Redebeitrag für die Hiroshima / Nagasaki-Gedenkveranstaltung am 6. August 2022 in Schorndorf

 

- Sperrfrist: 6.8., Redebeginn: 18 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort –

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

mit den Abwürfen der beiden Atombomben über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki haben die USA die Büchse der Pandora geöffnet. (Büchse der Pandora = griech. Mythologie, Zeus war erzürnt drüber, dass Prometheus den Menschen das Feuer gebracht hatte. Er schickte deshalb die schöne Pandora mit einer Amphore, in der sich viele Übel befanden zu dem Bruder von Prometheus. Als dieser die Amphore öffnete, kamen diese Übel über die Menschheit.)

Diesen beiden Kriegshandlungen gingen umfangreiche Atomwaffentests in un-, oder wenig besiedelten wüstenähnlichen Gebieten der USA (New Mexico und Nevada) voraus, bei denen große Mengen Radioaktivität freigesetzt wurden. Wenige Jahre später folgten die Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich mit Atomwaffentests.

Die USA beantragten und erhielten 1946 von der UNO die Marshallinseln als Treuhandgebiet zugesprochen. In den Jahren 1946 bis 1958 siedelten die USA gegen deren Willen die Bewohner einiger Inseln um, um umfangreiche ober- und unterirdische Atom- und Wasserstoffbombentests dort vorzunehmen. Am bekanntesten sind das Bikini-Atoll und die Eniwetok Insel. Hier wurde sowohl die Flora als auch die Fauna restlos zerstört! - Die Ureinwohner dieser Inseln und deren Nachkommen versuchen vergeblich seit vielen Jahren, wieder in ihre alte Heimat zurückzukehren, was leider nicht möglich ist, weil beide Inseln noch heute stark radioaktiv verseucht sind. Auch die Bewohner von meilenweit entfernten Nachbarinseln litten und leiden auch noch heute an den Folgen radioaktiver Strahlung.

In den Jahren 1945 bis 1998 wurden von den Atomwaffenstaaten USA, Sowjetunion (Russland), Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea insgesamt 2.656 Test mit Nuklearwaffen durchgeführt. Nach Schätzungen von Experten sind durch diese Tests ca. 300.000 Menschen getötet worden: - unbekannt ist, wie viele Betroffene noch heute an den Verstrahlungen leiden. Auf den Marshallinseln kommen noch heute viele Menschen mit körperlichen oder mentalen Schädigungen, oder als Totgeburten auf die Welt. Der inzwischen von den USA unabhängige Staat Marshallinseln hat 2014 deswegen Klage bei dem Internationalen Gerichtshof gegen die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Nordkorea, Indien, Pakistan und Israel eingereicht. In dieser Angelegenheit akzeptieren allerdings nur Großbritannien, Pakistan und Indien die Zuständigkeit dieses Gerichts.

Während der Atomtests gab es weltweit Proteste und Kampagnen seitens der Zivilgesellschaft gegen diese Tests. Albert Einstein, Albert Schweizer, der Mathematiker und Philosoph Bertrand Russel und der Philosoph Günter Anders waren u.a. bekannte Persönlichkeiten, die diese Proteste der Zivilgesellschaft unterstützten. In Deutschland wurde von der SPD und dem DGB in den späten sechziger Jahren die Kampagne, „Kampf dem Atomtod“ initiiert. Allerdings wurden diese Aktivitäten der SPD bei Landtags- und Bundestagswahlen von den Wählern nicht honoriert;- die SPD verlor viele Wählerstimmen. Deshalb, und weil auch Kommunisten sich in dieser Bewegung engagierten, kündigten die Sozialdemokraten und der DGB ihre Mitarbeit.

Nach diesem Rückzug der SPD und des DGB wurde von aktiven Atomwaffengegnern die „Kampagne für Abrüstung, Ostermarsch“ gegründet, die noch heute in vielen Ländern aktiv ist. Die verschiedensten Friedensorganisationen, die zu den Ostermärschen aufrufen, wurden als ICAN 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, weil es ihnen zu verdanken ist, dass in der Vollversammlung der UNO der Atomwaffenverbotsvertrag beschlossen wurde.

In dem Gedicht „Der Zauberlehrling“, von J.W. Goethe, ruft dieser „.. die Geister die ich rief, die werd ich nicht mehr los“. Mit dem Atomwaffenverbotsvertrag haben wir nun aber ein Instrument, mit dem wir diese Geister loswerden können, mit dem wir die eingangs erwähnte „Büchse der Pandora“ schließen können. Je mehr Staaten diesem Vertrag beitreten, desto größer ist die Chance, die Menschheit von der Geisel Atomwaffen zu befreien, und diesen „Blauen“ Planeten, der unsere Wohnstatt ist, zu erhalten. Deshalb lese ich noch einmal Auszüge der Abschlusserklärung der ersten Vertragsstaatenkonferenz vor:

Wir fordern alle Staaten auf, dem Atomwaffenverbotsvertrag unverzüglich beizutreten. Wir appellieren an die Staaten, die zu diesem Schritt noch nicht bereit sind, sich kooperativ für den Vertrag einzusetzen und mit uns an unserem gemeinsamen Ziel einer atomwaffenfreien Welt zu arbeiten. Wir machen uns keine Illusionen über die Herausforderungen und Hindernisse, die bei der Verwirklichung der Ziele dieses Vertrags vor uns liegen. Aber wir gehen mit Optimismus und Entschlossenheit voran. Angesichts der katastrophalen Risiken durch Atomwaffen und im Interesse des Überlebens der Menschheit können wir nicht anders. Wir werden jeden Weg gehen, der sich uns öffnet, und hartnäckig daran arbeiten, diejenigen zu öffnen, die noch verschlossen sind. Wir werden nicht ruhen, bis der letzte Staat dem Vertrag beigetreten ist, der letzte Sprengkopf demontiert und zerstört und die Atomwaffen vollständig von der Erde entfernt wurden. Deshalb muss auch Deutschland diesem Vertrag beitreten!

  • Es ist gut, dass wir nicht alleine sind. An vielen Orten der Welt kommen heute Menschen zusammen, um an Hiroshima und Nagasaki zu erinnern, um gegen den atomaren Wahnsinn zu protestieren. Alleine in Deutschland finden in ca. Städten Mahnwachen zu den Atombombenabwürfen statt, so z.B. in
  • Und es gibt große Friedensorganisationen, wie z.B. ICAN (= Internationale Kampagne zur Abschaffung der Atomwaffen) die schon vieles bewirkt haben und unermüdlich im Einsatz sind.

Vielen Dank.

 

Uwe Glund ist aktiv bei der FI Schorndorf.