Buchbesprechung

Aktionsplan für soziale Bewegungen

von Richard Ackva

Mit größter Wahrscheinlichkeit wird der "Aktionsplan für soziale Bewegungen" in den Bewegungen zu Frieden, weltweiter Solidarität oder Ökologie ein Bestseller werden, da er ein Defizit beseitigt. Bisher gab es kein praktikables und analytisches Instrumentarium "mit dem sich soziale Bewegungen überprüfen und organisieren lassen“ (S. 9). Den Zweck des Aktionsplanes, "AktivistInnen Hoffnung und Energie zu geben, die Effektivität von sozialen Bewegungen zu steigern und der Entmutigung entgegenzuwirken" (S. 10), kann der Plan gut erfüllen. Mir hat er zumindest bei der Vorbereitung auf ein Referat über den Stand der Arbeit gegen Rüstungsexporte sehr geholfen.

 

Der Aktionsplan basiert auf einem mehr als 25-jährigem Engagement des US-Amerikaners Bill Moyer in verschiedenen Bewegungen, sei es in der Bürgerrechtsbewegung oder in den Bewegungen gegen Atomwaffen und - kraft oder gegen den Vietnamkrieg. Moyer unterscheidet zwischen "Herrschenden", "Öffentlichkeit" und "Bewegung/Opposition" und skizziert kurz die Strategie der "Herrschenden" und der "Bewegung". Die entscheidende Aufgabe der sozialen Bewegungen sei "der Kampf zwischen der Bewegung und den Herrschenden um die Herzen (die Sympathie), die Köpfe (öffentliche Meinung) und die aktive Unterstützung durch die Mehrheit der Bevölkerung: Denn diese hat es letztlich in der Hand, ob der Status quo erhalten bleibt oder Veränderungen möglich sind" (S. 7). Jede erfolgreiche soziale Bewegung durchläuft acht Phasen - angefangen bei den "Normalen Zeiten", über "Identitätskrise und Machtlosigkeit" bis hin zu "Erfolg'' und "Fortsetzung des Kampfes". Für jede Phase gelingt es Moyer, anschaulich und motivierend die jeweilige Rolle der "Herrschenden", der "Öffentlichkeit'' und der "Bewegung" darzustellen. Als durchgehendes Beispiel wählte der die Anti-AKW-Bewegung in den USA über Jahrzehnte.

Problematisch an dem Aktionsplan ist, daß er an manchen Stellen sehr statisch - positiv formuliert idealtypisch - wirkt. So gibt es für Moyer faktisch keine fließenden Grenzen bei dem, was er als die "Herrschenden" bezeichnet. Interessensunterschiede und Machtkämpfe untereinander kommen nicht vor. Ähnlich monolithisch verhält es sich bei der "Bewegung". Desweiteren ist es sicherlich typisch US-amerikanisch, wenn Moyer das Verhältnis von "Kapital und Arbeit" ausklammert. Diese Schwächen beeinträchtigen dennoch den hohen Nutzwert des Aktionsplans in keinster Weise. Allen, denen an Veränderungen gelegen ist, kann ich das Buch wirklich nur sehr empfehlen.

Richard Ackva ist Referent für Friedensfragen beim Versöhnungsbund.

 

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Richard Ackva, Referent für Friedens¬fragen beim Versöhnungsbund