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Widerstand gegen Atomkrieg 2025
Aktionen an Atomwaffenstandorten 2025
vonDie Doomsday Clock wurde wieder einmal vorgestellt – doch die Atommächte rüsten ungehemmt weiter und „modernisieren“ weltweit ihre Arsenale. In Europa werden „seit Trump“ neue wahnsinnige Atomkriegsphantasien mächtig. Doch auch der Widerstand geht weiter, auf politischer und auf aktionsmäßiger Ebene. Vgl. atomwaffenfrei.de
Die politische Debatte in Europa hat gefährliche Wendungen genommen, seit die herrschende Politik verunsichert ist, ob denn Trump wirklich für Europa zur nuklearen Vernichtungsstrategie stehe. Man sinnt darauf, sich in neue nukleare Geiselhaft zu begeben, also die britischen und französischen Atomwaffen für die europäischen NATO-Staaten insgesamt zu „nutzen“. Polen hat wieder mal sein Angebot erneuert, nuklearer Teilhabestaat der USA zu werden. Und nicht nur vereinzelt wird der Ruf nach einer eigenen deutschen Atombombe laut. Derweil hat Trump keineswegs verkündet, die alten oder neuen Atombomben aus Büchel abzuziehen, die Lieferung der neuen F-35-Atombomber zu verweigern oder die nukleare Teilhabe in der NATO aufzukündigen.
Dritte Staatenkonferenz zum AVV
Nach dem 3. Jahrestag des Atomwaffenverbotsvertrags (AVV) im Januar, an dem viele Gruppen vor Ort aktiv waren und den Beitritt Deutschlands zum AVV forderten, fand Anfang März in New York die 3. Staatenkonferenz zum AVV statt. Deutschland war bislang immerhin in offizieller Beobachterrolle bei den Konferenzen dabei, diesmal: totale Fehlanzeige! Baerbock ließ erklären, die Situation habe sich wegen des Ukraine-Krieges grundsätzlich verändert. Auf der Konferenz sprach allerdings Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay, Koordinator der Mayors for Peace in Deutschland, und warnte eindrücklich davor, in Zeiten zunehmender Spannungen auf nukleare Abschreckung zu setzen: „Der einzige Weg, dies (einen Atomkrieg; M.S.) zu verhindern, ist die nukleare Abrüstung mit dem Ziel der Abschaffung von Atomwaffen.“ Dies ist auch – eigentlich! - das einzig legitime Ziel gemäß des von Deutschland unterzeichneten Vertrages über die Nichtverbreitung von Nuklearwaffen (NVV).
35 internationale ICAN-Partner warnten ebenfalls in ihrem Statement auf der AVV-Konferenz: „Wir erleben eine zunehmende Rhetorik, die Atomwaffen als Sicherheitsstrategie in unseren europäischen Ländern darstellt. Wir jedoch teilen die Überzeugung, dass nukleare Abschreckung niemals eine verantwortungsvolle oder nachhaltige Sicherheitsstrategie sein kann. Nukleare Abschreckung ist keine Lösung - sie ist Teil des Problems. … Sie bedeutet zwangsläufig ständige Bereitschaft, Fähigkeit und Drohung, Massenmord an Zivilbevölkerungen zu begehen. Dies ist ein zynisches Verständnis von Sicherheit. ...“
Neue Atombomber F-35 kommen ab 2026
In Büchel geht der Umbau für die neuen F-35-Atombomber und die „modernisierten“ B61-12 Atombomben weiter. Das „Defence-Network“ berichtete am 2.3.25, dass die F-35A im Zeitraum 2026 bis 2029 an die Luftwaffe ausgeliefert werden, „wobei die ersten acht Luftfahrzeuge am Ausbildungsstandort Ebbing Air National Guard Base in Ft. Smith, Arkansas, USA, verbleiben und bis mindestens zum Jahr 2031 in Kooperation mit der United States Air Force (USAF) für die Ausbildung der deutschen Pilotinnen und Piloten genutzt werden. Die Schulung des technisch-logistischen Personals erfolgt in einer ersten Phase der Umschulung an US-Ausbildungseinrichtungen … und über sogenannte „Mobile Training Teams“ am Standort Büchel – es ist jedoch auch vorgesehen, relativ zeitnah eigene deutsche Ausbildungskapazitäten zu etablieren.“ Wegen der Enge des deutschen Luftraums müsse die virtuelle Simulation in der Ausbildung immens ansteigen, sodass „das Verhältnis simulatorgestützter Ausbildung zu Realflugstunde zukünftig bei etwa 50:50 liegen wird“.
