Redebeitrag für die Hiroshima / Nagasaki- Gedenkveranstaltung am 6. August 2020 in Bremen

 

- Es gilt das gesprochene Wort –

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Mein Name ist Rudolf Dibbern. Ich gehöre zu der Friedensinitiative der ev. Gemeinde „Unser Lieben Frauen“, und ich freue mich, heute an diesem so denkwürdigen 6.August hier sprechen zu dürfen.

Vor 75 Jahren wurden erstmalig Atombomben gegen die Zivilbevölkerung von

Hiroshima und Nagasaki eingesetzt. Sie haben unbeschreibliches Leid und ungeheuerliche Zerstörung hervorgerufen.

Unsere Friedensinitiative treibt die Sorge um, dass der Rüstungsetat weiter steigt

und dass das Verteidigungsministerium Pläne zum Kauf neuer Kampfbomber in Erwägung zieht, die dann modernisierte Atomwaffen tragen können.

Neulich, im Sommerinterview, wurde die Verteidigungsministerin nach den in Büchel lagernden amerikanischen Atomwaffen gefragt. Sie antwortete kurz und bündig: „Die brauchen wir zur Abschreckung.“ -

Wir halten zusammen mit den Verlautbarungen der EKD von 2007 und 2019 ein solches Denken und Handeln für falsch. Die Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen kann niemals ein Mittel legitimer Selbstverteidigung sein! Denn der Einsatz von Atomwaffen vernichtet die gesamte Bevölkerung und zerstört die gesamte Infrastruktur und die Natur auf unabsehbare Zeit. Deshalb halten wir auch die Strategie der atomaren Teilhabe für falsch, denn damit würden deutsche Piloten amerikanische Atomraketen transportieren müssen auf amerikanischen Befehl hin.

Die UN-Vollversammlung hat im Juli 2017 den Vertrag über das Verbot von Kernwaffen beschlossen. Dieser Vertrag untersagt jegliche Entwicklung, Erprobung, Herstellung, Erwerb oder Lagerung von Kernwaffen. Ebenso untersagt er die unmittelbare oder mittelbare Annahme der Verfügungsgewalt von Kernwaffen.

122 Staaten haben diesen Vertrag vor 3 Jahren beschlossen. Die Atommächte und die Natostaaten – einschließlich Deutschland – boykottieren bis heute diesen Vertrag. Das muss sich unbedingt ändern !

Wir, von Unser Lieben Frauen, haben einen Appell für eine atomwaffenfreie Welt auf den Weg gebracht. Er ist zunächst an alle Bremer evangelische Gemeinden geschickt worden. Bisher gibt es unterstützende Rückmeldungen von 16 Gemeinden. Sodann wurde unser Appell an die Ev.Kirche in Deutschland versandt, damit die EKD für die gesamte Ev. Kirche die Bundesregierung auffordert, den Verbotsvertrag zu unterzeichnen und seine Ratifizierung in die Wege zu leiten.

Unsere Friedensinitiative unterstützt darüber hinaus den ICAN-Städtteappell, der die Abschaffung aller Atomwaffen fordert und die Bundesregierung zum Beitritt zum UN-Verbotsvertrag auffordert. Unsere Stadt Bremen hat sich diesem Städte-Appell 2019 als 10. Stadt angeschlossen, dem inzwischen schon 98 Städte und mehrere Landkreise angehören. Wir begrüßen diese Städte-Initiative ausdrücklich und solidarisieren uns mit dem Bremer Senatsbeschluss.

Es gibt noch viele andere zivile Initiativen, die sich für eine gewaltfreie Konfliktbewältigung einsetzen. Sie alle zu bestärken und zu fördern halten wir für richtig und zukunftsfähig. Dafür sind Finanzmittel allemal sinnvoller eingesetzt als für die Erhöhung der Rüstungsausgaben.

Daher kann unsere Bitte und Forderung an die Bundesregierung nur sein:

  • Sorgen Sie dafür, dass der Atomwaffen-Verbotsvertrag unterschrieben und ratifiziert wird.
  • Sorgen Sie dafür, dass die Strategie der atomaren Teilhabe aufgegeben wird.
  • Sorgen Sie dafür dass die amerikanischen Atomwaffen aus Deutschland abgezogen werden und unser Land atomwaffenfrei wird.
  • Denn Frieden kann nur gemeinsam gelingen, im Miteinander, - nicht durch anhaltendes Freund-Feind-Denken !
  • Hiroshima und Nagasaki mahnen: Niemals wieder Einsatz von Atomwaffen.

Ich danke Ihnen.

 

Rudolf Dibbern ist aktiv bei der Friedensinitiative der Ev. Gemeinde "Unser Lieben Frauen“ in Bremen.