Redebeitrag für den Ostermarsch Traunstein am 16. April 2022

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Friedensfreund Innen; Aktivist Innen,
Lieber Traunsteiner und Traunsteiner Innen – Alle um den Frieden besorgten!

Dieser Ostermarsch ist dringend nötiger denn je:

Wir verurteilen den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine auf schärfste!

Krieg bedeutet Tod – Krieg bedeutet Zerstörung – Krieg führt zu Traumatisierung von Menschen – und hinterläßt zerstörte Gesellschaften

Wir fühlen uns solidarisch mit den Frauen und Kinder in der Ukraine, aber auch mit den Familien in Rußland, die um ihre Angehörigen bangen, mit allen Männern die zum Kriegsdienst gezwungen werden, mit den Deserteuren, mit allen die fliehen müssen – alles verlieren alles zurücklassen

Jeder Mensch der im Krieg durch einen anderen sein Leben verliert ist einer zuviel!

Deshalb fordern wir einen umgehenden Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine

Sofortigen Stopp aller Kriegshandlungen!

Ich möchte Euch hier ein paar Zitate nicht vorenthalten:

So sagt der Brigadegeneral a.D. Erich Vad, dem ehemaligen militärpolitischen Berater von Altkanzlerin Angela Merkel, der bei web.de zitiert wird:

"Wir machen im Moment sehr viel Kriegsrhetorik – aus guter gesinnungsethischer Absicht. Aber der Weg in die Hölle ist bekanntlich immer mit guten Vorsätzen gepflastert. Wir müssen den laufenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine vom Ende her denken. Wenn wir den Dritten Weltkrieg nicht wollen, müssen wir früher oder später aus dieser militärischen Eskalationslogik raus und Verhandlungen aufnehmen.“

Schon am 5. April berichtete die Washington Post, dass zahlreiche NATO-Staaten zu keinerlei Zugeständnissen bereit seien, um diplomatische Verhandlungen voranzubringen: „Das führt zu einer unangenehmen Realität: Einige in der NATO halten es für besser, wenn die Ukrainer weiter kämpfen und sterben, als dass ein Friede herauskommt, der zu früh und mit zu hohen Kosten für Kiew und den Rest Europas verbunden ist.“ 

Und unsere Außenministerin Annalena Baerbock unterstützt der Firma Rheinmetall, die 50 ausgemusterte Leopard 1 Kampfpanzer an die Ukraine liefern wollen mit folgenden Worten:

"Die Ukraine braucht weiteres militärisches Material – vor allen Dingen auch schwere Waffen“, so Baerbock. „Jetzt ist keine Zeit für Ausreden, sondern jetzt ist Zeit für Kreativität und Pragmatismus“.

Wenn man diese Worte hört wird mir Angst, anscheinend haben wichtige Akteure innerhalb von NATO und EU tatsächlich keinerlei Interesse, diplomatische Lösungen für den Ukraine-Krieg zu finden. Stattdessen soll die Lieferung schwerer Waffen zum bevorzugten Szenario führen: einem lang andauernden und blutigen Stellvertreterkrieg, der nicht vorstellbare Risiken in sich birgt.

Ja es ist Zeit für Kreativität, Frau Baerbock! Wir brauchen eine Kreativität die den Frieden zurück bringt und nicht die Eskalationsspirale weiter schürt!

Ja ich bekomme Angst – wenn ich höre das Atomwaffenträger Raketen in Polen stationiert werden sollen – ich bekomme Angst – wenn ich mitbekomme dass nun auch Schweden und Finnland in die Nato aufgenommen werden – wenn ich höre dass das diesjährige Manöver Defender 2022 in Norwegen den Ernstfall probt! Wenn mir wieder bewusst wird dass 4 Atommächte mit zigtausenden Soldaten sich an der Russischen Grenze bis an die Zähne bewaffnet gegenüber stehen

Leute wir haben keine Alternative!

Wir müssen verhandeln! Wir brauchen fähige Menschen, die wegkommen von ihrem martialischen Denken um eigene Profite, eigene Einflusssphären, Zugängen zu Rohstoffen und Macht.

Ich sehe die Welt vor einem Abgrund stehen: Ein neu aufgeflammter brandgefährlicher Kampf um die Neuaufteilung der Welt!

Aber wie müssten Verhandlungen aussehen um aus der Eskalationsspirale herauszukommen?

Ist es nicht Voraussetzung, den Gegenüber (damit meine ich beide Seiten) und dessen Bedürfnisse zu verstehen? Müssen wir ihn wahrnehmen, als jemand der sich in die Enge gedrängt fühlt? Wie können beide ihr Gesicht wahren?

Wir müssen einen gemeinsamen Weg finden um für alle Beteiligten (ob Ukraine Russland oder die Baltischen Staaten oder China oder….) einen Weg der gemeinsamen Sicherheit zu finden!

Damit meine ich nicht den z.B. bei der Nato-„Sicherheits“-Konferenz breitgetretenen Begriff Sicherheit – sondern FRIEDEN!

Sicherheit – also Frieden - für diese Welt gibt es nur miteinander nicht gegeneinander!

Nur Miteinander werden wir die großen Fragen unserer Welt lösen: Krieg und Frieden – Armut und Reichtum – Klimaerwärmung und Schutz unserer Umwelt

Waffen sind keine Lösung – 100 Milliarden Euro mehr für Rüstung fehlen uns für Soziales für Gesundheit und Umweltschutz

Hier darf ich kurz die Rede von Papst Franziskus am 24. März aufgreifen:

Ich schäme mich für die Staaten, die die Militärausgaben auf zwei Prozent anheben, sie sind verrückt! Die wahre Antwort besteht nicht in anderen Waffen, anderen Sanktionen, anderen politisch-militärischen Allianzen, sondern in einer anderen Einstellung, einer anderen Weise, eine bereits globalisierte Welt zu verwalten, darin, nicht die Zähne zu zeigen, sondern internationale Beziehungen zu knüpfen. Es ist ersichtlich, dass eine gute Politik nicht aus einer Kultur der Macht erwachsen kann, die als Herrschaft und Unterdrückung verstanden wird, sondern nur aus einer Kultur der Achtsamkeit, der Achtsamkeit für den Menschen und seine Würde und der Achtsamkeit für unser gemeinsames Haus. (…)

Ich denke, dass es für jene von Euch, die meiner Generation angehören, unerträglich ist, zu sehen, was geschah und was in der Ukraine geschieht. Doch dies ist leider die Frucht der alten Logik der Macht, die die sogenannte Geopolitik noch immer dominiert… wir befinden uns seit einer Weile in einem »Dritten Weltkrieg auf Raten«, und nun stehen wir vor einer Dimension, die die gesamte Welt bedroht… 

Vielen Dank.

 

Dr. Renate Schunck ist aktiv bei der Friedensinitaive Traunstein Traunreut Trostberg (FI TTT).