Aktionen gegen Atomwaffen - Ziviler Ungehorsam
Gegen die nukleare Aufrüstung setzen die Friedensgruppen weiterhin auf Aufklärung, politische Lobbyarbeit und Aktionen vor Ort und auch direkt an den Atomwaffenstandorten. Das Friedens-Camp an der Air Base Lakenheath im April 2025 (vgl. Ankündigung in FF 2/25) zeigt die internationale Vernetzung, die natürlich noch intensiviert werden könnte!
Dutzende Aktionen Zivilen Ungehorsams haben in Büchel stattgefunden. Die mutigen Aktivist*innen stehen bis heute vor Gerichten oder haben Geld- oder Gefängnisstrafen zu verbüßen. Die Gerichte bis hin zum Bundesverfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof weigern sich, Beschwerden anzunehmen bzw. sich juristisch mit den Argumenten zur Völkerrechtswidrigkeit der nuklearen Teilhabe auseinanderzusetzen. Die Richterschaft scheut das Völkerrecht wie der Teufel das Weihwasser: „Auf dieses Gleis führen Sie mich nicht“ - so ein Richter gegenüber einem Angeklagten. Zuletzt verbüßte der US-Aktivist Brian Terrell aus Maloy/Iowa/USA eine 15-tägige Ersatzfreiheitsstrafe in der JVA Wittlich von Ende Februar bis zum 12. März. Er wollte mit seinem Go-In auf die Völkerrechtswidrigkeit der Atomwaffenstrategie der NATO hinweisen. Es gibt auch die Möglichkeit, die zivil Ungehorsamen hinsichtlich der Aktions- und Gerichtskosten zu unterstützen: Solikonto: Kontoinhaber Uwe Lutz-Scholten, IBAN DE64 5235 0005 0000 7696 87 bei der Sparkasse Waldeck-Frankenberg, Verwendungszweck "Spende für strafverfolgte GA-Aktive".
Kirchlicher Aktionstag in Büchel am 17. Mai 2025
Der 8. Kirchliche Aktionstag für eine atomwaffenfreie Welt findet am 17. Mai vor dem Haupttor des Luftwaffenstützpunktes Büchel statt. Um 12 Uhr wird ein Ökumenischer Gottesdienst mit Predigten von Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Weihbischof Otto Georgens gefeiert. Es folgen ein gemeinsames Mittagessen sowie Impulse (u.a. von Simon Bödecker von Ohne Rüstung Leben) und Musikbeiträge bis gegen 15 Uhr. - Seit 2018 gibt es Kirchliche Aktionstage in Büchel. Sie werden organisiert von der Projektgruppe "Kirchen gegen Atomwaffen", der Christinnen und Christen aus mehreren evangelischen Landeskirchen sowie der katholischen Friedensbewegung pax christi angehören.
Monatliche Friedensgebete
Weiterhin findet auf der Friedenswiese bei Büchel nahe dem Haupttor zum Luftwaffenstützpunkt einmal im Monat (in der Regel am 1. Freitag) ein ökumenisches Gebet für Frieden und atomare Abrüstung statt. „Im Gebet wird die Sehnsucht nach Frieden bewusst ins Wort gebracht. Das Friedensgebet soll der Erwartung Raum geben, dass der am 22. Januar 2021 in Kraft getretene UN-Atomwaffenverbotsvertrag eine Abschaffung der auf dem Fliegerhorst Büchel stationierten 20 US-Atombomben und sämtlicher ca. 12.700 Atomwaffen rund um den Erdball initiiert.“ Veranstalter ist der Initiativkreis gegen Atomwaffen / Regionalgruppe Cochem-Zell des Internationalen Versöhnungsbundes. Nächste Termine: 9.5.; 6.6.; 11.7.; 8.8.; Kontakt: Thomas Gerhards, bremm [dot] gerhards [at] t-online [dot] de
Fasten gegen Atomwaffen bis zum 9. August
Eine „Fastenaktion bis zum Abzug aller Atomwaffen“ der USA aus Deutschland veranstaltet an den 8. und 9. Kalendertagen bis Juli eine Mahnwache in Köln: Am 8. ab 15 Uhr am Chlodwigplatz und am 9. ab 16 Uhr vor der Antoniterkirche in der Schildergasse. Es sind in diesem Jahr bis zum 9. August insgesamt 19 Fastentage. Den Abschluss bildet ein Dauergebet vor dem Atomwaffenlager in Büchel, vom 8. August, 11 Uhr, bis 9. August, 11.02 Uhr (Zeitpunkt des Bombenabwurfs). Im Anschluss finden eine Gedenkfeier an die Zerstörung Nagasakis und das Fastenbrechen statt. Während des Dauergebetes werden Abschnitte aus der Apokalypse des Johannes, aus Karl Marx' Kapital und Karl Kraus‘ "Die letzten Tage der Menschheit" gelesen und gemeinsam reflektiert, verbunden mit Stille, Gebet, Liedern und Musik. Weitere Beiträge sind sehr willkommen. Ansprechpartner: Reinhard Bergholtz, Köln, und Matthias-W. Engelke, Köln: distelwenk [at] gmail [dot] com
