Kämpfen in der Ukraine geflüchtet. Es tut gut, die Bevölkerung der aufnehmenden Länder als so hilfsbereit zu erleben. Gleichzeitig wissen wir, dass überall auf der Welt Menschen ähnliche Schicksale erleiden: Syrien, Afghanistan, Jemen, die armen Menschen an der Grenze zwischen Polen und Belarus – so viel Verzweiflung lässt die Frage zu: Wie sollen wir angesichts dieser Schrecken Ostern feiern? Wir feiern, dass der auferstandene Herr, der den Tod überwand, vor uns tritt und spricht: „Fürchtet euch nicht!“ Ihm können wir auch in größter Not vertrauen – vor allem dort, wo uns die Dinge aus den Händen genommen sind. Wir wissen: Der Tod, die Kriegsverbrechen, das Leiden der Unschuldigen - das alles wird nicht das letzte Wort sein. Die Opfer der Geschichte bekommen Gerechtigkeit. Gott schafft diese Gerechtigkeit und ihn bitten wir um Frieden: Pace – Shalom – Salam – Mir – Myr!

Danke für Ihr Zeichen, dass Sie mit diesem Ostermarsch setzen. Ich wünsche Ihnen gesegnete Ostertage.

 

Dr. Georg Bätzing ist Bischof von Limburg.