Redebeitrag von JunepA bei der Verleihung des Aachener Friedenspreises am Antikriegstag, 1. September 2017 in Aachen

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

wir bedanken uns ganz herzlich für den Aachener Friedenspreis. Wir freuen uns sehr über diese Anerkennung. Es kommt nicht häufig vor, dass Gruppen, die Zivilen Ungehorsam leisten, so öffentlich dafür gewürdigt werden.

Ziviler Ungehorsam – das ist das bewusste Überschreiten von Regeln und Gesetzen, die dazu da sind, ein Unrecht aufrechtzuerhalten. Wir von JunepA haben uns vor knapp 4 Jahren zusammengetan, um als junge Menschen selbstbestimmt und unabhängig Aktionen Zivilen Ungehorsams und andere ähnliche Aktionen organisieren zu können. Wir wollten nicht von einer Elternorganisation abhängig sein, sondern einfach das machen, was uns so wichtig ist: Uns für eine solidarische, ökologische und friedliche Welt einsetzen. Wir haben uns dafür entschieden, uns nicht auf ein bestimmtes Thema zu konzentrieren. Wir finden es toll, wenn Menschen ihr ganzes Leben einem Themenfeld widmen und voller Kraft in diesem Feld agieren. Aber für uns sind so viele Themen wichtig, wir haben so viele Kontakte zu unterschiedlichen Menschen und Zusammenhängen, dass wir uns entschieden haben, uns nicht einzuschränken.

Wir wissen, dass dies der Aachener FRIEDENSpreis ist und dass damit Menschen und Gruppen vor allem für ihr antimilitaristisches Engagement gewürdigt werden. Doch wir nehmen diesen Preis auch mit der Einstellung entgegen, dass ein wirklicher Frieden nur entstehen kann, wenn viele verschiedene gesellschaftliche Themenbereiche beachtet werden. Für den Frieden, den wir erreichen wollen, braucht es alternative Energielösungen abseits von Kohle und Atom, das Ende von Gewalt durch den Staat, mehr globales Denken und lokales Handeln, die Abschaffung von Waffen, Gerechtigkeit zwischen globalem Süden und Norden, solidarisches Miteinander, die Öffnung aller Grenzen, zivile Konfliktlösungen und hierarchiefreie Umgangsformen.

Wir wissen, dass wir mit diesen Forderungen und auch mit unserer Art unsere Forderungen nach außen zu tragen, über die Forderungen vieler Menschen hinausgehen und bestimmte Grenzen überschreiten. Das ist ein elementarer Aspekt des Zivilen Ungehorsams: Eben nicht der Masse folgen, sondern auf das eigene Gewissen zu hören. Wir sehen uns damit in der Tradition vieler Menschen, die vor uns gelebt haben und hoffen, dass wir mit unseren Taten noch viele andere Menschen anstecken können. Und was gibt es in unserer Welt gerade wichtigeres, als Grenzen zu überwinden?

Eine Grenze haben einige JunepA-Aktivist_innen auch im September letzten Jahres überwunden. Viele von euch und Ihnen werden wissen, dass auf einem Bundeswehrstützpunkt in der Eifel, in Büchel, amerikanische Atomwaffen lagern. Neben einer unserer „üblichen“ Blockaden haben wir letztes Jahr dort die Flugbahn besetzt und haben für eine Weile verhindert, dass die deutschen Soldat_innen dort üben können, die Atomwaffen abzuwerfen. Nun wurde ein Verfahren gegen die neun Aktivist_innen eröffnet und es erwartet sie ein Gerichtsprozess. Rechtliche Konsequenzen – die gehören auch zu Aktionen Zivilen Ungehorsams dazu. Das bedeutet aber nicht, dass wir sie schweigend hinnehmen. Wir werden am 18. September und am 18. Oktober lautstark und entschlossen unsere Aktion vor Gericht verteidigen, denn wir halten sie für legitim. Und für uns hören unsere Aktionen nicht nach einer Räumung durch die Polizei auf, sondern reichen bis in den Gerichtssaal hinein.

Wir laden euch herzlich ein, uns zu unterstützen, denn: Dieser Preis ist toll, wir freuen uns riesig darüber. Aber das, was für uns am Ende die größte Anerkennung ist, sind Solidarität und Zusammenhalt auf der Straße.
Vielen Dank!