Redebeitrag für den Ostermarsch Limburg am 16. April 2022

 

- Es gilt das gesprochene Wort –

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

wer hätte im vergangenen Jahr beim Ostermarsch in Limburg daran gedacht, dass die Forderung nach friedlichen Lösungen in der Welt und den Verzicht auf militärische Gewalt uns nun so einholt. Die Erde ist in den vergangenen Jahren nicht frei von kriegerischen Auseinandersetzungen und Konflikten gewesen, ich erinnere nur an Syrien, den Jemen, an Somalia und Äthiopien oder auch an Afghanistan. In über 20 Ländern der Erde gibt es seit Jahren kriegerische Auseinandersetzung – aber bis dato nicht in Europa. Das war unsere Beruhigungspille. Das haben wir immer wieder betont – und uns in trügerischer Sicherheit gewähnt.

Seit dem 24. Februar ist das aus und vorbei. Es ist Krieg in unserer Nachbarschaft. 1200 Kilometer von uns entfernt wird in der Ukraine gekämpft, bombardiert und hundertfach oder tausendfach gestorben. Die Welt hat sich geändert. Die Bilder, die wir aus der Ukraine sehen, zeigen nicht nur den Schrecken des Krieges, das damit verbundene Leid, sie lassen uns fragen: Wird noch ein anderes Land von Russland angegriffen, weitet sich der Krieg aus? Wie können wir uns verteidigen?

Und die Reaktion: Fast alle reden wieder von Aufrüstung, 100 Milliarden sollen allein durch ein Sonderprogramm in die Bundeswehr investiert werden. Als erste Reaktion ist das durchaus zu verstehen, aber der Gedanke an eine neue Rüstungsspirale macht mir Angst. Wir dürfen die Suche nach diplomatischen Lösungen nicht aufgeben, das hat eindeutig Vorrang. Und die globalisierte Wirtschaft bietet begleitend dazu weitere Möglichkeiten, Boykott, Embargo und mehr.

Ganz klar, das trifft auch uns selbst. Gas, Öl, Kohle, Nickel, Chrom, Palladium aus Russland, davon sind wir, ist unsere Wirtschaft abhängig. Sind wir bereit, unseren Wohlstand in Frage zu stellen, mit weniger auszukommen. Wir schaffen es ja noch nicht einmal, auf unseren Autobahnen ein Tempolimit einzuführen.

Der Krieg ist bei uns angekommen. Wir nehmen Flüchtlinge ohne große Diskussion auf, wir unterstützen mit humanitären Leistungen, die Spendenbereitschaft ist riesengroß. Das ist alles gut und auch sehr wichtig. Aber es gibt für uns viel zu tun – auch ohne neue Waffen und ohne neue Spirale des Wettrüstens.

Ein kleines Zeichen haben die Limburger Stadtverordneten nun gesetzt, in dem sie den Beitritt der Stadt zur Organisation „Majors for peace“ (Bürgermeister für den Frieden) beschlossen haben. Damit tritt die Stadt Limburg einer durch die Bürgermeister von Hiroshima und Nagasaki gegründeten Organisation bei, der heute bereits über 8000 Städte aus über 160 Ländern der Erde angehören. Die „Bürgermeister für den Frieden“ setzten sich für die Abschaffung von Atomwaffen und einen weltweiten dauerhaften Frieden ein.
 

Marius Hahn ist Bürgermeister der Kreisstadt Limburg.