Diskussion mit dem Kommodore des Atombomber-Geschwaders am 2. Juli
Im Kontext der Aktionen in Büchel und Nörvenich wurde mittels Aufrufen und Briefen immer wieder der Kontakt zu den Pilot*innen des Atombombergeschwaders 33 in Büchel, derzeit ausgelagert nach Nörvenich, gesucht. Nun hat sich der Kommodore des Geschwaders zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Ethische Fragen nuklearer Abschreckung“ bereiterklärt. Mit Spannung kann diese öffentliche Diskussion erwartet werden, die am 2. Juli um 18.30 Uhr im Gemeindesaal der Christuskirche Düren stattfindet (Peter-Beier-Platz, 52349 Düren; zehn Minuten zu Fuß vom Bahnhof Düren). Am Podium beteiligen sich Angelika Claußen, Vorsitzende der Deutschen Sektion IPPNW (Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzt*innen in sozialer Verantwortung), Samuel Mbassa, Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 aus Büchel, und Gerold König, Bundesvorsitzender der deutschen Sektion der Internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi. Die Schirmherrschaft für die Veranstaltung hat Frank Peter Ullrich, Bürgermeister der Kreisstadt Düren, übernommen. Düren gehört dem weltweiten Städtebündnis Mayors for Peace an. Außerdem ist die Stadt Düren durch Ratsbeschluss vom 3. Juli 2019 Mitglied des ICAN-Städteappells. Im Kreis Düren liegt Nörvenich, Standort des Taktischen Luftwaffengeschwaders 31 und übergangsweise Flugplatz des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 während der Renovierungsarbeiten in Büchel.
Aktionscamp in Kail bei Büchel, 12.-18. Juli
Marion Küpker und Christiane Danowski organisieren eine Aktions-Woche „Widerstand gegen Atomwaffen in Büchel" vom 12. bis 18. Juli 2025: „Rund um den Jahrestag des Trinity-Tests, des weltweit ersten Atomwaffentests in den USA am 16. Juli 1945, wollen wir gemeinschaftlich den Widerstand gegen Massenvernichtungswaffen stärken und kreativ auf die in der Eifel lagernde Gefahr für alle aufmerksam machen. Unterbringung in Mehrbettzimmern im Fränkischen Hof in Kail mit leckerem selbst gekochten Bio-Essen.“ Eine Teilnahme ist auch für einen Teil der Woche möglich. Anmeldungen an Chris Danowski christiane [dot] danowski [at] web [dot] de
Dezentrale Aktionen am 8. Juli und an den Gedenktagen zu Hiroshima und Nagasaki 6./9. August
Bundesweit werden wieder am 8.7. - dem Mayor-for-Peace-Tag – zur Erinnerung an das Gutachten des Internationalen Gerichtshofs zur Völkerrechtswidrigkeit von Atomwaffen dezentrale Aktionen stattfinden. Am 6. und 9. August jähren sich die Atombombenabwürfe auf die Städte Hiroshima und Nagasaki zum 80. Male. Aktionstermine können dem Netzwerk-Kalender entnommen werden. Plant für diesen wichtigen Termin auch in Eurer Stadt oder Eurem Dorf eine Aktion! Auch das nächste FriedensForum wird sich dieses Themas annehmen.
Atomkriegsmanöver stoppen! Demonstration im Oktober in Nörvenich
Trotz aller aktueller politischer Verwirrungen wird die NATO voraussehbar auch in diesem Jahr wieder Mitte Oktober das Atomkriegsmanöver „Steadfast Noon“ unter Einbeziehung der nuklearen Teilhabestaaten über Europa durchführen. Dabei wird die Bundeswehr erneut völkerrechtswidrig handeln und den Abwurf von Atombomben üben. Gegen dieses Manöver wird am 11. oder 18. Oktober wieder mit einer Demonstration oder/und Aktion in Nörvenich protestiert werden. Die Planungen dazu sind noch nicht abgeschlossen, Ideen zur Gestaltung sind willkommen!
Martin Singe ist im Redaktionsteam des Friedensforums und im Sprecher*innenteam des Aktionsbündnisses „atomwaffenfrei.jetzt“ aktiv.