Redebeitrag für die Hiroshima / Nagasaki- Gedenkveranstaltung am 6. August 2020 in Bremen

 

- Es gilt das gesprochene Wort –

 

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter für eine atomwaffenfreie Welt,

ich bedanke mich ganz herzlich für die Einladung nach Bremen. Es ist mir eine besondere Freude und Ehre heute hier sprechen zu dürfen. Zumal mir seit Jahren bekannt ist, welch Energie und welcher Tatendrang hier gebündelt in der Friedensbewegung vorhanden ist. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass Bremen als erstes Bundesland bereits im Dezember 2017 den Beschluss gefällt und die Bundesregierung aufgefordert hat, dem Verbotsvertrag von Atomwaffen beizutreten. Eine große Ermutigung nicht nur für die nationale Friedensbewegung. Auch dafür herzlichen Dank.

Ich koordiniere als Teil von ICAN die Kampagne „Büchel ist überall – atomwaffenfrei.jetzt“ und bin Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Baden-Württemberg, der ältesten deutschen u.a. von Bertha von Suttner gegründeten Friedensorganisation.

Wir sind heute an einem besonderen Tag zusammen gekommen.

Um den Abertausenden Menschen zu gedenken, die durch die infernalischen Atombombenanwürfe auf Hiroshima und Nagasaki sofort ums Leben kamen sowie an die Zehntausenden, die an den Spätfolgen ihrer Verbrennungen, Verletzungen und der Radioaktivität starben. Und wir erinnern daran, wie viele weitere Hunderttausend Menschen durch die über 2.000 Atomtests und ihre Folgen getötet oder geschädigt wurden.

Jeder einzelnen Person gilt es, kurz innezuhalten. Ihr Schicksal ist unser Antrieb. Denn diese Apokalypse darf sich nie wiederholen.

Mit diesem Innehalten will ich uns auf eine Zeitreise mitnehmen.

Wir schreiben das Jahr 2045. Unendliche Freude. Die Atommächte verkünden bei der Überprüfungskonferenz zum Nichtverbreitungsvertrag in New York feierlich, ihre letzten jeweils 10 Atomsprengköpfe in ihrem Besitz im Laufe des Jahres zu verschrotten. Das Ende des Atomzeitalters ist endgültig eingeläutet. Mit dabei: ein paar Veteranen der internationalen Friedensbewegung, die bereits über 50 Jahre auf diesen Schritt hingearbeitet haben.

Seit dem UN Beschluss zum Verbot von Atomwaffen 2017 und dem Friedensnobelpreis für die internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen ICAN hatte es eine nicht aufzuhaltende Dynamik gegeben.

Nur wenige Jahre zuvor hat Deutschland in Kooperation mit anderen Ländern komplett umgestellt auf eine nachhaltige zivile Sicherheitspolitik.

Es wurde wochenlang getanzt, gelacht. Ein Meer voll Liebe und Freude. Was auch die Geburtenrate steigen ließ.

Vorausgegangen war die einschneidende Erkenntnis in allen Teilen der beteiligten Gesellschaften, dass die weltweiten ökologischen, politischen und sozialen Herausforderungen und Konflikte sich mit militärischen Mitteln nicht nachhaltig lösen ließen.

Nach einer kurzen Phase des Innehaltens im Frühjahr 2020, verstärkt durch die Herausforderungen des Corona Virus, konnten alle ICAN Partnerorganisationen und viele weitere Akteure in Deutschland mit ihrer intensiven Arbeit die Grundlage zum Beitritt Deutschlands zum Verbotsvertrag 2023 legen. Die Bildungskampagne „Sicherheit neu denken“ mit vielen Organisationen der Zivilgesellschaft konnte ab 2020 immer mehr Menschen in Deutschland davon überzeugen, dass wir statt einer stärkeren militärischen Durchsetzung unserer Interessen einen Umstieg in jeder Form benötigen würden. Von militärischer zu ziviler Sicherheitspolitik.

Dieser massive Bewusstseinswandel kam nicht von irgendwo her.

2020 war nicht nur ein Jahr des Innehaltens sondern auch der Rückbesinnung.

150 Jahre Beginn des deutsch-französischen Krieges in Zeiten ständig neuer Kriege in Europa.

75 Jahre Ende des zweiten Weltkrieges.

75 Jahre erste atomare Explosion auf der Erde im US-amerikanischen Bundesstaat New Mexiko in der Nähe der Stadt Alamogordo.

