Ostermärsche 2002:

"Man ist so jung wie man sich fühlt!"

von Mani Stenner
Initiativen
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In etwa 70 Orten fanden über die Ostertage Veranstaltungen statt und die Ostermärsche waren besser besucht als seit Jahren. Friedensgruppen und Initiativen der GlobalisierungskritikerInnen demonstrieren zunehmend gemeinsam gegen den "Krieg gegen den Terrorismus", für nichtmilitärische Konfliktlösungen, für Abrüstung, Gerechtigkeit und Internationale Solidarität.

Nahostkonflikt zeigt die Ausweglosigkeit der Terrorbekämpfung durch Krieg
Die Spirale der Gewalt in Israel/Palästina hat die Osteraktionen der Friedensbewegung überschattet. Bei allen Veranstaltungen wurde die Besetzung der palästinensischen Autonomiebehörde und die Isolation Arafats scharf verurteilt, die Rückkehr zu Verhandlungen gefordert und Solidarität mit den israelischen und palästinensischen Friedensgruppen zum Ausdruck gebracht. Die Eskalation zum offenen Krieg bringt auch für das israelische Volk nicht mehr sondern weniger Sicherheit. Shalom und Sharon gehen offensichtlich nicht zusammen.

Israel/Palästina ist auch das deutlichste Beispiel dafür, dass Krieg generell eine falsche und kontraproduktive Antwort auf Terrorismus ist, die nur neuen Hass und neuen Terror erzeugt. Gemeinsam mit der Bewegung der GlobalisierungskritikerInnen werden Wege gesucht, die weltweite Gewaltspirale zu durchbrechen. Erinnert wurde bei den Osteraktionen an die Notwendigkeit, den 11. September 2001 als Zäsur für eine neue Politik zu begreifen, eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung aufzubauen und die sozialen Folgen der Globalisierung zu mildern. Westliche Politik muss sich um Prävention, zivile Konfliktbearbeitung und Entwicklung bemühen und auf militärische Intervention verzichten.

Beobachtet wird das Gegenteil. Der Terrorismus ist nur noch Vorwand, um Südostasien aufzurollen und die Gas- und Ölinteressen militärisch durchzusetzen - bis hin zum Einsatz von Atomwaffen ("Mini-Nukes"). Viele Redebeiträge über Ostern warnten eindringlich vor den Kriegsplanungen gegen Irak und forderten eine Absage der Bundesregierung an jede Art der Beteiligung und den sofortigen Abzug der Bundeswehr-Spührpanzer aus Kuweit.

 

Demokratie wagen
Bei den Ostermärschen hat sich eine neu formierende Bewegung gegen die derzeitigen und drohenden Kriege gezeigt und das Image der "in die Jahre gekommenen" unattraktiven Veteranenbewegung abgestreift. Auch für diejenigen, die 20 Jahre Erfahrung in der Friedensarbeit einbringen, gilt: "Man ist so jung wie man sich fühlt".

Die sich neu entwickelnde Bewegung hat keinerlei Illusionen gegenüber den Parteien und klagt zu Recht den Bankrott rot-grüner Außenpolitik und der gesamten politischen Kaste an. Sie formuliert die Alternativen zum Militär als Mittel der Politik und ermuntert die Politiker-verdrossenen Mitbürgerinnen und Mitbürger, sich einzumischen, Demokratie zu wagen und Mitwirkung an den politischen Entscheidungsprozessen einzufordern. Es wird in nächster Zeit allerdings auch darauf ankommen, dass der "neue Schwung" nicht Strohfeuer wird und sich in Aktionismus anlässlich eines Bush-Besuchs oder einem neuen Golfkrieg erschöpft. Friedensarbeit braucht auch Kontinuität. Gerade wegen des Versagens der Parteien müssen wir dafür sorgen, dass sich Bewegung "nachhaltig" entwickelt und ein wichtiger und städnig einflussreicher Teil unserer Gesellschaft wird.

Positive Utopien kommen wieder in Mode: Eine bessere Welt ist möglich - und eine friedlichere auch!

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