Die Friedens-Fahrradtour

Auf Achse für Frieden, Abrüstung und ein ziviles Europa.

von Thomas Rödl
Unter diesem Motto fand die Friedensfahrradtour 2005 statt. Sie führte von Amberg in der Oberpfalz, am Truppenübungsplatz Hohenfels vorbei nach Regensburg, an der Donau entlang nach Kehlheim, zum Bombenabwurfplatz in Siegenburg, zum Eurofighter-Montagewerk bei Manching, zu den EADS- Standorten im Hagenauer Forst bei Schrobenhausen, Augsburg- Haunstetten und Ulm, am Truppenübungsplatz Münsingen vorbei, über Tübingen nach Stuttgart und endete an der Europäischen Kommandozentrale der US-Streitkräfte in Stuttgart, bei der Nacht der 100 000 Lichter.  
    wirbt für Schritte zur Abrüstung und eine zivile Außen- und Sicherheitspolitik,
 
 
    wirbt für die Idee einer atomwaffenfreie Zone in Europa, für die Beendigung der atomaren Rolle der Tornado-Kampfbomber der Luftwaffe, für den Abzug der US-Atombomben aus Deutschland, für den Stop der Entwicklung neuer Trägerwaffen für Atomsprengköpfe,
 
 
    wendet sich gegen die Ausstattung einer EU-Armee mit Kernwaffen,
 
 
    wirbt für und beteiligt sich an der "Nacht der Hunderttausend Kerzen" (5./6.8. in Stuttgart und vielen anderen Orten), um den Opfern des Atombombenabwurfs auf Hiroshima zu gedenken und um Bewusstsein für die Notwendigkeit einer atomwaffenfreien Welt zu schaffen.
 
 
    Zugegeben, das sind viele Dinge auf einmal. In den Gesprächen mit PassantInnen und Beschäftigten der Rüstungsbetriebe wurden viele dieser Themen angesprochen, im Zentrum aber stand oft die Frage nach Abrüstung und Arbeitsplätzen (vgl. mein Redebeitrag). Im Flugblatt, das wir während der Fahrt verteilten, wurde der Zusammenhang zwischen Aufrüstung und Sozialabbau einerseits und der Zusammenhang mit der Kampagne "Schritte zur Abrüstung" andererseits hergestellt.

Was heißt nun Aktionsfahrradtour?
Die Friedensradler strampelten nicht nur fröhlich mit flatternden Fahnen durch die Gegend, sie veranstalten auch gewaltfreie symbolische Aktionen an den erwähnten Standorten. Was erreichen wir damit? Im Idealfall einen Kurzbericht mit Foto in den Lokalzeitungen (so z.B. Mittelbayerische Zeitung Amberg und Siegenburg, Donaukurier Manching, Augsburger Allgemeine Zeitung) und Zitaten aus unseren Forderungen, z.B. nach atomwaffenfreier Zone, nach Senkung des Rüstungshaushalts. Wir setzen Impulse mit unseren Flugblättern und in vielen kleinen Gesprächen. 2500 verteilte Flugblätter an diesen Orten sind keine beeindruckende Zahl. Aber wir haben offensichtlich den lokalen Bezug - Militärstandort oder Rüstungsindustrie; und die konkrete eigene Betroffenheit, wenn wir Beschäftigte eines Rüstungsbetriebes erreichen. Unsere Transparente werden von vielen MitarbeiterInnen gesehen und bieten Gesprächstoff unter den KollegInnen. Die Werksleitungen registrieren sehr wohl unsere Aktionen, sie lassen Werkstore schließen, stellen zusätzliches Wachpersonal ab, beauftragen einen PR-Menschen, mit uns zu sprechen. Ich denke, wir vermitteln zumindest, dass wir als Teil einer rüstungskritischen Öffentlichkeit beobachten und begleiten, was sich militär- und rüstungspolitisch tut, und das nicht kommentar- und kritiklos hinnehmen wollen. Die Argumentation, die im Flugblatt wohl deutlich wird, zielt auf eine andere Sicherheitspolitik, die die kontinuierliche Senkung der Rüstungsausgaben beinhaltet, damit wäre ein klarer Rahmen für die Rüstungsindustrie und die Notwendigkeit und Möglichkeit von Konversion gegeben. Wir erheben nicht den anklagenden Zeigefinger gegen RüstungsarbeiterInnen, sondern wollen das Bewusstsein wecken, dass im Rahmen einer anderen Umverteilungspolitik mit Steuergeldern auch Friedliches und Sinnvolles produziert werden könnte. Dem entsprechen unsere Aktionsformen - ein- bis zweistündige Mahnwachen, symbolische 5-Minuten-Blockaden, entspannt, bunt und fröhlich. Das ist vielleicht dem Ernst der Lage nicht angemessen (z.B. wenn mensch an deutsche KSK- Killertruppen in Afghanistan denkt), ist aber wohl die bessere Grundlage für Gespräche. Natürlich kochen mal die Emotionen hoch - "Ihr Hanswursten, dann gäb`s doch noch viel mehr Arbeitslose!" Aber insgesamt überwiegen die zustimmenden Reaktionen aus der Bevölkerung. Auch wirklich unerwartete Statements bekommen wir zu hören, z.B. vom Fahrer des Heizöl-Tankers, der vor dem Tor des EADS-Werks im Hagenauer Forst seinen LKW stoppte, das Fenster runterließ, das Flugblatt nahm und uns zurief: "Macht`s den Laden da zu, dann haben wir endlich unsere Ruhe!"

Zwischen 17 und 22 TeilnehmerInnen zählte die Aktionstour an jedem Tag (insgesamt 30 TeilnehmerInnen), die Stimmung in der Gruppe war hervorragend, viele sind bereit, bei einer ähnlichen Tour im nächsten Jahr wieder mitzuradeln, einige sind auch bereit, sich an der Organisation zu beteiligen. Damit können wir optimistisch und mit neuem Schwung die nächste Tour planen und neue Ideen für gewaltfreie Aktionen an Rüstungs- und Militärstandorten entwickeln.

Weitere Berichte und viele Bilder auf der homepage http://www.schritte-zur-abruestung.de; für InteressentInnen gibts ein Infopaket in Papierform mit Pressespiegel und den Infos zu den Stationen der Tour auf Anfrage, DFG-VK Bayern, Schwanthalerstr. 133, 80339 München, e-Mail: muenchen [at] dfg-vk [dot] de
 

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