Buchbesprechung

Politische Mediation

von Christine Schweitzer

Mediation ist ein Verfahren der Konfliktbearbeitung, das in vielfältigen Feldern zum Einsatz kommt, z.B. als Familien- oder Nachbarschaftsmediation. Mediation kommt aber auch immer häufiger im politischen Raum zum Einsatz, um öffentliche Konflikte, zum Beispiel um städtische Bauvorhaben, zu lösen. Christoph Besemer von der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion, Baden, einer der besten Kenner politischer Mediation, hat sich in einem Band mit dem Untertitel „Prinzipien und Bedingungen gelingender Vermittlung in öffentlichen Konflikten“ befasst und zusätzlich AutorInnen eingeladen, acht Praxisbeispiele zu schildern.

Im Vorwort heißt es: „Große Hoffnungen und Erwartungen löst das Versprechen aus, dass zukünftig die BürgerInnen bei der Planung von Großprojekten und umstrittenen Einrichtungen von Anfang an ernsthaft einbezogen werden sollen. ... Und doch wird es immer wieder auch zu Situationen kommen, in denen sich GegnerInnen und BefürworterInnen unversöhnlich gegenüber stehen.“ (S. 6) Hier setzt die politische Mediation an. Sie kam u.a. zum Einsatz bei dem Ausbau des Großflughafens Wien, bei der Umgestaltung des Wien?er Platzes in München, beim Konflikt um das Rietheimer Feld in der Schweiz, bei einem Konflikt um ein Einkaufszentrum in der Oberpfalz, bei der Interessenkollision zwischen Wasserkraftwerken und Fischerei in der Schweiz, bei der Erweiterung eines Flüchtlingsheims in Köln, bei der Sanierung des Landwehrkanals in Berlin und dem Rückbau des Forschungsreaktors in Geesthacht bei Hamburg. Besemer und die AutorInnen der genannten Fallbeispiele konzentrieren sich in ihren Beschreibungen auf das, was der Untertitel des Buches ankündigt: die Analyse von Erfolgsbedingungen. Zu ihnen gehören u.a. Faktoren wie Beteiligung aller relevanten Konfliktparteien, Verständnis für die „Kultur“ der anderen Konfliktbeteiligten, klare Rolle und Rückbindung der TeilnehmerInnen, konsensuale Entscheidungsfindung und last not least eine wirkliche Umsetzung der Ergebnisse.

Etwas zu kurz kommt dabei die Frage, unter welchen Umständen Mediation das geeignete Verfahren ist und ob es nicht Kontexte gibt, in denen sie letztlich nur den Mächtigen nützt und zur Befriedung und Delegitimierung von Protest dient. Diese Frage will das Buch aber wohl auch gar nicht stellen, sondern eine Handreichung für diejenigen sein, die sich auf das Verfahren einer Mediation einlassen wollen. Als solches ist es sehr interessant und kenntnisreich. Zudem gab es meines Wissens bislang kein Buch, das so viele Informationen über verschiedene Prozesse in einem Band vereinigte.

 

Besemer, Christoph et al (Hrsg.) (2014) Politische Mediation. Prinzipien und Bedingungen gelingender Vermittlung in öffentlichen Konflikten. Freiburg: Werkstatt für Gewaltfreie Aktion und Stiftung Mitarbeit, 212 S., ISBN 978-3-941143-17-3, 12 €

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Hintergrund
Christine Schweitzer ist Co-Geschäftsführerin beim Bund für Soziale Verteidigung und Redakteurin des Friedensforums.