Redebeitrag für den Ostermarsch Krefeld am 10. April 2023

 

- Sperrfrist: 10. April 2023, Redebeginn: 10 Uhr -
- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Als Anfangspunkt für unseren diesjährigen Ostermarsch haben wir das Rathaus gewählt. Aufgrund des Ukrainekrieges haben viele deutsche Städte ihre Städtepartnerschaften mit russischen Städten auf Eis gelegt, so auch Krefeld mit Uljanowsk. Der Bund für Soziale Verteidigung schlägt nun eine Wiederbelebung dieser Partnerschaften vor, indem man einen Brief an die Kommune, bzw. an den Bürgermeister schreibt. Vielleicht können sich, wie das Friedensbündnis in der Vergangenheit schon öfter mit Ratsanträgen verfahren ist, mehrere Organisationen daran beteiligen, um unser gemeinsames zivilgesellschaftliches Festhalten am Friedensgedanken der Völkerverständigung zu zeigen. Wer sich beteiligen möchte, kann sich bei uns melden.

Unsere heutige Friedensfahrradtour wird uns wieder an verschiedene Stationen führen, an denen bestimmte Themen angesprochen werden:

Die Herausforderungen vor denen wir als Gesellschaft, ja als Menschheit stehen, das sind Armut, Hunger, soziale Ungleichheit, Klima-Krise, Kriege, - und diese wurden durch Corona und werden durch den Ukrainekrieg noch verstärkt.

Verursacher sind machtgierige Geopolitiker und ein mörderisches, neoliberales Wirtschaftssystem, inclusive eines Kampfes um Ressourcen, der mit Menschenrechts-verletzungen einhergeht. Durch Überheblichkeit, Verstärkung von Feindbildern und einem Messen mit zweierlei Maß der Atlantischen Allianz droht aus einem erneuten Kalten Krieg eine irreversible Katastrophe für die gesamte Menschheit zu werden. Unsere Regierung handelt eingebettet in dieses System und verstärkt die Missstände durch: - fortschreitende Privatisierung von Gemeingut, - Förderung prekärer Beschäftigungsverhältnisse, - Renten an der Börse, - ein die Reichen begünstigen-des Steuersystem, - Militarisierung der Gesellschaft und horrende Rüstungsausgaben.

„Which side are you on?”, fragt Billy Bragg in seinem berühmten Song. Wir in der Friedensbewegung wussten immer auf welcher Seite wir stehen, und daran wollen wir festhalten, - wir wollen auch festhalten an der Zivilen Konflikt Bearbeitung, für die wir seit Jahrzehnten kämpfen.

In den letzten drei Jahren hat sich mit zwei Ereignissen in unserer Gesellschaft auffallend etwas verändert,- das sind die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg. Die Positionen und Aussagen von Medien und Politik sind kaum noch unterscheidbar, fast deckungsgleich. So hat es das Friedensbündnis schmerzlich empfunden, dass im vergangenen Monat unsere Diskussionsveranstaltung mit Andreas Zumach in keiner Krefelder Zeitung angekündigt wurde. Diskurs, Kontroverse, Kritik und Selbst-Kritik, andere Standpunkte, In-Frage-Stellen, Streitbarkeit gehören zu einer Demokratie dazu. Aber in einer Art Schwarz-Weiß-Denken findet statt Inklusion eine Ausgrenzung statt, - Pazifisten werden lächerlich gemacht, kritische Wissenschaftler diskreditiert, Protestler werden zu Demokratiefeinden abgestempelt. Es geht ein Riss durch die Gesellschaft und durch die Friedensbewegung.

Das Krefelder Friedensbündnis möchte mit dem Ostermarsch die Seite der Gesellschaft repräsentieren, die nicht mit dem derzeitigen Regierungskurs einverstanden ist und sich wehrt gegen eine einseitige mediale Berichterstattung mit gleichförmigen Kommentaren.

Die Vereinten Nationen haben mit dem Konzept der „gemeinsamen Sicherheit“ den Weg in eine friedliche Welt aufgezeigt. In diesem Geiste kam es 1990 zur Charta von Paris für ein neues Europa, für ein gemeinsames Haus Europa. Daran gilt es anzuknüpfen. Pierre De Gaulles sagt in einem Interview: „Wenn Deutschland, Frankreich und OSZE zu ihrem Wort gestanden hätten, wären wir nicht in der heutigen Situation.“ Ja, Frau Merkel und Herr Hollande schämen sich nicht, öffentlich zugegeben, dass sie nie vorhatten, das Minsker Abkommen umzusetzen. Eine europäische Friedensarchitektur muss aber die Sicherheitsinteressen aller am Konflikt Beteiligten berücksichtigen. Frieden kann nur gemeinsam mit Russland geschaffen werden. Dafür brauchen wir Diplomaten und Friedensstifter.

Der Krefelder Friedenschor hat heute noch in seinem Repertoire das Ostermarschlied aus den 80er Jahren:
„Unser Marsch ist eine gute Sache… Marschieren wir gegen den Osten? –Nein!, Marschieren wir gegen den Westen? – Nein!, wir marschieren für die Welt, die von Waffen nichts mehr hält, denn das ist für uns am besten!“

In diesem Sinne starten wir jetzt zum Krefelder Ostermarsch …..

Vielen Dank.

 

Ingrid Vogel ist aktiv beim Krefelder Friedensbündnis.