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Nottuln: „Ein Friedensweg, der Mut macht!“
Zwölf Friedensstationen laden in Nottuln zum Nachdenken ein
von
2022. Es ist zum Verzweifeln. Ein Tsunami bricht über uns Friedensbewegte herein. Talkshows, große Zeitungen, PolitikerInnen-Statements, Berichte und Kommentare in den Medien – alle kennen nur noch eine Richtung: Mehr Waffen, Aufrüstung, mehr Geld für die Armeen, Waffenlieferungen, auch in Kriegsgebiete, Atomkraft und Kohle und Gas erfahren eine Renaissance … Und die Mehrheiten für unsere Friedenspolitik – in den letzten Jahrzehnten mühsam erarbeitet – drohen zu kippen. Von wegen: Frieden schaffen ohne Waffen. Stell dir vor, es gibt Krieg und keiner geht hin. Ohne Rüstung leben, Soziale Verteidigung …
So geht das nicht weiter. Wir brauchen weiter positive Visionen, Mut und Kraft – Friedenslogik statt Militärlogik, Sicherheitsstrategien neu denken. Unsere Zeit kommt wieder. Eine Möglichkeit, Resilienz in diesen schwierigen Zeiten zu behalten, ist der Blick auf die vielen kleinen – oft lokalen – Erfolge der Friedensarbeit. In Nottuln sind diese Erfolge, die Spuren der Friedensarbeit der örtlichen Friedensinitiative (FI) sichtbar. Wer in diesem 20.000 Einwohner*innen-Dorf Beispiele für Frieden sucht, Symbole, Aktionen, Hinweise, der kann sich seit 2017 schon auf den Weg machen. Zusammen mit der FI brachte die Gemeinde Nottuln einen neuen Flyer heraus: „Auf den Spuren des Friedens in Nottuln“. Zwölf Friedensorte werden vorgestellt – so die Friedenskapelle an der Katholischen Kirche, die Kirche unter dem Kreuz der Evangelischen Friedens-Gemeinde und die Stolpersteine, die an die deportierten Juden in Nottuln erinnert. Aber auch drei Bäume im Gemeindepark, die auf die Städtepartnerschaften mit Frankreich und Polen hinweisen. Tourist*innen und Nottulner Bürger*innen finden hier Anregungen, Gedanken und Perspektiven, wenn sie sich auf den Weg machen wollen, um Frieden zu suchen. 12 Stationen laden dazu ein. Eine kleine Straßenskizze weist den Weg zu diesen Stationen. Der Flyer ist bei der Gemeindeverwaltung erhältlich. Alle Orte, alle Symbole sind „Kinder“ der FI, sind Spuren der Friedensarbeit, die die FI seit 1981 hinterlassen hat, Orte und Symbole, die auch Spuren im Mindmap der Gemeinde, in der kommunalen Politik, in der Zivilgesellschaft. Spuren, die auch deutlich machen, welchen Stellenwert die FI mittlerweile in der Kommune und darüber hinaus hat.
Beispiel: Station 2, die Gedenktafel an der von Aschenbergschen Kurie
Mit dieser Tafel wird an die während des Nationalsozialismus ermordeten Jüd*innen aus Nottuln erinnert. Die Namen sind dort eingraviert. Gleichzeitig wird an die Opfer der Lager, des Krieges und der Gefangenschaft, an das Los der Geschundenen und Vergewaltigten erinnert. „Gemeinsame Erinnerungen sind manchmal die besten Friedensstifter." So lautet als Losung das Zitat von Marcel Proust. Frieden heißt, die Vergangenheit nicht zu vergessen, sie zu Rate zu ziehen, wenn es darum geht, heute wachsam zu sein, Rassismus und Menschenfeindlichkeit nicht zu dulden, sondern sich diesem in den Weg zu stellen.
Beispiel: Station 3, die Friedensstele und ein blaues Schaf in der von Aschenbergschen Kurie
2007 schenkte die FI aus Anlass ihr 25-jähriges Bestehen der Gemeinde Nottuln eine Friedensstele. Und die steht jetzt im Rathaus. Ist dort Blickfang. Symbol für die Hoffnung auf Frieden. Die in die Stele eingravierten Symbole der drei Weltreligionen Judentum, Islam und Christentum verdeutlichten die Sehnsucht nach Frieden und den Wunsch nach „Integration der Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religionszugehörigkeit und Kulturen“.
2011 feierte die FI ihr 30-jähriges Jubiläum und installierte zu diesem Anlass 30 blaue Friedensschafe. Mit dieser „Blauschafherde" auf dem Stiftsplatz warb der Aktionskünstler Bonk für ein tolerantes Miteinander und „Wir-Gefühl": Alle sind gleich – jede*r ist wichtig, lautet die Botschaft der Schafherde, die in Nottuln zu bewundern war. Ein Schaf schenkte die FI der Gemeinde Nottuln, das nun im Rathaus „grast“.
„Erinnerung“ ist die Voraussetzung für „Versöhnung“, diese die Grundlage für „Frieden“. Diese Worte, die nun auf der Tür der Versöhnungskapelle stehen, sind die Botschaft des Bundespräsidenten von Weizsäcker in seiner bewegenden Rede zum 8. Mai 1985. Sie sind auch die Botschaft des Nottulner Friedensweges, eine Botschaft für die Nottulner*innen, vor allem auch für die jungen Menschen, eine Botschaft aber auch für die Menschen in St. Amand-M. und in Chodziez, eine Botschaft dazu für die Tourist*innen, die Nottuln besuchen. Sie verbinden Menschen in ihrer Sehnsucht nach Frieden.
Und auf diese Sehnsucht setzen wir. Sie macht Hoffnung - auch in Kriegszeiten, wenn alles nur noch zum Verzweifeln scheint. 2024 - Machen wir weiter!