75 Jahre Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki.

75 Jahre Gründung der UNO.

65 Jahre Russell Einstein Manifest.

5 Jahre Beschluss der Sustainable Development Goals, der Nachhaltigkeitsziele, der UN.

Die Atombombenabwürfe 1945 waren ein Fanal. Und so forderte die Generalversammlung der Vereinten Nationen in ihrer allerersten Resolution am 24. Januar 1946 die vollständige Abschaffung von Nuklearwaffen. Weil erkannte wurde, welch Wahnsinn die Forschung, Entwicklung, Produktion und Einsatz dieser Massenvernichtungswaffen haben. Den Irrsinn der Hochrüstung und der Drohung mit der atomaren Vernichtung konnte trotzdem zunächst nicht gestoppt werden. Doch Proteste vielfältiger Art führten zu wichtigen Verträgen und Abrüstungsmaßnahmen.

Und diese Proteste hatten auch nach Ende des Kalten Krieges nie aufgehört. Gestärkt durch das Rechtsgutachten des Internationalen Gerichtshofes von 1996, der den Einsatz und die Androhung eines Einsatz von Atomwaffen als völkerrechtswidrig bezeichnete. Und gestärkt durch die Fokussierung auf die humanitären Konsequenzen von Atomwaffeneinsätzen seit 2010, die 2017 zunächst zum Verbotsvertrag und dann zum Friedensnobelreis führte. Für diese Kehrtwende war ICAN verantwortlich.

Wir lebten 2020 in ganz besonders herausfordernden Zeiten. Ein kleines Virus legte die halbe Welt lahm. Wie durch ein Brennglas wurden Probleme und Konflikte, Ängste und Unsicherheiten aber auch Chancen und Hoffnungen deutlich.

Hoffnungen, die mit einer umfassenden Transformation verbunden waren.

Denn nichts würde so sein wie es vor Corona war. Mutmaßten viele.

Das Verständnis wuchs damit, dass wir kurz-, mittel- und langfristig auf viele Gewohnheiten verzichten müssten. Sorgen, die bei uns und unseren Mitmenschen spürbar waren, wurden zunehmend mehr ernst genommen. Leidenschaftlich und respektvoll wurde diskutiert zu den verschiedenen Vorstellungen einer friedlichen, gerechten und ökologischen Gesellschaft.

2020 wurde zum unverrückbaren Wendepunkt. Die vielen Zeugnisse all jener im Ohr, die ihre leidvollen Erfahrungen von Krieg und (atomarer) Gewalt eindringlich und tagtäglich berichten konnten. Und nichts mehr dabei verdeutlichten als die tiefe Sehnsucht nach Frieden und Sicherheit für alle Menschen auf diesem wunderbaren Planeten.

In diesen Monaten der Einschränkungen setzte sich die Erkenntnis durch, dass uns die Magie der Jahreszeiten so viel Kraft und Halt geben würden. Dass wir viel mehr starke Menschen brauchten, die noch viel mehr Fragen stellen und sich vernetzen würden, anderen den Rücken stärken, die Achtung von Mensch und Natur ins Zentrum allen Tuns stellen. Und damit eine neue Zeitenwende vorbereiten, in der das Mitgefühl und die Solidarität, die Liebe und das Vertrauen im Mittelpunkt stehen. Die aktive Gewaltfreiheit und absolute Nachhaltigkeit.

Aus wenigen Aktiven und etlichen Sensibilisierten wurde eine starke Bewegung für notwendige Veränderungen auf allen Ebenen. National wie international. Aktive, die bereits in den 80er Jahren engagiert gegen die Stationierung der US-Mittelstreckenraketen sowie alle anderen Atomwaffen in Ost und West waren, und eine ganz neue Generation, die durch den Friedensnobelpreis ermutigt wurden, machten sich gemeinsam auf den Weg.

Für die Priorisierung und damit auch finanziellen Stärkung der Gesundheits- Sozial- und Umweltprogramme sowie dem Ausbau nachhaltiger, digitaler Bildung. Bei gleichzeitiger Reduzierung der Militärausgaben.

Endlich setzte sich die Erkenntnis durch, dass - auch begünstigt durch die Politik Trumps incl. der Abzugspläne von 12.000 Soldaten aus Deutschland -Europas Aufgabe und Chance es sei, die Struktur und Kultur ziviler, gemeinsamer Sicherheitspolitik in die globalen Beziehungen zu tragen.

