Im September 2012 ist im Dietz-Verlag ein neuer Sammelband zu Syrien erschienen. Die Herausgeberin, Islamwissenschaftlerin Larissa Bender, versammelt auf 200 Seiten 19 Aufsätze von verschiedenen syrischen und deutschen Autorinnen und Autoren, die jeweils bestimmte Aspekte der aktuellen syrischen Situation beleuchten. Alle Texte wurden zwischen April und Juni 2012 speziell für diesen Band verfasst.

Die syrischen Autorinnen und Autoren sind zum Großteil selbst AktivistInnen und Angehörige der langjährigen Opposition, teils immer noch in Syrien, teils im Exil lebend. Auch die länger zurückliegenden Widerstandsaktionen und Traditionen gegen die Repression unter den Diktaturen von erst Hafis und dann Baschar al-Assad werden beleuchtet, wie z.B. der „Damaszener Frühling“ von 2000 oder die Bewegung um die „Erklärung von Damaskus für einen demokratischen Wandel“ von 2005.

Weitere Aufsätze beschreiben die Akteure des Aufstandes. Wesentliche Gruppen der politischen Akteure werden dargestellt, so z.B. die Muslimbruderschaft, die Kurden, die Alawiten, die Christen und kulturelle Gruppen. Ein Aufsatz ist der besonderen Rolle der Frauen im Aufstand gewidmet: „Der Kampf um Würde und Gleichberechtigung“. Die verschiedenen ausländischen Interessen und externe Akteure werden ebenfalls ausführlich beschrieben und in ihrer Einflussrolle bewertet. Die Beurteilung des Übergangs vom politischen gewaltfreien Protest des Anfangs der Rebellion hin zum bewaffneten Aufstand wird verschieden kommentiert, teilweise als alternativlos dargestellt. Gewarnt wird davor, „dass der organisierte bewaffnete Widerstand gewissermaßen zu nihilistischer dschihadistischer Gewalt mutiert“ und deshalb stärker kontrolliert und koordiniert werden müsse (Yassin Al Haj Saleh, S. 75).

Volker Perthes stellt am Schluss des Bandes verschiedene Zukunftsszenarien, meist düstere, dar. Die einzige politische Chance bestehe in einer politischen Vermittlung. Unter Mediation von UN und Arabischer Liga könnte ein Nationales Dialogforum institutionalisiert werden, in dem Übergangsregierung und Opposition vertreten sind. Dieses Forum hätte über einen politischen Neuanfang, eine verfassunggebende Versammlung sowie einen Versöhnungsprozess zu beraten. Der Übergang müsste durch eine starke UN-Mission abgesichert werden.

Insgesamt ein sehr lesenswerter Band, der viele Einblicke sowohl in die syrische Geschichte als auch in die aktuelle Entwicklung gewährt und damit helfen kann, die oft schwer durchsichtigen politischen Prozesse etwas besser zu verstehen.

Larissa Bender (Hrsg.) (2012) Syrien. Der schwierige Weg in die Freiheit. Bonn: Dietz, 216 S., ISBN 978-3-8012-0433-4, 14,90 €.