Redebeitrag für den Ostermarsch BaWü in Stuttgart am 16. April 2022

 

- Sperrfrist: 16. April 2022, Redebeginn: 12 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Friedensaktivistinnen, liebe Friedensaktivisten

Ich bedanke mich herzlich für die Einladung heute hier sprechen zu dürfen und ich bin gerne gekommen.

Der Krieg in der Ukraine eskaliert jeden Tag weiter. Wir müssen mit aller Anstrengung, die wir aufbringen können, mit Weisheit und friedenslogischem Sachverstand die Eskalationsspirale unterbrechen.

Jeder Mensch kann und sollte aus meiner Sicht seinen Beitrag zur Deeskalation leisten. Denn eine Eskalation in einen regionalen Atomkrieg, würde unsere Mutter Erde unbewohnbar machen, wenn nur etwa sechs Prozent der globalen Lagerbestände der Atomwaffen verwendet würden.

Wer gewinnt heute an dem Krieg in der Ukraine? Es sind diejenigen, die Waffen produzieren, es sind auch jene, die Atomwaffen entwickeln und sie bauen und 2022 einen triftigen Grund haben die Logik der nuklearen Abschreckung in die Köpfe der  ächsten Generationen zu brennen.

Heute möchte ich mit euch teilen, warum ich es mehr als sinnvoll finde, hier deutlich Widerstand zu leisten und klar Haltung für die Gewaltfreiheit zu beziehen. Mit dem Fokus Deutschland zum Beitritt des Atomwaffenverbotsvertrags zu bewegen und den Entschluss unseres Landes aus der Kernenergie auszusteigen unbedingt beizubehalten.

Atomkraft und Atomwaffen sind zwei Seiten derselben Lobbygemeinschaft. Beide Seiten der Medaille gefährden in unerträglichem Maß die Zukunft der nächsten Generationen.

Doch, bevor ich hier weiterspreche, erlaube ich mir mit Euch innehalten, um nachzuspüren, um mitzufühlen mit den Opfern, die in knapp zwei Monaten Krieg in der Ukraine, ihr Leben, ihre physische und psychische Gesundheit, ihre geöffneten Herzen und Ihre Hoffnung verloren haben.

Ich lade Dich ein mit mir einzutauchen. Lasst uns unser Herz öffnen. Unser Mitgefühl fliesen.

Mitgefühl für die Menschen, die im Moment in der Ukraine, aber auch im Jemen, in Afghanistan, in Syrien in Israel Palästina in Mali und anderswo in existentieller Not sind, auf Grund von unserem menschengemachten kriegerischen Handeln.

Lasst uns in unserer Vorstellung einen großen Kreis bilden, der den Opfern, der Kriege Schutz bietet. Stelle Dir vor, wie der Kreis immer größer wird. Lasst uns in Gedanken gemeinsam schützende Lieder singen. Lieder, die das Leben ehren. Lieder die Kraft geben, die Trost spenden. Ich lade Dich ein Dir Zeit zu nehmen Dir unseren großen Kreis des Schutzes vorzustellen.

Aus diesem Kreis des Schutzes können wir jetzt auf den Atomwaffensperrvertrag schauen. Der Atomwaffensperrvertrag wird wie ein Marktplatz für Atomkraftwerke benutzt. Anstatt Bewusstsein zu schaffen über die Gefahr, die von der Nukleartechnologie ausgeht, soll die Öffentlichkeit in der Art informiert werden, damit Akzeptanz für die „friedliche“ Nutzung der Kernenergie geschaffen wird. Die Los Alamos Study Group (LASG) beobachtet seit Herbst 1989 die Atomwaffenschmiede an dem Ort, an dem 1945 der erste Atomwaffentest gemacht wurde. Bis heute werden dort neue nukleare Massenvernichtungswaffen produziert. Nach dem Kalten Krieg gab es einen Rückbau des Labors. Ab 1995 wurde der Rückbau der Anlage gestoppt, also in dem Jahr, in dem der Atomwaffensperrvertrag unbefristet verlängert wurde.

USA, Großbritannien, Frankreich, China und Russland sind die fünf offiziellen Atomwaffenstaaten. Sie alle sind nach Artikel 6 des Atomwaffensperrvertrages verpflichtet zeitnah ihre Atomwaffenarsenale auf Null zu reduzieren.

"NPT,
Artikel VI:
Jede Vertragspartei verpflichtet sich, in redlicher Absicht Verhandlungen zu führen über  wirksame Maßnahmen zur Beendigung des nuklearen Wettrüstens in naher Zukunft und zur nuklearen Abrüstung sowie über einen Vertrag zur allgemeinen und vollständigen Abrüstung unter strenger und wirksamer internationaler Kontrolle."

Als ständige Mitglieder des UN Sicherheitsrats haben sie eine besondere Verantwortung alle gewaltfreien diplomatischen Mittel einzusetzen, um den Weltfrieden wiederherzustellen, denn von Ihrer Macht geht eine vernichtende Gefahr aus. Die Ukraine ist als souveränes Land als Opfer der massiven Spannungen der NATO-Atommächte und Russland ausgeliefert Deutschland ist maßgeblich mitverantwortlich für die Entwicklung der Atomwaffe im zweiten Weltkrieg. Unser Land stabilisiert die Kernwaffengefahr durch sein Bekenntnis zur nuklearen Teilhabe und eskaliert die Bedrohung durch den Kauf von Atombomber und die Bereitschaft neue Atombomben und darüber hinaus -brandgefährlich- Hyperschallwaffen zu stationieren.

Der Atomwaffenverbotsvertrag ist der einzige Ausweg aus dem Wahnsinn des Abschreckungsdenkens. Er ist der emanzipierte erfolgreichen Widerstand gegen das imperiale Machtregime der nuklearen Ordnung. Außer dem Beitritt Deutschlands zum

Atomwaffenverbotsvertrag sollten unser Land aus meiner Sicht zügig Verhandlungen mit der Schweiz und Österreich aufnehmen, um innerhalb Europas eine atomwaffenfreie Zone zu beschließen.

Ich fordere die Atomwaffenstaaten der NATO und ihre Teilhaber auf, endlich gemeinsam mit  Russland und China Gespräche und Verhandlungen aufzunehmen, um die zugespitzte Nukleargefahr zu entspannen und, um eine echte Sicherheitsarchitektur zu gestalten. Wir brauchen neue Prozessräume in allen Ebenen der Gesellschaft. Prozessräume, in denen Menschen Atomwaffen in ihren Herzen abbauen können, in denen auf Augenhöhe verhandelt wird. Prozessräume in denen darüber gestritten wird, wie es gehen kann, die Mehrposition zu verlassen, ohne in die Minderposition zu geraten oder in denen Raum ist aus Minderpositionen auf Augenhöhe zu kommen. Der Krieg in der Ukraine fordert uns als Weltgemeinschaft heraus die Militärlogik und die Sicherheitslogik loszulassen denn mit einem Krieg mit Atomwaffen versündigen sich alle Beteiligten an der Zerstörung der Zukunft der nächsten Generationen aller Lebewesen. Nutzen wir unsere Eigenmacht dazu, um in Friedens- und Umweltgruppen aktiv zu sein, damit wir es schaffen die internationale Politik zu bewegen diese Sackgasse zu verlassen.

Vielen Dank.

 

Silvia -Maria- Bopp ist Vorsitzende der Friedenswerkstatt Mutlangen.