Die notwendigen Schritte und Etappen auf dem Weg zu einer Gesellschaft, die auf Gewaltprävention und Kooperation setzt, wurden klar skizziert.

Und ganz besonders zum Thema Überwindung der nuklearen Abschreckung. Ein über viele Jahre viel zu leises, verdrängtes Thema.

2020 wurde wie schon lange nicht mehr über die Gefahren durch Atomwaffen in Zeiten von militärischem Säbelrasseln diskutiert und gleichzeitig Hoffnung geschöpft. Denn die doomsday clock wurde damals auf 100 Sekunden vor Zwölf gestellt und trieb immer mehr Menschen an.

Die US-amerikanischen Wissenschaftler*innen der Bulletin oft the Atomic Scientists sprachen von „abnormalen“ Zeiten. Verantwortlich dafür waren nach deren Ansicht vorrangig der Klimawandel, die Gefährdung der Demokratie sowie die Aufrüstung aller Atomwaffenstaaten. Eine zentrale Rolle spielten dabei das Erodieren des Multilateralismus, die Kündigung zahlreicher Verträge und die fehlende Bereitschaft zum Dialog. Zum Ausgleich von Interessen, zur Kooperation, Abrüstung und Rüstungskontrolle. Die Gefahr eines Weltuntergangs war damit so groß wie noch nie seit dem Ende des zweiten Weltkrieges! Selbst zu Zeiten der sehr engagierten und zugleich bedrohlichen 80er Jahre stand der Zeiger auf Drei vor Zwölf.

Die vielen verschiedenen Perspektiven zu Atomwaffen entfalteten auf einmal gleichzeitig und ihrer Breite eine ungeahnte Sogwirkung: der humanitären, spirituellen, wirtschaftlichen, politischen, energiebezogenen, wissenschaftlichen, medizinischen, ökologischen, menschenrechtlichen, sicherheitsbezogenen, geschlechtsspezifischen und generationsspezifischen Perspektive.

Eine ungemeine Dynamik entfaltete sich weltpolitisch.

Nach dem Ende des INF-Vertrags gab es nur noch ein Abkommen zwischen Russland und den USA – den "New Start"-Vertrag zur Begrenzung strategischer Waffen. Für die Verlängerung dieses im Februar 2021 auslaufenden Abkommens gab es ab Sommer 2020 endlich entsprechende Verhandlungen.

Weitergehende Gespräche begannen oder verstärkten sich bilateral und multilateral auch mit anderen, Mittelstreckenraketen und Atomwaffen besitzenden Staaten, in- und außerhalb der NATO: Frankreich, Großbritannien, VR China, Indien, Pakistan, Nordkorea, Israel, Iran und Saudi-Arabien.

In Deutschland entfachte sich eine noch wenige Jahre vorher nicht für möglich gehaltene breite öffentliche Diskussion über die Zukunft der nuklearen Abschreckung. Ausgehend von den Bestrebungen, die in die Jahre gekommenen Tornado-Kampfflugzeuge durch neue ersetzen zu wollen. Und damit die nukleare Teilhabe auf Jahrzehnte zementieren zu wollen. Ein milliardenschwerer Irrsinn angesichts klammer Corona-Kassen.

Angetrieben durch eine unnachahmliche wachsende Bewegung um alle deutschen ICAN-Partnerorganisationen besann sich die SPD wieder auf ihre Wurzeln, gelang es nicht nur bei den Grünen den Zusammenhang zwischen den horrenden Ausgaben für neue auch atomare Kampfflugzeuge, den Klimaschutz und die Förderung von Sozial- sowie Bildungsprogrammen deutlich zu machen und auf andere Prioritäten zu setzen.

Viele Kirchen bekannten sich nachdrücklich zum Verzicht auf Atomwaffen. An dem 2012 eingeführten Flaggentag der deutschen Mayors for Peace nahmen mittlerweile 360 der 685 Stadtoberhäupter teil. Im Sommer 2020 hatten 98 Städte den ICAN Städteappell in Deutschland beschlossen, darunter bis auf Dresden alle Landeshauptstädte. Damit forderten sie den nationalen Beitritt zum Verbotsvertrag. Und standen in einer Reihe mit u.a. Sydney, Los Angeles; Paris oder Washington D.C. 531 Abgeordnete aus dem Europaparlament, dem Bundestag und den Landtagen hatten die ICAN Erklärung unterzeichnet. Dem wunderbaren Beispiel der Bremer Bürgerschaft im Dezember 2017 folgte das Berliner Abgeordnetenhaus im Mai 2019, Rheinland-Pfalz im August 2019 und Hamburg im Februar 2020.

