Viele Erfolge zum Schutz von Umwelt und Klima

50 Jahre Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)

von Udo Buchholz
Ostermarsch 2017 zur UAA Gronau, Bild: BBU
Ostermarsch 2017 zur UAA Gronau, Bild: BBU

Am 24. Juni 2022 war der 50. Gründungstag des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e. V. In ihm sind Bürgerinitiativen und Umweltverbände aus dem ganzen Bundesgebiet organisiert, die sich für konsequenten Umweltschutz einsetzen. Die Geschichte des BBU ist eng mit der Geschichte der Anti-Atomkraft-Bewegung verbunden, aber auch mit der Geschichte der Friedensbewegung.

In der Vereinssatzung des BBU heißt es: „Vereinszweck ist die Erhaltung und Wiederherstellung der natürlichen Lebensgrundlagen, der Schutz der Natur und der durch Umweltgefahren bedrohten öffentlichen Gesundheit.“  

Der BBU wurde am 24. Juni 1972 von Bürgerinitiativen und Umweltgruppen vor dem Hintergrund des geplanten Baus eines Atomkraftwerks in Wyhl (Baden-Württemberg) gegründet. Zu seinen Mitgliedern gehören heute örtliche Bürgerinitiativen, aber auch große Verbände (z. B. Greenpeace und Robin Wood). Der BBU ist ein überparteilicher Zusammenschluss und als Verein gemeinnützig anerkannt.

Besonders in den 1970er und 80er Jahren hat der BBU Großdemonstrationen gegen Atomanlagen und gegen Atomwaffen mit organisiert, die bis heute nachwirken. Erinnert sei an die Demonstration 1981 gegen das norddeutsche Atomkraftwerk Brokdorf, an der sich 100.000 Menschen beteiligten, sowie an die großen Friedensdemonstrationen gegen die Nato-Nachrüstung in Bonn. Zu den besonderen Erfolgen des BBU und der gesamten Anti-Atomkraft-Bewegung zählen die Verhinderung der Atommüllfabrik (WAA) in Wackersdorf, die Nichtinbetriebnahme des Schnellen Brüters in Kalkar und die endgültige Stilllegung der Hanauer Atomfabriken.

Auch „im neuen Jahrhundert” kann der BBU Erfolge und vielfältige Aktivitäten vorweisen, so z. B. die Verhinderung der Müllverbrennungsanlage in Schwabmünchen/Hiltenfingen (2011) und anlässlich des 25. Jahrestages der Tschernobyl-Katastrophe (2011) die Mitorganisation des bundesweit größten Ostermarschs. Er fand in Gronau statt und führte zur umstrittenen Urananreicherungsanlage. Diese und viele weitere Demonstrationen, die nach der Fukushima-Katastrophe stattfanden, führten zur Stilllegung fast aller Atomkraftwerke in der Bundesrepublik. Weil aber, speziell international, noch immer Atomkraftwerke und Atomanlagen betrieben werden, setzt der BBU seine Anti-Atomkraft-Proteste fort. Und aktuell (Anfang September) steht der Weiterbetrieb der AKW Isar 2 und Neckarwestheim 2 über den Jahreswechsel 2022 / 23 hinaus drohend im Raum. Völlig klar, dass der BBU Demonstrationen gegen AKW-Laufzeitverlängerungen unterstützt.

Besonderes Augenmerk legt der BBU auch auf die Uranfabriken in Gronau und Lingen, die bisher ohne Laufzeitbegrenzung arbeiten. Dabei ist auch zu beachten, dass die Urananreicherungsanlage in Gronau mit der militärisch brisanten Zentrifugentechnik arbeitet, die auch z. B. im Iran zum Einsatz kommt.

Weiterhin große Beachtung findet beim BBU und seinen Mitgliedern der noch immer katastrophale Umgang mit Atommüll. In dem Zusammenhang ist der BBU darüber erfreut, dass es der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (eine BBU-Mitgliedsorganisation) gelungen ist, in jahrzehntelanger Widerstandsarbeit in Gorleben ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll zu verhindern. Wichtig ist nun die sofortige Stilllegung aller AKW und Uranfabriken, damit nicht noch mehr Atommüll produziert wird. Und bei Stilllegung und Rückbau von AKW und sonstigen Atomanlagen ist darauf zu achten, wo die strahlenden Anlagenreste bleiben und wie sie gesichert werden.

Dezentrale Organisation und aktuelle Themenbereiche
Im Gegensatz zu anderen Umweltverbänden ist der BBU dezentral organisiert. Alle Initiativen und Verbände, die sich dem BBU anschließen, behalten ihren Namen und ihre Selbstständigkeit. Das hat zur Folge, dass der BBU in verschiedenen Facetten in Erscheinung tritt: Beispielsweise ist die  Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“, die sich gegen die Atommülllagerung in Ahaus zur Wehr setzt, „BBU”, das Bündnis Heideterrasse, das sich u. a. im Bereich der Wahner Heide engagiert, „ist BBU”, der Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) Niedersachsen „ist BBU“ und auch das Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar (BBMN) „ist BBU“.

