Redebeitrag für die Hiroshima-Gedenkveranstaltung in Nürnberg am 6. August 2018

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

- Sperrfrist: 06.08., Redebeginn: ca. 21 Uhr -

 

(Mit zwei wechselnden Sprecherinnen)

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Heute, am 6. August 2018, gedenken wir der Opfer der Atombombenabwürfe auf Japan vor 73 Jahren, am 6. August in Hiroshima und am 9. August in Nagasaki.

Hiroshima mahnt!

Zu den 70.000 Sofort-Toten sind Unzählige hinzugekommen. Noch Jahre nach der Atomexplosion starben Hunderttausende an ihren Verbrennungen und Verletzungen, durch die Strahlenkrankheit und strahleninduzierten Krebs. Durch radioaktiv verursachte Genschädigungen setzt sich dies noch über Generationen fort.

Hiroshima mahnt!

Atommächte im Wettrüsten testen ihre Waffen, wollen die Wirkungen der Atomwaffen realistisch kennen und haben deshalb über die Jahre etwa 1000 Atomtests durchgeführt, teils überirdisch, teils unterirdisch und doch nie sicher abgeschlossen. Immer gab es Opfer unter der Zivilbevölkerung.

Hiroshima mahnt!

Die „Zivile Nutzung“ der Atomkraft als Schwester der Atombombe ist keinesfalls besser. Opfer gibt es im Uran-Abbau und der Verarbeitung.

Atomare Katastrophen wie in Tschernobyl und Fukushima zeigen, wie gefährlich diese Technologie ist.

Hiroshima mahnt!

Wir gedenken der Opfer, aber wir wollen uns auch mit aller Kraft dafür einsetzen, dass es keine zukünftigen Opfer mehr gibt! Dafür nötig ist der Ausstieg aus der sogenannten „Zivilen Nutzung“ der Atomenergie. Auch die militärische Nutzung von Atomwaffen muss ein Ende haben.

Hiroshima mahnt!

Schon vor 50 Jahren haben viele Länder im Atomwaffen-Sperrvertrag auf Besitz und Erwerb von Atomwaffen verzichtet. Die neun Atommächte taten dies nicht, aber sie verpflichteten sich zu Verhandlungen hin zur nuklearen Abrüstung.

Hiroshima mahnt!

Dieser Verpflichtung sind sie jetzt 50 Jahre lang nicht nachgekommen! Stattdessen wollen sie heute diese Waffen für die kommenden Jahrzehnte „modernisieren“ und einsatzfähig halten.

Hiroshima mahnt!

Eine solche angebliche „Modernisierung“ soll es auch auf dem Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel in der Eifel geben. Dort lagern ca. 20 US-Atombomben. Mit speziellen Bundeswehr-Tornados wird der Einsatz dieser Atomwaffen geprobt. Die schon etwas älteren Flugzeugbomben sollen durch technische Neuentwicklungen ersetzt werden, die zielgenauer und militärisch besser „einsetzbar“ sein sollen. Dagegen protestiert die Friedensbewegung alle Jahre wieder in Büchel unter dem Motto: 20 Wochen für 20 Bomben!

Hiroshima mahnt!

Im Rahmen der diesjährigen Proteste in Büchel sind auch wiederholt internationale Friedensaktivisten in den Bundeswehr-Fliegerhorst eingedrungen, teils bis zu den Atomwaffen-Bunkern. Dadurch wird nicht die Sicherheit der Bundeswehr-Liegenschaft gefährdet, sondern es wird unübersehbar auf die Gefährlichkeit der dort befindlichen Atomwaffen hingewiesen. Wir erklären uns mit diesen Friedensleuten solidarisch.

Hiroshima mahnt!

Viele Staaten sind mit der ständigen Verletzung der Abrüstungsverpflichtung des Atomwaffen-Sperrvertrags nicht einverstanden. Daraus entstand der Atomwaffen-Verbotsvertrag, der am 7.7.2017 von 122 Staaten der UN-Vollversammlung beschlossen wurde. Er wird formal in Kraft treten, wenn 50 Staaten ihre Ratifikationsurkunde hinterlegt haben.

Hiroshima mahnt!

Der Atomwaffen-Verbotsvertrag wird eine klare internationale Norm etablieren. Diese Waffen sind aufgrund ihrer humanitären Wirkungen nicht legitimierbar, da sie grausam, unspezifisch und nicht kontrollierbar sind. Um Atomwaffen abzuschaffen, muss man sie eindeutig als illegitim definieren – das tut dieser Vertrag.

Hiroshima mahnt!

Der Atomwaffen-Verbotsvertrag verbietet konsequent alle Aktivitäten mit Atomwaffen: nicht nur den Einsatz und die Drohung damit, sondern auch Entwicklung und Herstellung, Tests, Transport und Lagerung, sowie die Unterstützung solcher Tätigkeiten. Es wird keine „Schlupflöcher“ geben wie bisher: Wir fordern, dass Deutschland den Atomwaffen-Verbotsvertrag ratifiziert.

Hiroshima mahnt!

Der Atomwaffen-Verbotsvertrag ist innovativ . Erstmals wird den Opfern der bisherigen Atomwaffen-Historie ein Anspruch auf Hilfe oder Entschädigungszahlungen gewährt. Das betrifft insbesondere die Menschen in den früheren Atomtest-Gebieten im Pazifik, in der australischen Maralinga-Wüste und in Algerien, Und wo die Staaten wirtschaftlich dazu nicht in der Lage sind, haben sie das Recht auf Unterstützung durch die reicheren, entwickelten Länder.

Hiroshima mahnt!

Durch den Atomwaffen-Verbotsvertrag werden die Atomwaffen-Staaten und ihre Vasallen diplomatisch in die Defensive gedrängt, angesichts einer Weltgemeinschaft, die Atomwaffen ablehnt. Zum Druck von außen kommt der von innen durch eine Bevölkerung, die weiß, dass es keinen Schutz durch Atomwaffen gibt, sondern nur Gefährdung. Hier liegt unsere Aufgabe als Friedensbewegung.

Hiroshima mahnt!

ICAN, die internationale Kampagne für die Abschaffung der Atomwaffen hat diesen Atomwaffen-Verbotsvertrag initiiert und dafür den Friedensnobelpreis 2017 bekommen. Wir – als lokale Partnerorganisationen von ICAN – wollen dies propagieren und fordern deshalb, dass die Bundesregierung für die Bundesrepublik Deutschland den Atomwaffen-Verbotsvertrag in New York unterschreibt und der Bundestag ihn ratifiziert.

Euch Besucher hier bei der Hiroshima-Gedenkveranstaltung 2018 fordern wir auf, die entsprechende Petition an die Bundesregierung zu unterschreiben. Dies können sie hier tun, oder zum Beispiel im Friedensmuseum Nürnberg oder an vielen anderen Orten, auch im Internet.

Vielen Dank für euer Engagement.

Hiroshima mahnt!

 

Pfarrerin Gisela Voltz arbeitet für „Mission EineWelt“, Julia Ratzmann ist Leiterin der Pazifik-Informationsstelle.