Hunderte von Aktivitäten fanden allein bis zu den Gedenkaktionen zu Hiroshima und Nagasaki statt mit der Forderung an die Bundesregierung, keine neuen Kampfflugzeuge für einen Atomwaffeneinsatz zu beschaffen und den Abzug der Atomwaffen aus Büchel einzuleiten, Atomwaffen aufgrund der katastrophalen humanitären Folgen ihres Einsatzes zu ächten sowie den Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen zu unterzeichnen und zu ratifizieren.

Dutzende von Fernsehsendungen widmeten sich dem Thema und machten auch deutlich, wie oft das Überleben der Menschheit auf der Kippe stand, in der Kubakrise, 1983, bei vielen Unfällen. Der Glaube an die Nukleartheologie und den Wunsch, Gott spielen zu wollen, wich endgültig der Erkenntnis, sich von der nuklearen Abschreckung frei schaufeln und Sicherheit auf friedlicher Basis, ohne Waffengewalt, erreichen zu wollen.

Noch 2020 wurde der Verbotsvertrag vom 50. Staat ratifiziert. Entwicklung, Herstellung, Lagerung, Weitergabe, Erwerb, Besitz, Testung und der Einsatz von Atomwaffen wurden für die Vertragsstaaten verboten.

In besonderer Weise überzeugten gerade in jener Zeit die Zeugnisse der Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Mit einer Leidenschaft und Energie hatten sie sich über den Friedensnobelpreis 2017 gefreut! Auf diese Anerkennung, auf die Rückkehr der Menschenwürde hatten sie über 70 Jahre warten müssen.

Kido Sueichi hat den Abwurf der Atombombe auf Nagasaki überlebt. Er sprach im Mai 2019 an der UNO in New York mit einer Jugenddelegation der DFG-VK und der Pressehütte Mutlangen.

„Wir hörten das Geräusch eines Flugzeugs und gerade in dem Moment als ich nach oben schaute um nach dem Flugzeug Ausschau zu halten gab es plötzlich diesen enormen Lichtblitz. Danach kam die Druckwelle. Mehr als 20 Meter wurde ich durch die Luft geschleudert und verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, hörte ich meine Mutter wie sie meinen Namen rief. Meine Mutter war im Gesicht und auf der Brust komplett verbrannt. Mein halbes Gesicht war verbrannt. Seltsam ist, dass ich absolut keine Erinnerung mehr daran habe, wie meine Mutter damals ausgesehen hat. Ich habe mit einem Psychologen gesprochen der sagte, dass die Transformation von ihrer Erscheinung vor der Bombe zu ihrer Erscheinung nach der Bombe jenseits meiner Vorstellungskraft lag und ich den Anblick deshalb verdrängte und aus meiner Erinnerung löschte.“

Setsuko Thurlow, Überlebende aus Hiroshima sprach bei der sehr bewegenden Friedensnobelpreisverleihung:

„Als ich in der Stille und Dunkelheit das Bewusstsein wieder erlangte, fand ich mich eingeklemmt zwischen eingestürzten Gebäudeteilen. Dann fühlte ich plötzlich, wie mich Hände an der linken Schulter berührten und ich hörte einen Mann sagen: „Gib nicht auf! Kämpf weiter! Ich versuche dich zu befreien. Siehst du das Licht, das durch diese Öffnung scheint? Kriech dorthin, so schnell du kannst.” Als ich draußen war, standen die Ruinen in Flammen. Die meisten meiner Mitschüler verbrannten bei lebendigem Leib in diesem Gebäude. Um mich herum sah ich eine heillose, unvorstellbare Verwüstung.“

Die Augenzeugenberichte der Opfer durch die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, aus den Versuchsgebieten u.a. auf den Marshallinseln, in Polynesien, in Nevada und Kasachstan sowie den Abbaugebieten von Uran ließen endgültig niemanden kalt.

Aber auch all die vielen Erlebnisse von Krieg und Gewalt generell ließen wieder und wieder den Atem stocken. Bertha von Suttner hatte viel dazu beigetragen, unsere Augen zu öffnen und neue Wege zu beschreiten, auch durch ihren großartigen Roman „Die Waffen nieder“.

