Rededisposition für die Veranstaltung zum Antikriegstag in Villingen-Schwenningen am 1. September 2018

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

- Sperrfrist: 01.09., Redebeginn: ca. 17 Uhr -

 

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gedenkveranstaltung!

Gedenken verbindet – es verbindet die Vergangenheit mit der Gegenwart und mit der Zukunft.

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Die Vergangenheit erinnert und mahnt uns

  • an die Toten der beiden Weltkriege, an die an Körper und Seele Geschädigten
  • aber auch an alle getöteten, von Gewalt und Flucht traumatisierten Menschen in den vielen weiteren Konflikten und Kriegen seither.

Erinnern und mahnen können wir auf vielfältige Weise:

  • durch Berichte; leider gibt es nicht mehr so viele Zeitzeugen aus dem zweiten Weltkrieg, die berichten können und wollen, aber es gibt unglaublich mutige Journalisten und Berichterstattende von jetztigen Gewalttaten und Kriegen.
  • Erinnern und Mahnen ist auch möglich durch Bücher, Filme, Bilder (wir haben hier eindrucksvolle Bilder von heimischen Künstlern im Alten Rathaus gesehen), durch Stolpersteine, Veranstaltungen und vieles mehr.

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Das Erinnern und Mahnen führt uns von der Vergangenheit in die Gegenwart:

  • Haben wir gelernt aus der Vergangenheit? Jede/jeder einzelne von uns, aber vor allem auch diejenigen, die Kriege verursachen und die an Kriegen verdienen?

Die Antwort ist ernüchternd:

Leider haben viel zu wenige daraus gelernt:

  • Leider haben nicht alle politisch Verantwortlichen daraus gelernt, wohl auch kaum die Waffenproduzenten.
  • Leider haben auch Bürgerinnen und Bürger in unserem Land und in vielen anderen Ländern die Gefahren von Nationalismus und Faschismus nicht erkannt und laufen Rattenfängern hinterher, die Demokratie und Rechtssysteme aushöhlen wollen.

Aber für die jüngste Vergangenheit und die Gegenwart gibt es auch Hoffnungen,

auf internationaler Ebene:

  • Nach jahrelangen Verhandlungen wurden 1972 die biologischen Waffen (kurz B-Waffen) international geächtet.
  • Ebenso wurden nach vielen Verhandlungen 1993 die chemischen Waffen, also C-Waffen, weltweit geächtet.
  • Und seit dem 7.7.2017 läuft das Verfahren zur Ächtung von Atomwaffen:

122 der 193 Staaten der Vereinten Nationen haben den Atomwaffenverbotsvertrag beschlossen,

60 Staaten haben bisher unterzeichnet,

14 Staaten haben bisher ratifiziert (Stand 9. August dieses Jahres).

Wenn 50 Staaten ratifiziert haben, tritt der Vertrag in Kraft.

>>> DGB, Kirchen, viele andere Organisationen - und hoffentlich wir alle - fordern die Bundesregierung auf, dieses Atomwaffenverbot zu unterstützen, den Vertrag zu unterzeichnen und sich für eine Welt ohne Atomwaffen einzusetzen.

1,4 Billionen Euro für Rüstung weltweit im Jahr 2017 mahnen: Wenn diese Summe für Bildung und Gesundheit ausgegeben werden könnte, ginge es vielen Menschen in der Welt besser und wir wären dem Frieden ein Stück näher gekommen!

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Deswegen ist die Forderung von DGB und Friedensorganisationen nicht nur“, „Atomwaffen abschaffen“ sondern insgesamt „Abrüsten statt aufrüsten“.

Diese Mahnung ist die heutige Verbindung zur Zukunft:

  • Für die Kinder, für alle in der Gesellschaft (unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion oder Nationalität) brauchen wir die finanziellen Mittel, die staatlichen Einnahmen – wir brauchen sie zum LEBEN, und nicht für Waffen, die Leben zerstören!

Deshalb fordern DGB und viele andere: Keine Erhöhung des Verteidigungshaushalts (wie ein „America-first-Prediger“ und seine Atomwaffenindustrie das gern hätten),

sondern im Gegenteil: Abrüsten ist die beste Möglichkeit, Gefahren zu vermeiden und die Welt sicherer zu machen.

Antikriegstag und Weltfriedenstag, beides hat seine Berechtigung:

Dagegen sein - gegen Waffen und gegen eine Erhöhung des Rüstungsetats.

Dafür sein – für eine friedlichere Welt mit weniger Waffen und mit der Achtung der Menschenrechte für alle.

Danke.

 

Christa Lörcher ist ehem. Abgeordnete des Deutschen Bundestag (SPD, 1993-2002)