Redebeitrag für den Ostermarsch Hannover am 8. April 2023

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

ich habe heute den Auftrag und die Ehre, Sie im Namen des Organisationsteams für den Ostermarsch begrüssen zu dürfen.

Wir freuen uns, dass Sie unserem Aufruf so zahlreich gefolgt sind.

Zunächst bedanken wir uns ausdrücklich bei der Marktkirchengemeinde dafür, dass wir diese Veranstaltung wieder in der Aegiedienkirche beginnen können, stellt diese doch einen denkbar symbolträchtigen Ort für unser Anliegen dar.

Sie wurde bei den Luftangriffen auf Hannover durch Bomben zerstört und nicht wieder aufgebaut, Als Ruine dient sie heute als Mahnmal für die Opfer von Kriegen und Gewalt.

Und um diese soll es bei diesem wie vielen anderen Ostermärschen von heute und in der Vergangenheit gehen - die Opfer - die Menschen.

Natürlich geht uns bei dem Ostermarsch des Jahres 2023 der Krieg in der Ukraine besonders nah, aber unser Friedensanliegen ist universell und richtet sich gegen jeden Krieg, weshalb wir auch an den Krieg im Jemen -die UN bezeichnen die Lage im Jemen übrigens als schlimmste humanitäre Krise der Welt - in Äthiopien, die Folgen der Kriege und Konflikte im Irak, Syrien und Afghanistan erinnern um nur einige zu nennen.Und weil wir für die Menschen sind, stehen wir für Verhandlungen ein, denn Waffen haben Kriege jedenfalls nie beendet, sondern letztlich waren dieses immer Verhandlungen.

Und darum sagen wir denen, die uns als Friedensbewegung vorhalten, wir seien nicht solidarisch mit der Ukraine - doch, gerade wir sind es, denn wir wollen, dass das Sterben von Soldaten und Soldatinnen
und das von Zivilisten und Zivilistinnen aufhört - und zwar auf beiden Seiten.

Und nein - unser Aufruf zu Verhandlungen ist nicht zynisch gegenüber den Menschen in der Ukraine, wie ich heute wieder als Stellungnahme verschiedenster Politiker in meiner Zeitung lesen konnte - aber wie zynisch muss man eigentlich sein, Menschen, die dafür auf die Straße gehen, dass das grauenvolle Sterben einfacher Menschen aufhört - und zwar sofort !! als zynisch zu bezeichnen?

Mir jedenfalls ist der Gedanke, dass während wir hier stehen Soldaten und Soldatinnen in Schützengräben stehen und sterben und Zivilistinnen und Zivilisten sinnlos verletzt und getötet werden, schier unerträglich.
Nun mag man anderer Meinung sein als wir über den Sinn von Waffenstillstands- oder Friedensverhandlungen - man sollte uns aber in einem Land, in dem Meinungsfreiheit herrscht, den Respekt entgegenbringen, uns dafür nicht zu diffamieren oder zu beschimpfen, sondern unseren Standpunkt gern mit uns diskutieren, aber nicht diskreditieren.

Wir sind solidarisch mit den betroffenen Menschen, nicht mit irgendwelchen nationalistischen oder geopolitischen Absichten.

Daher haben wir mit unserem Aufruf schon deutlich gemacht, dass wir für nationalistische, rassistische, antisemitische oder militaristische Inhalte keinen Platz auf unserem Marsch haben.

Deshalb wollen wir keine Nationalflaggen sehen und keine Themenbanner, die diesen Grundsätzen widersprechen. Bitte tut unseren Ordnern den Gefallen, sie nicht in die unschöne Lage zu bringen, Euch darauf nochmals hinweisen und um das Einrollen bitten zu müssen. Ich habe es ja jetzt bekannt gemacht. Für alle, denen noch ein Bekenntnisschild fehlt, wir haben vorne bei unsrem Friedenspanzer noch Schilder mit Themen wie Wohnen statt Drohnen, Rente statt Raketen, Krieg ist ein Klimakiller und anderen schönen Sachen.

Und, um gleich noch einen Anwurf an die Friedensbewegung aufzugreifen, nein, wir sind nicht rechtsoffen- wie sollte das auch gehen, wann wäre ernsthafte Friedenspolitik je ein rechtes Anliegen gewesen? Rechts ist Militarismus und Kriegstreiberei - aber als Friedensbewegung durchaus gewohnt, angegangen zu werden - in der Vergangenheit als "linksgrün versifft" - und also, wir haben uns nicht verändert.

So, dann lasst mich noch auf folgendes hinweisen: Wenn Ihr auf dem Ostermarsch von netten Leuten mit Sammelbüchse angesprochen werdet - macht ruhig die Herzen und das Portemonnaie auf - die Organisation
einer solchen Veranstaltung kostet Geld und ehrlich - wir haben eigentlich gar keines - am Frieden arbeiten macht nicht reich - nur glücklich.

Das war es von mir, denn jetzt kommt die Person, auf die wahrscheinlich schon alle warten, darum sehe ich zu, dass ich das Feld räume:

Eigentlich brauche ich sie in Hannover keinem mehr vorzustellen. Frau Dr. Margot Käßmann, ehemalige Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und immer noch bekennende Pazifistin.

Vielen Dank, dass Sie sich bereit erklärt haben, heute die Eröffnungsrede des Ostermarsches 2023 zu halten, darüber freuen wir uns sehr.