Auf einmal standen nicht mehr die ständigen Kriege im Mittelpunkt der Aufklärung sondern die positiv prägenderen Erfahrungen gewaltfreier Konfliktbearbeitung und zivilen Lösungen. Sowie den Vorbildern, die in den 2.000 Jahren zuvor in vielen Bereichen als Symbolfiguren dafür einstanden, u.a.:

  • Jesus;
  • Bertha von Suttner als erste Frau, die den Friedensnobelpreis erhielt;
  • der württembergische Pfarrer Otto Umfrid, der 1914 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde und dessen 100. Todestag 2020 begangen wurde;
  • Mahatma Gandhi;
  • Martin Luther King („I have a dream“);
  • John Lennon („Imagine there´s no countries. It isn´t hard to do. Nohting to kill or die for and no religion too. Imagine all the People living life in peace“);
  • Joan Baez;
  • die BürgerrechtlerInnen in Osteuropa der 1980er Jahre;
  • der Dalai Lama;
  • die ICAN Direktorin Beatrice Fihn.
  • Und viele Menschen jeweils an ihrer Seite.

Im März 2020 forderte der UN Generalsekretär Gutierrez angesichts des Virus einen weltweiten Waffenstillstand und sorgte damit für großes Aufsehen. Er ergänzte: „Beendet die Seuche namens Krieg und bekämpft die Krankheit, die unsere Welt verwüstet. Bringt die Waffen zum Schweigen, stoppt die Artillerie, beendet die Luftangriffe.“

Im April 2020 schrieb der ehemalige sowjetische Präsident Gorbatschow eindrucksvoll:

"Was wir jetzt dringend brauchen, ist ein Umdenken des gesamten Sicherheitskonzepts. Auch nach dem Ende des Kalten Krieges wurde es meist militärisch ins Auge gefasst. In den letzten Jahren haben wir nur über Waffen, Raketen und Luftangriffe gesprochen....

... Das übergeordnete Ziel muss die menschliche Sicherheit sein: Bereitstellung von Nahrungsmitteln, Wasser und einer sauberen Umwelt sowie Pflege der Gesundheit der Menschen. Um dies zu erreichen, müssen wir Strategien entwickeln, Vorbereitungen treffen, Reserven planen und schaffen. Aber alle Bemühungen werden scheitern, wenn die Regierungen weiterhin Geld verschwenden, indem sie das Wettrüsten befeuern.

Ich werde nie müde zu wiederholen: Wir müssen die Weltpolitik, die internationale Politik und das politische Denken entmilitarisieren.

Um dies auf höchster internationaler Ebene anzugehen, fordere ich die Staats- und Regierungschefs der Welt auf, eine Sondersitzung der UN-Generalversammlung einzuberufen, die stattfinden soll, sobald sich die Situation stabilisiert hat. Es sollte um nichts weniger als die Überarbeitung der gesamten globalen Agenda gehen. Insbesondere fordere ich sie auf, die Militärausgaben um 10% bis 15% zu senken. Dies ist das Mindeste, was sie jetzt tun sollten, als erster Schritt in Richtung eines neuen Bewusstseins, einer neuen Zivilisation."

Im Juli forderte der UN Generalsekretär in diesem Geiste nichts mehr als eine neue Weltordnung.

Entwicklungen in der Menschheit brauchen ihre Zeit. Es braucht Geduld, Zuversicht, Hoffnung, den unbedingten Glauben und Willen zur Veränderung, Leidenschaft, die ansteckt, und einen langen Atem.

Gemeinsam hat die weltweite Zivilgesellschaft bereits so viel erreicht, trotz aller Rückschläge.

Lasst uns den Fokus auf uns und unsere Kraft, die Ermutigungen und den Glauben richten, was wir mit selbstbewusster Gewaltfreiheit, Herzlichkeit und Vernunft alles erreichen können. Lasst uns an das scheinbare Unmögliche glauben, wie ich es aus Sicht des Jahres 2045 beschrieben habe. Lasst uns bereit stehen, als Mensch und Gemeinschaft dieses scheinbar Unmögliche vorzubereiten und zu leben. Eine Welt ohne Atomwaffen, eine Welt ohne Rüstung und Krieg ist möglich.

Danke.

 

Roland Blach ist Geschäftsführer DFG-VK Baden-Württemberg.