Der BBU und seine Mitglieder haben in den letzten fünf Jahrzehnten die Themenpalette stark erweitert. Und die Menge der Umweltgefahren wird immer größer. Der Widerstand gegen Atomanlagen und Atomtransporte ist aber nach wie vor ein zentrales BBU-Thema, denn noch ist der notwendige Atomausstieg nicht vollzogen. Und eine Laufzeitverlängerung für die letzten Atomkraftwerke in der Bundesrepublik lehnt der BBU strikt ab, ebenso den drohenden Bau neuer AKW wie z.B. in den Niederlanden.

Auf der Tagesordnung des BBU und seiner Mitglieder stehen auch viele Bereiche des Natur- und Artenschutzes und die Gentechnik in der Landwirtschaft. Aus Gründen der Anlagensicherheit hatte der BBU Einwendungen gegen das Tesla-Automobilwerk in Grünheide eingelegt.

Massentierhaltung, Gefahren der Tonerstäube und die Sicherheit von Chemieanlagen sind einige weitere der vielfältigen Themen, die vom BBU immer wieder aufgegriffen werden. Im Bereich der Proteste gegen die unkonventionelle Gasförderung (Fracking) ist der BBU bundesweit aktiv und beim Gewässerschutz hat der Freiburger AK Wasser, der auch im BBU organisiert ist, bundesweit einen gewichtigen Namen. Und natürlich ist der BBU aktiv im Kampf gegen die Klimakatastrophe und für weitere Anpassungen an den Klimawandel. Wichtig für den BBU ist dabei u.a. auch ein unverzüglicher Umbau des Verkehrswesens. Der Fern- und Güterverkehr muss von der Straße auf die Schiene verlagert werden und der Öffentliche Personen-Nah-Verkehr (ÖPNV) muss genügend Fahrzeuge und Schienen-Infrastruktur vorhalten. Eine Klammer für viele Aktivitäten der BBU-Mitglieder ist die massive Forderung nach einer umfassenden Energiewende.
Die ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitglieder des BBU sehen es als wesentliche Aufgabe an, die Anliegen der BBU-Mitglieder zu unterstützen. Dies geschieht durch gemeinsame Aktionen und auch durch Lobbyarbeit in Gremien, wie z. B. in der Kommission für Anlagensicherheit (KAS) des Bundesumweltministeriums.

Wer eine Bürgerinitiative oder Aktionsgruppe gründen möchte, kann sich beim BBU beraten lassen. Zur Vernetzung und zum Informationsaustausch zwischen älteren und neuen Initiativen erscheint der BBU-Newsletter, in dem Hintergrundinformationen und Aktionstermine veröffentlicht werden. Frühere Ausgaben können auf der BBU-Internetseite nachgelesen werden. Aktuelle Informationen befinden sich zudem auch auf der Facebook-Seite des BBU. Als weiteren Service bietet der BBU auf seiner Internetseite eine Übersicht zahlreicher Termine aus den Bereichen der Anti-Atomkraft-Bewegung, der Umweltschutzbewegung und der Friedensbewegung an.

Geburtstagswünsche
Der BBU wird sich auch zukünftig für einen konsequenten Umweltschutz einsetzen. Zu seinem 50. Geburtstag wünschte sich der Verband neue Mitglieder (Initiativen, Verbände und Privatmitglieder), die ihr Wissen zum Schutz der Umwelt einbringen, oder die als passive Mitglieder die Umweltarbeit des BBU moralisch und finanziell unterstützen. Freuen würde sich der BBU, wenn sich auch mehr junge Leute für die gemeinsame Umweltschutzarbeit in Bürgerinitiativen und im BBU einbringen würden.

Infos über den BBU (mit Spendenkonto – der BBU freut sich über jede Spende - gibt es unter www.bbu-online.de sowie telefonisch unter 0228-214032. Die Facebook-Adresse lautet www.facebook.com/BBU72. Postanschrift: BBU, Prinz-Albert-Str. 55, 53113 Bonn.

Udo Buchholz (59) ist seit 2010 Pressereferent des BBU und noch länger BBU-Vorstandsmitglied. Er wohnt in der Nähe der Urananreicherungsanlage in Gronau und engagiert sich u. a. für die Vernetzung von Anti-Atomkraft- und Friedensinitiativen.

Ausgabe

Rubrik

Initiativen
Udo Buchholz engagiert sich seit 30 Jahren gegen die Atomindustrie, ist Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) (www.bbu-online.de) und Mitorganisator des Gronauer Ostermarsches.