Ziviler oder gewaltfreier Widerstand hat in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit auch von Seiten der Friedens- und Konfliktforschung gefunden. So gibt es seit diesem Jahr eine wissenschaftliche Zeitschrift, die sich zum Ziel gesetzt hat, dazu beizutragen, das Feld der „Resistance Studies“, also etwa: „Widerstandsstudien“, zu einem eigenen akademischen Zweig zu machen.

Die erste Ausgabe (Vol 1, No 1-2015) des „Journal of Resistance Studies“, herausgegeben von Irene Publishing, einem kleinen Verlag, betrieben von dem skandinavischen Friedensforscher/Aktivisten Jörgen Johansen, ist kürzlich erschienen. Sie enthält sechs Hauptartikel und eine Reihe von Buchbesprechungen. Zwei der Artikel befassen sich mit dem angesprochenen Ziel, Widerstandsstudien zu entwickeln.

Ebenfalls in den letzten Monaten ist der zweite Band des „A Guide to Civil Resistance“ herausgekommen (siehe die ausführliche Besprechung des ersten Bandes in Friedensforum 2/2014). Bei dem Führer handelt es sich um ein Handbuch, das Literatur zu zivilem Widerstand nach Themen geordnet aufbereitet. Der zweite Band umfasst u.a. Studien über Kampagnen für soziale und ökonomische Gerechtigkeit, Bewegungen von UreinwohnerInnen, ökologische und LGBT Bewegungen. Erstmalig enthält er auch eine kleine Auswahl von grundlegenden Titeln in spanischer, französischer und deutscher Sprache.

Mit dem gewaltlosen Widerstand in Palästina befasst sich ein neues Buch von Marwan Darweish und Andrew Rigby (beide Universität Coventry) mit dem Titel „Popular Protest in Palestine“. Es handelt sich um eine chronologisch aufgebaute Beschreibung der verschiedenen Phasen des Widerstands der palästinensischen Bevölkerung gegen den Verlust ihres Landes und für Selbstbestimmung seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Dabei befassen sich die Autoren auch mit der Rolle, die israelische und internationale AktivistInnen bei der Unterstützung des Widerstands sowie internationale Hilfsorganisationen spielen. Das Buch endet mit keiner besonders positiven Note, obwohl die beiden Autoren ein Hoffnungsszenario, wie sie es nennen, beschreiben: Die Entwicklung einer gemeinsamen und einheitlichen Widerstandsstrategie, international unterstützt durch Boykottkampagnen und diplomatische Bemühungen nach dem Vorbild der Anstrengungen, die zum Zusammenbruch des Apartheidsystems in Südafrika führten.

Die besprochenen Bücher und Zeitschrift:
Journal of Resistance Studies, www.resistance-journal org, ISSN 2001-9947

Carter, April; Clark, Howard und Randle, Michael (Hrsg.) (2013) A Guide to Civil Resistance: A Bibliography of Social Movements and Nonviolent Action, Vol Two. London: Merlin Press. 258 S., ISBN 978-1-85425-108-4, £10.00.

Darweish, Marwan und Rigby, Andrew (2015) Popular Resistance in Palestine. The Uncertain Future of Unarmed Resistance, London: Pluto, 211 S., ISBN 978-0.7453-3509-4, 25 €